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Leverkusen - Mönchengladbach: Großes Staunen bei Bayer und Ballack

Böses Erwachen für Bayer Leverkusen: Nach vier Pflichtspielsiegen versetzte ausgerechnet der bisherige "Lieblingsgegner" der Werkself einen Dämpfer. In einem denkwürdigen Spiel verliert Leverkusen 3:6 gegen Mönchengladbach.

Zwischen Leverkusen und Mönchengladbach liegen nur knapp 70 Kilometer. Und so fanden am Sonntagnachmittag etwa 5000 Anhänger der Borussia den Weg nach Leverkusen, um die Bundesliga-Partie zwischen Bayer 04 und Mönchengladbach im Stadion zu erleben. Lange schon kehrten sie nicht mehr so glücklich an Niederrhein zurück. Am zweiten Spieltag feierte die Borussia vor 30.210 Zuschauern nach brillanter Leistung einen 6:3 (3:1)-Erfolg gegen ein Leverkusener Team, in dem die Chemie nicht stimmte.

Es war der erste Mönchengladbacher Sieg gegen Leverkusen seit dem 5. März 1994. Entsprechend ausgelassen besangen die Fans ihre Mannschaft nach Spielende. Auch Leverkusens Trainer Jupp Heynckes stimmte in den Chor ein. „Ein Klassespiel“ habe die Borussia gemacht, sagte Heynckes, der selbst lange als Spieler und Coach in Mönchengladbach aktiv war. Seiner Mannschaft bescheinigte er dagegen einen „fehlerhaften“ Auftritt, „wir haben Mönchengladbach heute zur Party eingeladen“.

Die Gladbacher Partygäste zeigten, was sie können, wenn man sie so nett behandelt. Fast jeder ihrer Schüsse war ein Treffer, sie agierten robust in der Defensive und zogen ihre Angriffe mit Esprit und Freude auf. Während die Borussen als Kollektiv überzeugten, fanden die Leverkusener nie ihren Rhythmus. Nicht ansatzweise konnten sie an die kompakte Leistung anknüpfen, die sie eine Woche zuvor beim 2:0 in Dortmund gezeigt hatten. „Das war schon sehr enttäuschend“, sagte Heynckes. Sein Gladbacher Kollege Michael Frontzeck sprach dagegen, beseelt lächelnd, von einem „außergewöhnlichen“ Spiel und einem Ergebnis, das er „nie für möglich“ gehalten hätte.

Vor der Partie hatte Leverkusen bekannt gegeben, dass der fast 37-jährige Abwehrchef Sami Hyypiä seinen Vertrag bis 2012 verlängert hat. An guten Tagen ist Hyypiä Dirigent der Bayer-Abwehr, doch am Sonntagnachmittag spielte er schlecht – wie fast alle seiner Bayer-Teamkollegen. Leverkusen machte nur während der ersten Viertelstunde das Spiel. Schnell wurden dann Schwächen sichtbar. Eine traurige Figur gab Michael Ballack ab. Der 33-jährige Bundesliga-Rückkehrer wirkte wie ein Fremdkörper und unfit, er versuchte im Mittelfeld verzweifelt, die Partie zu lenken. Doch das misslang ihm völlig, er wurde nur durch Fehlpässe und verlorene Zweikämpfe auffällig. In der 63. Minute wechselte Heynckes ihn aus.

Unsicher agierte im defensiven Mittelfeld aber auch Arturo Vidal, der den Führungstreffer der Gladbacher einleitete. Auf der rechten Abwehrseite verlor er den Ball an Gladbachs Angreifer Mohamadou Idrissou. Der Kameruner preschte nach 20 Minuten in den Strafraum, spielte den 19-jährigen Patrick Herrmann an, der mit der Fußspitze einschoss. Der Leverkusener Ausgleich vier Minuten später durch Eren Derdiyok – er war per Kopfball nach Vorarbeit Gonzalo Castro erfolgreich – sollte einer der wenigen Lichtblicke im Leverkusener Spiel bleiben.

Die stürmischen Gladbacher, bei denen sich im Offensivspiel neben Idrissou vor allem Marco Reus und Michael Bradley hervor taten, überwältigten Leverkusen nun mit ihrem planvollen Konterspiel. Und sie hatten dabei auch das Glück auf ihrer Seite, wie beim 1:2 durch Roel Brouwers: Thorben Marx jagte einen Weitschuss an gut zehn Mann vorbei aufs Tor René Adlers, der den Ball nicht festhalten konnte. Brouwers staubte ab. Eine Minute vor dem Seitenwechsel markierte Herrmann nach Konfusion in der Bayer-Hintermannschaft das 3:1 für Mönchengladbach. Nach dem Seitenwechsel wurden die Bayer-Profis noch schlechter.

Oft sahen sie aus wie Zuschauer, die den Offensiv-Wirbel der Borussen nur bestaunten. Nach dem 4:1 der Borussia, Juan Arango netzte einen direkten Freistoß ein ein, brachte Vidal Bayer 04 per Foulelfmeter noch auf 2:4 heran. Aber nur zwei Minuten später markierte Idrissou nach erneuter Verwirrung in der Bayer-Defensive das 5:2. Reus belohnte sich schließlich selbst mit dem Treffer zum 6:2 für seine gute Leistung. Immerhin gelang es Leverkusen, ein völliges Debakel abzuwenden. Kießling, bester Leverkusener Feldspieler, schoss noch das 3:6. Doch das war dann auch schon egal.

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