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Angelique Kerber muss jetzt auch noch gegen ARD und ZDF gewinnen.

© AFP

Tennis bei ARD und ZDF: Kein Sturm der Liebe für Angelique Kerber

ARD und ZDF übertragen das Saisonfinale im Tennis mit der deutschen Weltranglistenersten - oder auch nicht. Denn Geduld mit unerprobten Formaten ist nicht die Stärke der Programmchefs. Ein Kommentar.

Bundestrainerin Barbara Rittner wünscht sich, dass Tennis in Deutschland wieder populärer wird. Dabei setzt sie auf die Zugkraft von Angelique Kerber. Logisch, die ist schließlich die beste Tennisspielerin der Welt – und dazu noch eine Deutsche. Genau das haben sie bei ARD und ZDF auch gedacht und sich die Rechte für die WTA-Finals gesichert, das alljährliche Saisonabschlussturnier der Frauen-Profitour.

Tennis im öffentlich-rechtlichen Fernsehen – das war in den vergangenen Jahren keine Liebesbeziehung. Und wirklich heiß ist die aktuelle Affäre auch nicht. Nachdem beim Auftaktspiel von Kerber am Sonntag nur 940 000 Zuschauer im ZDF einschalteten, machte die ARD gleich wieder einen Rückzieher und zog echte Lovestorys dem Tennis vor. Statt Kerber sorgten die Serien „Rote Rosen“ und „Sturm der Liebe“ am Dienstag für Herzrasen. Für Angelique Kerber blieb nur ein Platz im Spartensender „One“. Dort schalteten 110 000 Zuschauer bei ihrem zweiten Gruppenspiel ein, andere Tennisinteressierte suchen das Programm immer noch mit ihrer Fernbedienung. Zumindest Kerbers dritter Auftritt am Donnerstag gegen Madison Keys aus den USA soll aber um 13.30 Uhr im ARD-Hauptprogramm laufen und sogar ein mögliches Halbfinale mit ihr würde im Ersten ausgestrahlt werden.

In Euphorie verfallen muss deswegen niemand. Natürlich haben die WTA-Finals nicht den Stellenwert eines Grand-Slam-Turniers und ziehen nicht so viele Fans – zumal zur arbeitnehmerunfreundlichen Nachmittagszeit. Aber das hätten ARD und ZDF auch vorher wissen können. Dass sich die Sender nun so anstellen, legt nur einen Schluss nahe: Geduld ist nicht Sache der Programmchefs, solange es um unerprobte Formate geht. Das hat schon Sat.1 bei den (Nicht-)Übertragungen vom Fed-Cup bewiesen. Dabei muss eine Beziehung erst wachsen, wenn sie eine Zukunft haben soll. Wenn die Verantwortlichen das nicht glauben wollen, sollten sie vielleicht einfach mal ihre eigenen Herzschmerz-Soaps anschauen.

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