zum Hauptinhalt
Applaus, Applaus: Hertha verabschiedete sich gegen Mönchengladbach versöhnlich aus der Hinrunde.

© Annegret Hilse/REUTERS

Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: In drei Jahren spielt Hertha BSC um die Meisterschaft – oder so

Vor fünf Spieltagen noch ein potentieller Absteiger, jetzt winkt Hertha mehr. Wobei der Klub schon immer groß reden konnte, weiß unser Kolumnist.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke ist Chef der „Stachelschweine“, tritt am 25. und 26. Dezember bei den „Wühlmäusen“ auf und schreibt hier montags über die Fußball-Bundesliga.

Also bei Hertha BSC ist ja richtig was los, gerade! Mit Klinsmann, das muss man sagen, geht’s richtig aufwärts. Zumindest stimmungsmäßig. Nimmt man nur die letzten fünf Spiele, dann wäre Hertha in der Tabelle sogar schon Neunter! Einen Punkt hinter Bayern München! Na, wer sagt’s denn? Die Abwehr steht wieder sicher, man kämpft und hat auch wieder Selbstvertrauen. Nur das mit dem Fußballspielen geht immer noch nicht so. Aber man kann halt nicht alles haben.

Ich bilde mir ein, dass sich diesmal wirklich etwas tut. An diesem Punkt war ich als Fan dieses Vereins allerdings schon oft. Sehr oft, um ehrlich zu sein. Ist es diesmal nun wirklich anders? Oder handelt es sich hier um mein Wunschdenken, dem ich nur allzu gerne nachgeben möchte? Das wird sich noch erweisen.

Wir aber können schon mal festhalten, vor fünf Spieltagen waren wir noch ein potenzieller Absteiger. Jetzt sind wir ein Verein, der in drei Jahren oder so um die Meisterschaft mitspielen wird!

Man sollte dabei allerdings nicht vergessen, rhetorisch waren wir immer schon ganz vorne mit dabei. In der Zukunft waren wir stets sehr gut. Ich glaube, es gibt kaum einen Verein in Deutschland, der rückblickend gesehen in der Zukunft besser war als Hertha BSC. Und jetzt sind wir wieder auf einem guten Weg.

Hertha BSC holt nur die Vorhut schon im Winter

Die Töne von Klinsmann sind uns alle bestens vertraut. Neu ist jetzt, dass er wirklich davon ausgeht, einen Weg zu kennen, wie man das alles umsetzt. Bislang konnte man sicher sein, es handelt sich um bloße Rhetorik, die niemals in die Realität herüberschwappen würde. Im Moment gibt es nicht wenige Sportsfreunde, die sich sicher sind, dass es diesmal klappen wird. Ich traue mich noch nicht so recht, dazuzugehören. Aber die neue Mannschaft stelle ich zu Hause auf dem Papier schon mal zusammen.

Granit Xhaka da hin, Mario Götze dorthin. Hier Julian Weigl, dort Emre Can. Oder doch Shaquiri? Draxler? Amin Younes soll in Neapel unglücklich sein. Vielleicht vorne noch Batshuayi? Oder Rebic aus Mailand holen? Ibrahimovic sucht wohl auch noch. Ich bin noch unschlüssig. Viele kommen ja erst im Sommer. Nur die Vorhut wird schon im Winter geholt.

Manche Beobachter halten die Berliner Entwicklung bereits für größenwahnsinnig und großkotzig. Um Berlin als größenwahnsinnig misszuverstehen, muss man im Rheinland aufgewachsen sein. Der Berliner hat eine große Klappe, ja – ist aber von seinem Wesen her mental eher kleinteilig ausgerichtet. Und ich finde, unter dieser Prämisse hat uns Hertha bislang ganz prima repräsentiert.

Frank Lüdecke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false