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Sport: Langer Leidensweg

Der Kölner Basketballklub startete verheißungsvoll, dann ging vieles schief – jetzt steht er vor der Pleite

Seltsam war die Stimmung am Dienstagabend im Kölner Energy Dome. Unter normalen Umständen wäre die Freude über den 97:90-Erfolg, den die Basketballer der Köln 99ers im Uleb-Cup gegen Ovarense aus Portugal feierten, riesig gewesen. Denn er brachte ihnen die Qualifikation für die Runde der besten 32 Teams. Es gab viel Applaus, die üblichen kölschen Freudengesänge blieben jedoch aus. Irgendwie schien sich das Publikum von der Mannschaft zu verabschieden – der Klub wird wohl bald nicht mehr existieren. Zum Bundesligaspiel am Sonnabend bei den Walter Tigers Tübingen werden die 99ers noch antreten. Danach dürfte schnell Schluss sein.

Die Köln 99ers sind pleite. Am Dienstag stellten sie Antrag auf Insolvenz, am Mittwoch nahm der Insolvenz-Verwalter die Arbeit auf. Klub-Mäzen Herbert Zimmer, ein Kölner Unternehmer aus der Immobilien-Branche, kann den Verein künftig nicht mehr unterstützen. Zwar rief Oberbürgermeister Fritz Schramma Firmen zur Rettung des Klubs auf. „Ich fände es gut, wenn es Hilfe aus der Kölner Wirtschaft gäbe“, sagte der CDU-Politiker. Die Hilfe für die 99ers müsste aber sehr großzügig ausfallen. Zimmer unterstützte den Verein jährlich mit geschätzten 1,5 Millionen Euro.

Für die Basketball-Bundesliga (BBL) kam die Insolvenz überraschend. Nichts habe auf Probleme hingedeutet, sagte BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. „Die Planungen sind sehr solide gewesen.“ In den nächsten Tagen werde sich entscheiden, ob die Köln 99ers die Saison noch zu Ende spielten. Die Liga werde dies „sehr wohlwollend“ prüfen. Trotzdem sind die Chancen gering, denn es droht Wettbewerbs-Verzerrung. Köln wird kaum noch konkurrenzfähig sein wird. Leistungsträger werden den Klub schnell verlassen, einige Profis ließen sich bereits auf die Transferliste setzten.

Im Falle der endgültigen Pleite würden die Profis aber lediglich von einer überschaubaren Fan-Gemeinde vermisst. Nur am Anfang, als der Klub in der Saison 2001/2002 als Rhein Energy Cologne mit einer Wildcard und riesigem Etat in die BBL einstieg, war das öffentliche Interesse groß. Star-Trainer Svetislav Pesic coachte den Verein, das Team war teuer besetzt. Die Kölner stellten damals gleich einen Zuschauer-Rekord auf: 18 000 Besucher kamen am 3. Oktober 2001 in die Kölnarena zu der Partie gegen Bonn. Mit Pesic wurden die Kölner Vizemeister.

Doch obwohl in den Jahren darauf auch Titelgewinne folgten (Pokalsiege 2004, 2005, 2007, Meisterschaft 2006), war der Reiz des Neuen schnell verbraucht. Nicht einmal annähernd konnten die Basketballer mit den Publikumsmagneten 1. FC Köln (Fußball) und Kölner Haie (Eishockey) mithalten. Die Zuschauerzahlen in der Kölnarena, in der der Klub seine Topspiele absolvierte, stimmten schnell nicht mehr. Es kamen nur noch 7000 bis 8000 Besucher pro Partie, was nicht rentabel war. Und so verabschiedete sich der zu diesem Zeitpunkt Rhein-Energie Köln genannte Klub im Februar 2006 aus der Arena und zog sich ganz in den nur 3200 Besucher fassenden Energy Dome zurück.

Danach lief vieles schief: Hauptsponsor Rhein-Energie zog sich im Sommer 2007 zurück, der Verein benannte sich in Erinnerung an sein Gründungsjahr Köln 99ers um und senkte seinen Etat von vier auf etwa 2,5 Millionen Euro. Um sich wieder auf größerer Bühne präsentieren zu können und neue Geldgeber anzulocken, plante der Verein den Bau einer 8000-Zuschauer-Halle in Hürth bei Köln. Im Dezember scheiterte das Projekt, da Investoren abgesprungen waren. „Wir haben noch nicht aufgegeben und werden kämpfen“, sagte Walter Pütz, Geschäftsführer der 99er gestern. Allem Anschein nach ein aussichtsloser Kampf.

Christiane Mitatselis[Köln]

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