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Auf schnelle Zeiten kommt es nicht an beim Laufen.

© picture alliance / dpa

Kolumne: So läuft es: Laufen wir wieder mehr für uns selbst

Wer um des Erfolges willen läuft, hat etwas falsch verstanden, meint unser Kolumnist Mike Kleiß. Es geht um mehr.

Die Magazine sind voll von Heldengeschichten. Von Menschen, die mal dick waren. Und durch das Laufen dünn geworden sind. Von Menschen, die 100 Kilometer laufen, nur bergauf. Von Läufern, die jeden Tag einen Marathon laufen. Die sozialen Netzwerke sind ebenso voll davon. Und in Wettbewerben wird der „beste Hobbyläufer des Jahres“ gewählt. Die Liste des Lauf-Unsinns ließe sich fortführen. Unsinnig deshalb, weil es beim Laufen nicht um den Jubel von außen gehen darf. Wer seine Motivation rein aus den Erfolgen holt, hat das Laufen nicht verstanden. Der läuft vor etwas davon. In den meisten Fällen vor sich selbst. Nicht falsch verstehen: Jeder, der sich bewegt, der tolle Leistungen vollbringt, hat Respekt verdient. Jeder der sich den Strapazen eines Marathons aussetzt, darf bewundert werden. Das gilt aber auch für jene, die das erste Mal fünf oder zehn Kilometer laufen.

In Zeiten der Lauf-Apps und Community-Plattformen boomt jedoch der Hobbyläufer-Kult. Der digitale Jubel scheint der Lohn des Hobbyläufers zu sein. Aber warum laufen wir überhaupt? Und für wen? Marathon-Olympiasieger Frank Shorter hat eine recht gute Antwort darauf: „Wenn du einen Schwachpunkt besitzt, wird ein Marathonlauf es dich ganz genau wissen lassen.“ Es gibt viele Gründe, Marathon zu laufen. Paula Radcliffe hat drei Mal den New-York-Marathon gewonnen. Sie sagt: „Ich glaube, der Marathon ist ein Ereignis, bei dem du etwas über deinen Körper und deinen Geist lernst, und dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob du 2:30 oder 5:30 rennst. Das wahrhaft Mächtige ist der Geist, denn dein Körper gibt meist bei Kilometer 30 auf, und dann ist es an deinem Geist, den Rest zu schaffen.“

Immer wieder geht es um Gründe, die in uns liegen. Selbst professionelle Läuferinnen und Läufer tun es nur für sich selbst. Das Laufen kann helfen, das Selbstwertgefühl zu steigern. Aber der echte Jubel kommt von innen. Wir laufen für unsere Gesundheit. Nicht, um im Ziel schnell den nächsten Post bei Instagram abzusetzen. Laufen wir wieder mehr für uns selbst. Bitte. So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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