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Die Münchner Niklas Süle, Thiago und David Alaba (von links) verzweifeln schon nach dem Tor zum 0:2 gegen Gladbach.

© dpa

Krise beim Deutschen Meister: Bayern München ist in einem brutalen Strudel

Beim FC Bayern hadern Team und Trainer nach dem 0:3 gegen Mönchengladbach mit den vielen Fehlern im Spiel. Die Chefs schweigen.

Der Ausflug auf das Oktoberfest gehört zum Pflichtprogramm beim FC Bayern, und allein der Umstand, dass es keine freiwillige Angelegenheit ist für die Spieler und das Trainerteam schränkt den Spaß schon etwas ein. Dieses Mal waren die gemeinsamen Stunden am Sonntag im Käferzelt, gut abgeschirmt von anderen Wiesn-Besuchern, aber sogar eher eine Tortur. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da viele lachende Gesichter zu sehen geben wird“, war sich Joshua Kimmich am Abend zuvor sicher, nachdem es gegen Borussia Mönchengladbach schon nichts zu lachen gegeben hatte.

Manchmal ist in solch einer brisanten Situation, in der sich der FC Bayern nach dem 0:3, dem vierten sieglosen Spiel in Folge, gerade befindet, jedes Wort eines zu viel. Und deshalb hat lediglich Sportdirektor Hasan Salihamidzic ein paar belanglose Sätze in Fernsehkameras gesprochen. Der Rest der Münchner Führungsriege schwieg am Samstagabend lieber und überließ die Krisenbewältigung dem Trainer und den Spielern. Niko Kovac wirkte erstaunlich aufgeräumt. Er kenne die Mechanismen im Fußball, sagte er ganz ruhig auf die Frage, ob er sich nun Sorgen um seinen Job mache. Aber er gehe davon aus, dass er noch das Vertrauen des Klubs besitze.

Die Spieler suchten nach Erklärungen, die sie höchstens in Ansätzen fanden, oder gaben wie Arjen Robben gleich zu, „keinen Bock“ zu haben, „hier alles zu analysieren“. Dass der Niederländer kurz angebunden war, hatte ausnahmsweise nichts mit seiner Auswechselung zu tun, sondern wohl allein mit dem Ergebnis, das die Bayern in er Tabelle weiter zurückwarf. Vier Punkte liegen sie nun hinter Borussia Dortmund. „Die Situation“, gab Thomas Müller zu, „ist brutal.“

David Alaba droht lange auszufallen

Faktisch beendete der Patzer von Manuel Neuer gegen den FC Augsburg, der zum späten Ausgleich für den Gegner geführt hatte, die stolze Serie von sieben Siegen in sieben Pflichtspielen. Eigentlich wirft so etwas die Münchner ja nicht aus der Bahn. Doch dieses Mal ging es in diesem Stil weiter, in Berlin, gegen Ajax Amsterdam und nun gegen Gladbacher. „Wir sind in einen Strudel reingeraten“, sagte Verteidiger Niklas Süle. Und jetzt haben auch noch die Gegner den Respekt vor den ehemaligen Über-Bayern verloren. Sie seien nicht mehr die Mannschaft, vor dem Angst haben müsse, betonte Mönchengladbachs Christoph Kramer.

Mit jener Leidenschaft und Aggressivität, die die Münchner zuvor auf dem Platz gebraucht hätten, entgegnete Joshua Kimmich diese Aussage. „Die kriegen sonst in den letzten Jahren immer die Hucke voll, da sagt keiner was. Aber ist ja schön, dass die anderen jetzt auch mal ein bisschen Selbstbewusstsein haben“, betonte der verbal im Angriffsmodus befindliche Außenverteidiger. Kimmich wollte aber nichts beschönigen. „Wir müssen uns schon Gedanken machen“, für ihn vor allem in der Offensive, trotz der Fehler in der eigenen Hälfte. „Normalerweise müssen wir als FC Bayern für zwei, drei Tore gut sein. Das ist wahrscheinlich das, was der Herr Kramer gemeint hat.“ Aber gegen Gladbach sei es nicht so gewesen, „dass wir Chancen versemmelt haben, wir wir hatten einfach keine.“

Die Verunsicherung scheint beim FC Bayern von einem nicht gewonnenen Spiel zum nächsten anzuwachsen. Vom Selbstvertrauen der ersten Partien ist nicht mehr viel übrig geblieben. Zudem werden Hinweise lanciert, wonach die Mannschaft nicht mehr geschlossen hinter dem Trainer stehen soll. Dass dies öffentlich kein Spieler bestätigte, versteht sich von selbst. Auf der anderen Seite muss Kovac verwalten, was ihm die Verantwortlichen gegeben haben: einen alternden Kader, der zudem im Sommer noch ordentlich ausgedünnt wurde. Dass dem Trainer dies nicht unbedingt gefiel, ist nicht neu. In David Alaba verletzte sich gegen Gladbach bereits der zweite Außenverteidiger und droht mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss länger auszufallen.

Für Kovac geht es nach der Länderspielpause aber um mehr, als darum, wie er die Lücke auf der linken Außenverteidigerposition füllen kann. Er muss die Mannschaft wieder beleben. So lange er noch darf.

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