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DFB-Torhüterin Ann-Katrin Berger war nach dem Ausfall von Merle Frohms ein ebenso starker Rückhalt gegen die Niederlande.

© dpa/Marius Becker

Kritik trotz Sieg: Deutschland ist nur im Tor Weltklasse

Die deutschen Fußballerinnen gewinnen gegen die Niederlande knapp und arbeiten die Leistung danach kritisch auf. Denn einige Schwächen waren einfach zu offensichtlich.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Deutschland ist und bleibt eine Nation der Torhüter:innen. Das hat der knappe 1:0-Erfolg über die Niederlande am Freitagabend einmal mehr bewiesen. Dass es am Ende zu einem Sieg für die deutschen Fußballerinnen reichte, lag einzig an Merle Frohms und Ann-Katrin Berger. Die beiden Torhüterinnen waren in Eins-gegen-Eins-Situationen, bei Distanzschüssen und auch auf der Linie mehrmals mit starken Reflexen und Paraden zur Stelle.

Das Duell mit den Nachbarinnen hat gezeigt, dass das deutsche Team auf der Torhüterinnenposition – auch in der Breite – Weltklasse ist. Hinter Frohms und Berger stehen mit Maria Luisa Grohs und Stina Johannes ebenfalls zwei junge talentierte Spielerinnen bereit. Auf dieser Position braucht sich das DFB-Team also keine Sorgen machen.

Auf den anderen Positionen besteht allerdings durchaus Nachholbedarf. Das derzeitige Niveau sowohl in der Defensive als auch in der Offensive reicht nicht aus für eine Weltmeisterschaft. Zumindest dann nicht, wenn man wie das deutsche Team um den Titel mitspielen möchte. Das wurde im ersten Test der letzten Länderspielpause vor der WM Mitte Juli in Australien und Neuseeland deutlich.

In der Defensive war der Mangel Erfahrung deutlich erkennbar

In der Innenverteidigung merkte man den Frankfurterinnen Sara Doorsoun und Sjoeke Nüsken an, dass ihnen die Spiele auf internationalem und damit höchstem Niveau fehlen. Zu oft konnten die Niederländerinnen in Person von Lineth Beerensteyn und Lieke Martens durchbrechen. Auch wenn Nüsken großes Potenzial hat, fehlt der 22-Jährigen die nötige Erfahrung.

Wenn Kathrin Hendrich und Marina Hegering gemeinsam verteidigen, steht da nochmal eine andere Qualität auf dem Platz. Doch es braucht eine Alternative angesichts der Verletzungsanfälligkeit von Hegering. Das Spiel am Dienstag gegen Brasilien in Nürnberg dürfte daher ein weiterer Härtetest werden für die deutsche Defensive.

Bereits gegen Schweden im Februar mangelte es an defensiver Stabilität, aber auch an offensiver Kreativität. Obwohl Deutschland zweifellos die Qualität in den eigenen Reihen und die nötige Einstellung hat, klappt die Umsetzung auf dem Platz noch nicht. Dass das deutsche Team zu dieser Erkenntnis kommen konnte, liegt vor allem an dem Weg, den Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eingeschlagen hat, sich in Testspielen nur mit den Topnationen zu messen.

Die Spiele zeigen deutlich auf, wo es noch hapert. Auch wenn es die letzten Spiele vor der WM sind, bleiben in der WM-Vorbereitung noch knapp drei Wochen, um an den Schwächen zu arbeiten. Vor der EM war diese Phase kürzer und dennoch war Deutschland im entscheidenden Moment da.

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