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Oben und unten: Jonas Mattisseck hat schon für Alba auf der großen Bühne gestanden, spielt aber auch noch regelmäßig für Lok Bernau in der dritten Liga.

© Angelika Warmuth/dpa

Kooperationspartner: Alba Berlin und Lok Bernau: Ein Geben und Nehmen

Sieben Alba-Talente spielen auch bei Kooperationspartner Lok Bernau. Der nutzt das und steht im Play-off-Viertelfinale der dritten Basketball-Liga Pro B.

Nachwuchstalent bei Alba Berlin zu sein, das bedeutet erst einmal, eine Menge Flexibilität mitzubringen. „Wir müssen spontan sein. Für uns gibt es keine geregelte Woche“, sagt Bennet Hundt. Der 20-Jährige ist einer von sieben Spielern aus dem Alba-Jugendprogramm, die derzeit im Kader von Lok Bernau stehen.

Seitdem das Team aus dem Norden von Berlin 2016 in die Pro B, die dritthöchste Spielklasse im deutschen Basketball, aufgestiegen ist, kooperieren Alba und Lok miteinander. Und das mit Erfolg: Zum dritten Mal hintereinander haben die Bernauer in dieser Saison die Play-offs erreicht. Am Samstag (19 Uhr) treffen sie in der heimischen Erich-Wünsch-Halle zum ersten Spiel der Viertelfinalserie auf die Skyliners Juniors aus Frankfurt.

Nachwuchsspieler wie Hundt schweben durch die Kooperation zwischen zwei Welten: Der Deal zwischen Alba und Bernau sieht vor, dass die Berliner einige ihrer Talente mit einer Doppellizenz ausstatten. Die ermöglicht es in dieser Saison neben Hundt auch Jonas Mattisseck, Franz Wagner, Hendrik Drescher, Kresimir Nikic und Lorenz Brenneke, sowohl in der Basketball-Bundesliga (BBL) als auch in der Pro B zu spielen. Sie alle sammeln bei Lok Bernau Erfahrung im Männerbereich, indem sie dauerhaft Training und Spielzeit erhalten. Gleichzeitig können sie sich für das Bundesliga-Team empfehlen – und bei Bedarf jederzeit abberufen werden.

Vieles geschieht auf Abruf

Das kann sehr kurzfristig geschehen, manchmal reicht ein Anruf am Abend vorher. „Es kommt drauf an, wie wir benötigt werden“, sagt Hundt. „Manchmal ist man auch eine ganze Woche bei Bernau, manchmal eine ganze Woche bei Alba.“ Bei Bernau sind die Abläufe sehr geregelt, unter der Woche wird viermal trainiert. Das sieht bei Alba angesichts der vielen Spiele unter der Woche im Eurocup oder im Pokal anders aus.

Zusätzlich absolvieren die Nachwuchsspieler Trainingseinheiten mit Albas Individualcoach Carlos Frade und Loks Co-Trainer Sebastian Trzcionka. Vieles geschieht also auf Abruf. Mattisseck sieht darin kein Problem: „Es ist alles ähnlich aufgebaut, und man sieht ja überall vertraute Gesichter.“ So trainiert Lok auch zweimal in der Woche in Albas Trainingszentrum in der Schützenstraße.

Umgekehrt profitiert Bernau von den Früchten der erfolgreichen Berliner Nachwuchsarbeit, die in der vergangenen Saison zu drei deutschen Meisterschaften im Jugendbereich geführt hat. „Ein Team mit dieser Qualität würden wir nicht finanziert bekommen“, sagt Lok-Trainer René Schilling. „Es ist schon eine luxuriöse Lage, auf so viel Talent zugreifen zu können.“ Wagner, Hundt und Mattisseck zählen so zu drei der besten vier Scorer seines Teams. Zudem steht Lok Albas medizinische Abteilung zur Verfügung, und auch organisatorische Unterstützung gibt es aus Berlin.

Flexibilität von allen Seiten

Durch die Kooperation ist jedoch auch bei Bernau Flexibilität gefragt. Es kommt schon einmal vor, dass ein Training nur zu sechst oder ein Spiel zu acht stattfindet. „Für uns als Team ist es schon manchmal schwierig“, sagt Nicolai Simon. Er hat wie Kapitän Robert Kulawick knapp 300 Spiele in der BBL absolviert. Jetzt fungieren beide als erfahrene Stützen des Pro-B-Teams. „Ich identifiziere mich sehr mit meiner Rolle als Veteran und Kapitän. Ich will den Jungs etwas mitgeben“, sagt Kulawick.

Als ein „Geben und Nehmen der Kooperation“ beschreibt Trainer Schilling die Situation. Unverzichtbar ist deshalb der Austausch zwischen den Trainerstäben beider Teams. Dabei profitiert Bernau auch vom taktischen Know-how um eine Trainergröße wie Albas Aito Garcia Reneses. „Wir haben natürlich einige Dinge, die wir uns abgucken, auch wenn wir die Sachen dann meistens nicht mit dem gleichen Detailgrad umsetzen wie die Profis“, sagt Schilling. „Es ist aber kein Muss. Uns wird nichts vorgegeben.“ Albas Co-Trainer Israel Gonzalez half zu Saisonbeginn bei Problemen mit der Pick-and-Roll-Verteidigung. Und vor der anstehenden Play-off-Serie hat sich Schilling mit dessen Kollege Thomas Päch über das Spiel der Skyliners Juniors ausgetauscht. Die sind schließlich das Farmteam der Frankfurter BBL-Mannschaft, gegen die Alba in dieser Saison bereits dreimal gewonnen hat.

Die Stimmung vor dem Duell ist jedenfalls gut bei den Bernauern. Sie setzen in der Drei-Spiele-Serie besonders auf den Heimvorteil. Am Samstag sollen dann tatsächlich einmal alle Spieler mit an Bord sein. Auch Franz Wagner. Der 17-Jährige hat im entscheidenden dritten Achtelfinal-Spiel gegen Ulm 37 Punkte aufgelegt, spielte aber am Freitagabend noch mit Alba im Eurocup in Andorra. Trainer Schilling schmunzelt: „Wir hoffen, dass der Flieger pünktlich ist und der Bus keine Verspätung hat.“

Leonard Brandbeck

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