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Die Mainzer Pierre Kunde Malong (rechts) und Taiwo Awoniyi.

© Alexander Hassenstein/AFP

Zeichen gegen Rassismus: Mainz 05 begrüßt Kündigung von rassistischem Mitglied

Eine Person tritt aus rassistischen Motiven aus dem Verein aus – und Mainz 05 macht klar, dass solche Leute im Klub sowieso nichts zu suchen haben. 

Fußball-Bundesligist Mainz 05 hat am Montag ein deutliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Unter der Überschrift „ Kein Platz für Rassismus“ veröffentlichte der Verein auf seiner Homepage den Auszug eines Schriftwechsels zwischen einem ehemaligen Mitglied und dem Verein. Darin beschreibt das Ex-Mitglied, warum es dem Klub nicht mehr angehören möchte. „Ich kann mich mit diesem Verein (Profifußball) schon seit Monaten nicht mehr identifizieren! 

Mittlerweile bekomme ich den Eindruck vermittelt, dass ich beim Africa-Cup bin, anstatt in der deutschen Bundesliga“, schreibt die Person. Der offensichtlich schon erwartete Rassismus-Vorwurf wird in diesem Zusammenhang bereits vorsorglich zurückgewiesen. „Ich weiß was jetzt kommt, aber nein, ich bin auf keinen Fall rassistisch veranlagt – das verbitte ich mir. Nur, was zuviel ist, ist zuviel“, heißt es weiter – nur um dann direkt eine Tirade gegen Mainzer Spieler mit anderer Hautfarbe abzulassen. 

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„Aber wenn seit Wochen in der Startformation neun (!!!) dunkelhäutige Spieler auflaufen und deutschen Talenten kaum noch eine Chance gegeben wird, dann ist das nicht mehr mein über die Jahre liebgewonnener Verein.“ Der Verein antwortete darauf – und machte deutlich, dass die Kündigung den Klub nicht sehr schmerzt.

„Auch wenn wir normalerweise Kündigungen bedauern und um jedes Mitglied leidenschaftlich kämpfen, können wir unser Bedauern in Ihrem Fall nicht ansatzweise ausdrücken“, heißt es in einer Antwort des Fan-Services des Vereins, der auch über Twitter verbreitet wurde. „Rassismus beginnt da, wo rassistische Gedanken geäußert werden, nicht nur, wenn sich jemand selbst als Rassist bezeichnet – was in den seltensten Fällen vorkommt.“

Für den Verein spielten Hautfarben oder andere gruppenbezogenen Merkmale keine Rolle. „Aus diesem Grunde freuen wir uns vielmehr über Ihre Kündigung, da Ihre Begründung offenbart, dass Sie nicht die Wertebasis besitzen, die unseren Verein auszeichnet“, schreibt der Verein weiter. 

Besonders perfide sei es, dass die Person die Hautfarbe von Spielerin in einer für den Verein sportlich schwierigen Phase thematisiere – und einer Zeit, in der aufgrund des Todes von George Floyd viele Solidarisierungsbekundungen stattfänden, auch von Fußballern der Bundesliga. Die Antwort des Vereins schließt: „Anders als bei Ihnen gilt für uns uneingeschränkt: ‚Black Lives Matter’.“ 

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Am Wochenende wurden bei mehreren Bundesliga-Spielen Zeichen gegen Rassismus gesetzt, Spieler solidarisierten sich mit den weltweiten „Black Lives Matter“-Protesten. Schweigend sanken die Profis vor den Partien in Dortmund am Samstag sowie Bremen und Berlin am Sonntag rund um den Mittelkreis nieder und zeigten sich so nach dem brutalen Tod von George Floyd solidarisch. Auch Ersatzspieler und Trainer schlossen sich den beeindruckenden Signalen aus der Bundesliga am Wochenende an. 

Mehrere Teams wärmten sich zudem in T-Shirts mit unterschiedlichen Botschaften gegen Rassismus auf. Der Mainzer Pierre Kunde Malong ging nach seinem Tor gegen Eintracht Frankfurt ebenfalls in die Knie. „Als Schwarze haben wir genug Ungerechtigkeiten erlitten, und wir müssen zusammenarbeiten, um dagegen anzukämpfen“, schrieb der 24-jährige Kameruner auf Instagram.

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Der FC Bayern München setzte sowohl mit seinen Fußballern als auch mit den Basketballern ein Zeichen. Beim Fußball-Spiel des deutschen Rekordmeisters in Leverkusen und beim Auftaktspiel der Basketballer beim Bundesliga-Finalturnier trugen Spieler T-Shirts der Vereins-Aktion „Rot gegen Rassismus“. Die Basketball-Bundesliga hatte das Meisterturnier in München vorab unter der Motto „Vereint gegen Rassismus“ gestellt.

Auch die Bayern-Fußballerinnen sollten sich am Sonntag vor dem Auswärtsspiel in Potsdam der Aktion ihres Klubs anschließen. Mit einem speziellen Trauerflor unterstützte der FC Bayern zudem die „Black Lives Matter“-Bewegung („Schwarze Leben zählen“). Die Aktion sei aus der Mannschaft gekommen, sagte Trainer Hansi Flick: „Das ist in der heutigen Zeit enorm wichtig, dass man immer wieder darauf aufmerksam macht, was schief läuft“, meinte der 55-Jährige. 

Der frühere Leverkusener Benjamin Henrichs nahm sogar in Düsseldorf an einer Anti-Rassismus-Demonstration teil. Der 23-Jährige, der seit 2018 bei AS Monaco unter Vertrag steht, hielt dabei ein Schild mit der Aufschrift „Stop Racism“ hoch.  

Schon in der vergangenen Woche gab es Solidaritätsbekundungen

Schon in der vergangenen Woche hatten der Schalker Weston McKennie eine Armbinde mit „Justice for George“ getragen. Die Dortmunder Jadon Sancho und Achraf Hakimi hatten T-Shirts unter ihren Trikots mit der Aufschrift „Justice for George Floyd“ (Gerechtigkeit für George Floyd) gezeigt. Gladbachs Marcus Thuram hatte ebenfalls gekniet. Kölns Anthony Modeste schloss sich den Protesten mit einer Geste an. Alle fünf erhielten viel Sympathie und Zuspruch.

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes hatte am Mittwoch bekanntgegeben, auf Verfahren zu verzichten, obwohl laut Statut politische Äußerungen auf dem Spielfeld untersagt sind. Im konkreten Fall handele es sich aber „um gezielte Anti-Rassismus-Aktionen der Spieler, die sich damit für Werte starkmachen, für die der DFB ebenfalls steht und immer eintritt“, hatte Anton Nachreiner, der Vorsitzende des Kontrollausschusses, die Entscheidung begründet und angekündigt: „Daher werden keine Verfahren eingeleitet, auch bei vergleichbaren Anti-Rassismus-Aktionen in den nächsten Wochen nicht.“ (Tsp, dpa)

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