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Alles schön hier. Nordkoreas Spielerinnen (und viele Herren in Anzügen) inspizieren die Halle in Gangneung.

© Reuters

Olympisches Eishockeyteam von Korea: Männer ohne Sinn für Einheit

Warum Korea nur ein gemeinsames Eishockeyteam bei Olympia stellt und bei den Männern Südkorea allein an den Start gehen wird.

Es ist ein Bild von anlächelnder Absurdität. Zwei blauäugige Kanadier, gewamst im Jeogori, der hüftlangen koreanischen Trachtenjacke, halten grinsend ihre Einbürgerungsurkunden in die Fotografenlinse. Die breite Zahnlücke beim kleineren Mann verrät seine Profession: Michael Swift ist Eishockeyprofi, genau wie sein alter kanadischer und seit 2014 neuer südkoreanischer Mitbürger Brian Young. Beide werden in drei Wochen für Südkorea auf dem olympischen Eis stehen. In einem zusammengecasteten, gutem Team – ein absurdes Konstrukt, das zur Zeit kaum interessiert, weil alle Sportwelt von dem gemeinsamen Eishockey-Frauenteam von Nord- und Südkorea spricht, das als „Signal der Einheit“ bei den Spielen in Pyeongchang an den Start geht.

Dabei wäre es ein noch größeres Statement gewesen, auch bei den Männern im Einheitsteam anzutreten. Doch das kam angesichts des sportlichen Ungleichgewichts beider Staaten nicht zustande. Südkorea, gespickt mit eingebürgerten Nordamerikanern, ist bei den Männern jahrelang zu einem großen Zwerg gereift. Das Team wird im Mai in Dänemark erstmals bei einer A-Weltmeisterschaft antreten. Nordkorea (Weltranglistenplatz 39) spielt vorher bei den Männern international in der fünften WM-Klasse gegen Eishockeyzwerge wie Mexiko und Neuseeland. Bei den koreanischen Frauen ist das Gewicht anders verteilt, Nordkorea liegt in der Weltrangliste auf Platz 25, Südkorea liegt auf Rang 22.

Korea, einig Eishockeyland. Sarah Murray (l.) betreut das Team.
Korea, einig Eishockeyland. Sarah Murray (l.) betreut das Team.

© Kyung-Seok/Reuters

Die ganz großen sportlichen Demütigungen werden der Mannschaft bei Olympia wohl erspart bleiben. Gegen Olympiasieger Kanada und die USA werden sie nicht spielen, die besten vier Mannschaften der Welt spielen in einer anderen Gruppe. Einheit Korea wird gegen Schweden, die Schweiz und Japan nicht die ganz hohen Packungen bekommen – auch wenn alles andere als deftige Niederlagen auch hier Überraschungen wären.

Der Krefelder Martin Hyun, Sohn südkoreanischer Eltern, hat im olympischen Küstenort Gangneung den Bau der beiden olympischen Eishallen mitgestaltet. Er sagte dem Tagesspiegel: „Eishockey, kommt in Südkorea etwas exotisch daher. 2675 registrierte Spieler gibt es in Südkorea und 30 Hallen, das ist wenig.“ In Nordkorea gibt es sogar nur drei Eishallen. Trotzdem sind zwölf Spielerinnen der nordkoreanischen Eishockey-Nationalmannschaft der Frauen am Donnerstag mit großem Bahnhof in Südkorea eingetroffen. Das „Signal der Einheit“ könnte ein kleiner großer Schritt in der Annäherung beider Systeme werden. Sie seien froh, „mit den südkoreanischen Spielerinnen vereint zu sein“, sagte der nordkoreanische Trainer Pak Chol Ho nach der Ankunft in Südkorea. Mit hundertundeinprozentiger Sicherheit hat er den Satz vorformuliert mit im Gepäck gehabt.

Das Vorhaben ist in Südkorea allerdings fröhlich umstritten. Die Spielerinnen haben schon gemault. Torhüterin Shin So Jung sagte der Zeitung „Chosun Ilbo“, dass ihre Mitspielerinnen „frustriert und entmutigt“ seien. Angeblich sind 70 Prozent der Südkoreaner gegen ein vereinigtes Eishockey-Team. Und der Weg in die Spiele wird nun recht steinig. Zunächst trainieren zwölf Nordkoreanerinnen noch getrennt von 23 Südkoreanerinnen, erst die Tage will Trainerin Sarah Murray, eine US-Amerikanerin, das Team zusammenführen. Vor ihrem ersten Spiel bei den Spielen am 10. Februar gegen Schweden hat die Mannschaft nur ein Testspiel. Wenn alles normal läuft, endet Olympia für Team Korea am 14. Februar mit dem letzten Vorrundenspiel gegen Japan.

Erst einen Tag später beginnt das olympische Eishockeyturnier für die Männer, da könnte Südkorea eine bessere Rolle spielen als zuvor die Frauen aus ganz Korea. Männer-Cheftrainer Jim Peak sagt allerdings: „Wenn wir bei Olympia eine Chance haben wollen, sollten wir die Eisfläche schräg bauen und die Gegner bergauf spielen lassen.“

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