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Drecksarbeit. Und danach will so ein Fahrrad natürlich gepflegt werden.

© dpa

Kolumne „Abgefahren“: Wie Ihr Fahrrad das Schmuddelwetter übersteht

Der Herbst kann für Rad und Radler zur Schlammschlacht werden. Aber unser Kolumnist hat zum Glück das richtige Reinigungswerkzeug parat.

Michael Wiedersich ist Radsporttrainer und schreibt hier im Wechsel mit Läuferin Jeannette Hagen.

Das Schmuddelwetter der vergangenen Tage ging nicht spurlos an Mensch und Rennmaschine vorbei. Je nach Feuchtigkeitsgrad sammelte sich während der Fahrt mehr oder weniger Dreck, Sand und Undefinierbares am Rad.

Wer zudem noch mit einem geländegängigen Stahlross auf Wald- und Wiesenwegen seinem Hobby frönte – neudeutsch heißt das inzwischen Graveln – dürfte hinterher noch lange nicht fertig gewesen sein. Denn das Sportgerät will gepflegt werden, bevor die nächste Tour startet. Dabei hat jeder seine individuelle Vorgehensweise.

Eine SB-Autowaschanlage kann praktisch sein

Es soll Menschen geben, die ihren Drahtesel im eigenen Badezimmer vom Dreck befreien. Voraussetzungen für diese Methode sind ein wenig ausgeprägtes Umweltbewusstsein und genug Platz in der Nasszelle. Familienkompatibel sind Ort und Anwendung weniger, ganz abgesehen vom Thema Verstopfung des Rohrsystems, aber das führt vielleicht zu weit.

Auch verlängert sich die Putzzeit. Denn hinterher muss das Badezimmer wieder in einen benutzbaren Zustand versetzt werden. Zu den Glücklichen gehört, wer in der Nähe einer SB-Autowaschanlage wohnt. Wenn das Rad dreckig ist, hält man kurz den Kärcher drauf und wischt es anschließend trocken. Dann noch die drehenden Teile ölen und fetten, fertig.

Ein Alien aus Stahl. MacGyver würde es lieben.
Ein Alien aus Stahl. MacGyver würde es lieben.

© Wiedersich

Im Laufe der Jahre habe ich bei der Fahrrad-Reinigung eine Mischung aus „Abwarten-und-Tee-trinken-Methode“ und Samu entwickelt, eine Art meditative Arbeit aus dem Zen-Buddhismus. Nach dem Radfahren stelle ich das Arbeitsgerät zunächst in den Keller und kümmere mich um die eigene Körperpflege. Darauf folgt eine Tasse Tee und noch ein wenig Wartezeit.

Später geht es zurück zum Rad in den Keller. Die inzwischen leicht angetrocknete Schmutzschicht lässt sich so einfacher mit einem Spezial-Handfeger entfernen. Mit mal mehr und mal weniger Achtsamkeit und Hingabe ähnlich wie beim Samu bürste und wische ich am Rad. Am Ende kommt noch ein feuchter Lappen zum Einsatz. Danach sieht mein grüner Cross-Alu-Flitzer fast aus wie neu.

Das alles kann sogar Spaß machen

Diese durchaus meditative Tätigkeit dauert manchmal doch länger als geplant. Sind erst einmal, natürlich ganz in Ruhe, die notwendigen Arbeiten erledigt, fallen einem meist noch weitere Kleinigkeiten ein. Mal muss auch noch die Bremse nachgestellt werden oder das Rad der Kulturbeauftragten braucht ebenfalls etwas Öl auf die Kette.

Die Kettenpeitsche im Wandel der Zeit. Im Keller unseres Kolumnisten ist alles zu finden.
Die Kettenpeitsche im Wandel der Zeit. Im Keller unseres Kolumnisten ist alles zu finden.

© Wiedersich

Das alles kann sogar Spaß machen, besonders wenn man begeisterter Besitzer von allerlei Fahrrad-Spezialwerkzeug ist. Einiges löst bei Nicht-Insidern durchaus Erstaunen aus. So gehört eine Kettenpeitsche für das Wechseln eines Zahnkranzes ebenso zu meinem Inventar wie ein Multi-Tool namens „Alien“. Das verfügt über 20 Funktionen und passt sogar in jede Trikottasche, MacGyver hätte seine helle Freude daran gehabt.

Es gibt übrigens noch eine weitere, ganz pragmatische Herangehensweise in Sachen Fahrradreinigung. Einer meiner Vereinskollegen praktiziert sie seit Jahrzehnten erfolgreich. Getreu dem Motto: Warum sauber machen, wird doch ohnehin wieder dreckig, putzt er sein Fahrrad nie. „Wenn die Dreckschicht dick genug ist, fällt sie sowieso ab“, hat er mir mal bei einer Trainingsfahrt erklärt. Hört sich plausibel an, ich konnte mich dazu bisher aber nicht durchringen.

Michael Wiedersich

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