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Urgewalt auf dem Centre Court. Matteo Berrettini ist 1,96 Meter groß und wiegt 95 Kilogramm. Kein anderer Topspieler im Tennis ist ähnlich schwer. Entsprechend hart sind auch seine Schläge. Besonders mit dem Service und der Vorhand kann der 25 Jahre Römer enormen Druck ausüben.

© Shutterstock/Imago

Finalgegner von Novak Djokovic in Wimbledon: Matteo Berrettini ist das schüchterne Kraftpaket

Matteo Berrettini hat das Spiel, um Novak Djokovic im Wimbledon-Finale gefährlich zu werden – am Ende entscheiden die Nerven.

Matteo Berrettini ist ein Berg von einem Menschen. Der 25 Jahre alte Römer misst 1,96 Meter und wiegt stolze 95 Kilogramm. Kein anderer Topspieler im Tennis bringt ein derartiges Gewicht auf die Waage, entsprechend krachend sind auch Berrettinis Schläge. Sein erstes Service ist praktisch unreturnierbar, auch die Vorhand nahezu waffenscheinpflichtig.

Mit seinem massigen Oberkörper bringt er jede Menge Wucht hinter den Ball und trotzdem ist Berrettini nicht unbeweglich. Was auch daran liegt, dass seine Beine eher dünn sind. In Wimbledon, wo er am Sonntag das Finale gegen Novak Djokovic bestreitet (15 Uhr/Sky), musste er über seine Erklärungen dazu sogar selbst lachen: „Ich schwöre, dass ich meine Waden trainiere, auch wenn es nicht so aussieht. Aber das liegt in der Familie“, sagte er darauf angesprochen.

Doch nicht nur mit seinen Körperproportionen überrascht der Italiener immer wieder Menschen, die ihn nicht kennen. Denn seine ruhige, fast schüchterne Art will so gar nicht zu dem Äußeren passen. Spricht Berrettini, tut er das sehr bedacht und überlegt. Er wirkt dabei zurückhaltend, ja beinahe schon leise. Der Kontrast zu seiner Spielweise auf dem Tennisplatz könnte nicht größer sein.

Ähnlich groß ist am Sonntag die Herausforderung, der sich Berrettini stellen muss. Als erster Tennisspieler aus Italien hat er in Wimbledon das Finale erreicht, sein erstes bei einem Grand-Slam-Turnier überhaupt.

Djokovic könnte seinen 20. Grand-Slam-Titel holen und Federer und Nadal gleichziehen

Gegenüber steht ihm Djokovic, der bereits zum 30. Mal in einem Endspiel bei einem der vier wichtigsten Tennisevents steht und den 20. Sieg anstrebt. Djokovic würde damit zu Roger Federer und Rafael Nadal aufschließen und nach seinen Siegen in diesem Jahr in Melbourne und Paris den Traum vom Golden Slam weiterleben lassen. „Das würde mir alles bedeuten“, hatte der Serbe nach seinem Halbfinalerfolg gegen Denis Shapovalov aus Kanada gesagt.

Vor zwei Jahren konnte Djokovic in einem epischen Duell Roger Federer bezwingen, der zuvor im Achtelfinale Berrettini in drei ganz klaren Sätzen ausgeschaltet hatte. Damals war der Italiener ein einziges Nervenbündel und gewann trotz seines gewaltigen Aufschlags nur fünf Spiele.

Die Psyche wird am Sonntag auf dem vollbesetzten Centre Court sicherlich eine große Rolle spielen, aber Berrettini hat sich inzwischen weiterentwickelt. Fünf Titel hat er in seiner Karriere gewonnen, zwei davon auf Rasen – zuletzt den in Queens. Der Mann aus Rom ist deswegen der logische Finalkontrahent des Überspielers Djokovic.

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Ob er auch eine Chance auf den Sieg hat? So paradox es klingen mag: Djokovic hat bisher in Wimbledon nicht hundertprozentig überzeugt, auch weil der Weg ins Finale vergleichsweise einfach war. Der Serbe spielte aber stets so, dass es letztlich doch zu einem mehr oder minder glatten Sieg reichte, auch im Halbfinale gegen Shapovalov, der zwei Sätze lang der bessere Spieler war.

Aber bekanntermaßen sind es oft genug die Nerven, die in einem Grand-Slam- Finale den Ausschlag geben. In dieser Hinsicht ist Djokovic mit Abstand der stärkste Spieler und deswegen könnte es für Berrettini nicht schwieriger sein. Zuletzt trafen die beiden in Roland Garros im Viertelfinale aufeinander. Auf der langsamen Pariser Asche dauerte es zwei Sätze, ehe der Italiener seine Lockerheit gefunden hatte und Djokovic beinahe noch in einen Entscheidungsdurchgang gezwungen hätte.

Diese Leistung sollte ihm zusätzliches Selbstvertrauen geben und nach dem Halbfinale am Freitag klang es auch durchaus so, als könnte Berrettini gut einschätzen, wie stark er derzeit spielt: „Ich denke, dass ich völlig verdient im Finale stehe. Und das möchte ich am Sonntag genießen“, sagte er. Am besten würde das natürlich funktionieren, wenn es für ihn zum Wimbledonsieg reichen würde.

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