zum Hauptinhalt
Bei den Paralympics 2014 in Sotschi war unsere Kolumnist dabei und berichtete vor Ort.

© picture alliance / dpa/ Julian Stratenschulte

Kolumne „Meine Paralympics“: Eine schmerzhafte Situation

Das völkerverbindende Sportfest wird in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden. Unsere Kolumnistin bedauert das, aber ist gegen Spiele wie gehabt.

Moskau. Moskau: Die Metropole hat mich während der Vorbereitung für die Winterparalympics 2014 fasziniert. Atemberaubend monumentale U-Bahnhöfe, der goldglänzende Kreml-Komplex, achtspurige Straßen, und so viele hilfsbereite, weltbürgerlich begeisterte Menschen. In Sotschi klopfte mein Herz, wenn der Medienbus vorbei an den mit Planen abgehängten Kampfgeräten und Soldaten in Habachtstellung fuhr. Die Spiele fanden statt mitten im Krim-Konflikt, danach annektierte Russland die Halbinsel.

Als zuvor während der Weltspiele die Athlet:innen mit Köperbehinderungen friedlich um Medaillen kämpften, lernte ich, dass viele aus der Ukraine und Russland sich als Familie empfinden, nicht nur als paralympische Familie. Waren Gelbblaue auf der Strecke, gab es viel Applaus und Anfeuerungsrufe auf den russischen Rängen. Wie, erstaunlicherweise, für das Team USA. In Gesprächen in der Gondel schilderten mir Ukrainer:innen und Russinn:en, dass es so viele verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen zueinander gebe.

Jetzt werden an den Paralympics der Zukunft viele Versehrte des Krieges aus der Ukraine und Russland teilnehmen: Amputierte, Rollstuhlfahrer:innen, Menschen, die Traumata erlitten, ihr Augenlicht verloren. Die ihre Lieben verloren.

Die Anreise des ukrainischen Teams ist ein Gewinn

Wer nun an den aktuellen Winter-Paralympics in China 2022 vom 4. bis 13. März teilnehmen wird, steht noch in den Sternen. Nicht allein wegen der Pandemie. Das IOC hat am Montag empfohlen, russische Spitzenathleten vom Höhepunkt der Sport-Paralympiade auszuschließen. Schon zuletzt konnte das russische Team bei Spielen nur als neutrale Mannschaft teilnehmen, aufgrund der Sperrung der Weltdopingagentur Wada.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Es ist unendlich schade, dass wohl bei den wegen der austragenden Nation China ohnehin stark umstrittenen Paralympics das völkerverbindende Sportfest mit Menschen aus aller Welt nicht wie gewohnt stattfinden wird. Es ist ein Drama, dass Athlet:innen aus Russland, Ukraine, Belarus nicht gemeinsam Medaillen feiern können. Das Team Ukraine soll anreisen, das ist schon ein Gewinn.

Es ist unvorstellbar, dass ein Krieg, so nah, die Welt beängstigt. Auch Russ:innen weinen um ihre Toten. Es liegt auf der Hand, dass wir unsere Paralympics Zeitung anders erstellen müssen. Und dass das IPC wie das IOC und die Uefa den Ausschluss von Russland und Belarus beschließen muss. Auch der Deutsche Behindertensportverband ist dafür. Tut es auch noch so in der Seele weh.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false