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Sport: Lotse ohne Lobby

Warum es Kopiloten wie Andreas Schulz bei der Rallye Dakar schwer haben

Andreas Schulz ist wieder einmal nach Dakar aufgebrochen. Bereits zum 15. Mal nimmt der Münchner an der berühmten Wüsten-Rallye teil, die in diesem Jahr in Barcelona gestartet wurde. Zweimal stand er ganz oben auf dem Siegerpodest. Andreas Schulz ist damit der erfolgreichste deutsche Dakar-Teilnehmer der letzten Jahre. Trotzdem wird er in der Öffentlichkeit nur am Rande wahrgenommen. Andreas Schulz ist Kopilot.

In diesem Jahr lotst der 49-Jährige den zweimaligen Dakar-Sieger Hiroshi Masuoka im Mitsubishi durch die Wüste. Und langsam kehrt der Erfolg zurück. Auf der 6. Etappe fuhren Masuoka und Schulz am Mittwoch auf Platz zwei. In der Gesamtwertung, die die Franzosen Bruno Saby und Michel Perin anführen und in der die Deutsche Jutta Kleinschmidt mit ihrer italienischen Kopilotin Fabrizia Pons auf den dritten Platz vorfuhr, reicht es bislang nur für Rang 42. Schulz sagt jedoch: „Mir macht der Job viel Spaß.“ Er hat sich daran gewöhnt, dass er als Beifahrer im Prinzip nur Fehler begehen kann. „Wenn wir uns verfahren, habe ich was falsch gemacht.“

Es kann auch sein, dass der Veranstalter in den Routenbüchern etwas Falsches angibt. Doch unter Fahrern gilt die Regel: Der Cleverste kommt am schnellsten darauf. Schulz triumphierte 2001 bei der Dakar-Rallye mit Jutta Kleinschmidt, 2003 mit Masuoka. Außerdem war er einmal Zweiter, viermal Vierter. 2004 kam er mit Andrea Mayer auf einen beachtenswerten fünften Rang. Was kann Schulz also besser als andere Rallye-Beifahrer? „Der Andi“, sagt Mayer, „kennt die Wüste genauso gut wie den Weg zum Oktoberfest.“ Und Schulz selbst meint: „Ich habe gute Augen und eine gute Orientierung. Ich habe viele Sachen im Kopf, die andere nur im Computer haben.“

Seine Erfahrung dürfte ihm bei der diesjährigen Fahrt helfen. Die vom Veranstalter gestellte Satellitensteuerung GPS darf aus Sicherheitsgründen zwar weiter benutzt werden. Doch das System wurde abgespeckt: Es gibt weniger GPS-Punkte und damit Orientierungshilfen als im Jahr zuvor. „Bei der Dakar“, sagt Schulz deshalb, „ist der Anteil des Beifahrers 50 Prozent.“ Die Verteilung des Ruhmes gestaltet sich jedoch ungerecht. Im Falle des Sieges sprechen alle vom Fahrer, ein Kopilot wird nur am Rande erwähnt.

Hat es Schulz nie gereizt, sich selbst hinter das Lenkrad zu setzen? „Eigentlich nicht“, sagt er. „Ich kann zwar ganz gut Auto fahren, aber mir macht es mehr Spaß, die Leute zu führen.“

Der gelernte Kfz-Meister startete seine Motorsport-Karriere in den späten 70er Jahren als Mechaniker bei der Rallye- WM. 1986 fuhr er seine erste Rallye Dakar als Kopilot in einem Truck. Seine Qualitäten wurden von Beginn an geschätzt. „Bei der Art von Motorsport in der Wüste sind Mechaniker gefragt“, berichtet Schulz. „Ich habe es immer geschafft, das Auto wieder flott zu machen, selbst nach einem Überschlag. Bei meinen letzten zwölf Starts bin ich ins Ziel gekommen.“ Mit Masuoka ist er nun schon zum neunten Mal unterwegs. „Der Hiroshi ist mir der liebste von allen Fahrern. Wir vertragen uns.“

Überhaupt muss ein Beifahrer wohl ein umgänglicher Mensch sein, einer, der sich selbst zurücknehmen kann. „Wenn man merkt, dass der Fahrer nicht so gut drauf ist, muss man ein bisschen Psychologe sein, ihn beruhigen. Vor allem weiß ich, wann ich auf Durchzug schalten muss, das habe ich in all den Jahren gelernt.“ Sein Rezept bei Pannen oder Problemen lautet: „Wenn etwas passiert ist, muss man damit fertig werden, denn es ist ja schon passiert.“

Christiane Mitatselis[Barcelona]

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