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Mesut Özil (l) neben Bundestrainer Joachim Löw.

© dpa

Mesut Özil und der DFB: Joachim Löw hat sich lange genug versteckt

Präsident Reinhard Grindel hat sich im Fall Özil geäußert, die ersten Teamkollegen auch. Nur der Bundestrainer darf weiter schweigen. Warum eigentlich? Ein Kommentar.

Von Katrin Schulze

Wer dachte, das Thema muss doch nun endlich einmal beendet sein, dem sei gesagt: noch lange nicht. So lange der Bundestrainer nicht darüber geredet hat, und Joachim Löw muss sich in diesem Amt sowohl zum Fall Mesut Özil als auch zu dem frühen WM-Aus der Fußball-Nationalmannschaft ausführlich äußern, so lange wird die Angelegenheit Deutschland noch beschäftigen, mindestens.

Wenigstens haben die ersten Nationalmannschaftskollegen, die zuvor auch viel zu lange geschwiegen haben, nun ihre Worte wiedergefunden. Erst Julian Brandt, der wie selbstverständlich sagte, dass das erste Ausscheiden der Nationalelf in der Vorrunde einer WM natürlich nicht die Schuld Özils war, wie es der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in einzigartiger Ungeschicktheit vermittelt hatte.

Neuer sieht Verantwortung beim DFB

Und jetzt hat auch Manuel Neuer gesprochen, der Kapitän. Wenn er sagt, dass die Debatte um Özil und dessen mit Rassismus-Vorwürfen versehenen Rücktritt aus der Nationalmannschaft „sehr anstrengend war“, reicht das natürlich nicht aus. Auch nicht, wenn Neuer versichert, dass Özil innerhalb der Mannschaft sicherlich keinen Rassismus erfahren habe.

Trotzdem hat Neuer bemerkenswert deutlich den richtigen Adressaten gefunden: „Es ist die Aufgabe der Verantwortlichen des DFB, die Mannschaft zu strukturieren und dieser wieder ein Gesicht zu verpassen.“ Genau darum geht es. Dem Verband, so scheint es, kam es ganz gelegen, dass das Thema Özil groß und größer wurde, weil man so von der eigenen sportlichen und organisatorischen Schwäche ablenken konnte.

Ja, es ist gut, dass Özil eine gesellschaftliche Debatte um Alltagsrassismus in Deutschland ausgelöst hat. Doch der DFB darf sich nicht dahinter verstecken. Er muss dieses Thema aufarbeiten. Darüber hinaus muss er aber auch endlich sportliche Antworten geben – und seinen Bundestrainer in die Pflicht nehmen. Joachim Löw hat sich schon viel zu lange versteckt.

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