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2019 wurde Trump Weltmeister, 2020 und 2021 hat er das German Masters gewonnen - unter anderem.

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Spektakuläre Stöße beim German Masters: Judd Trump ist auf dem Weg zur Snooker-Legende

Snookerstar Judd Trump ist derzeit kaum zu schlagen. Beim German Masters konnte er das einmal mehr unterstreichen. Dabei lief im Vorfeld nicht alles rund.

Judd Trump denkt gern an Berlin. Auch wenn der englische Snookerstar in der vergangenen Woche nicht im Tempodrom antreten konnte. Seinen Titel beim German Masters verteidigte er am Sonntag stattdessen erfolgreich in der Marshall-Arena von Milton Keynes, im Finale bezwang er seinen Landsmann Jack Lisowski klar mit 9:2.

„Ich habe versucht, einige verrückte Stöße für die deutschen Fans zu machen. Das hat den Leuten hoffentlich gefallen und ihnen vielleicht ein Lächeln ins Gesicht gezaubert“, sagte Trump nach seinem Triumph am Sonntagabend.

Der verrückteste Stoß gelang ihm dabei schon am Samstag in seinem Halbfinale gegen Barry Hawkins. Beim Stand von 1:5 lochte er eine unfassbar schwere Kugel und schaffte es, den Spielball dabei so zu platzieren, dass der perfekt für die Fortsetzung des Breaks liegen blieb. Motiviert durch diesen Stoß, drehte Trump das Match noch, siegte 6:5 und war anschließend auch im Endspiel von Lisowski nicht mehr zu stoppen.

„Er hat Stöße drauf, die sonst niemand draufhat. So etwas wollen die Leute sehen“, lobte Lisowski und fügte fast schon ehrfurchtsvoll hinzu: „Wenn er so weitermacht, kann er definitiv einer der größten Spieler aller Zeiten werden.“ Immerhin 21 Weltranglistenturniere hat Trump bereits gewonnen, allein in dieser Saison waren es vier. Dazu stand er noch in zwei weiteren Finals und ist klar die Nummer eins bei den Snookerprofis.

„Ich will der Beste sein, dafür muss ich weiter alles geben. Denn ich weiß, dass die anderen doppelt so hart arbeiten, um mich vom Thron zu stoßen“, sagte Trump. Dass es seit zwei Jahren derart überragend für ihn läuft, hätte der Weltmeister von 2019 selbst „nicht zu träumen gewagt“.

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Beim German Masters ist er nun der erste Profi, der seinen Titel erfolgreich verteidigen konnte, auch deshalb hat das Turnier „einen besonderen Platz“ in seinem Herzen. „Es jetzt noch einmal gewonnen zu haben, macht sich glücklich und ich freue mich schon, nächstes Jahr wieder in Berlin zu spielen – dann hoffentlich vor einem großen Publikum.“

Die Corona-Pandemie macht den Snookersport in dieser Saison zu einer eindimensionalen Angelegenheit. Alle bisherigen Turniere fanden ohne Zuschauer in Milton Keynes statt, auch das German Masters, das sonst bis zu 2500 Zuschauer pro Session im Berliner Tempodrom verfolgen. Trump und auch sein Finalgegner Lisowski waren vom Coronavirus sogar direkt betroffen, vor dem kürzlich ausgetragenen Masters wurden beide Spieler positiv auf Covid-19 getestet und konnten deshalb nicht am Traditionsturnier teilnehmen.

Besonders Judd Trump erregte sich darüber mächtig und zweifelte sein positives Testergebnis öffentlich an: „Als ich davon erfuhr, dachte ich, das wäre ein Scherz.“ Nach Weihnachten spürte er „leichte Symptome“, aber nichts, was er nicht früher auch schon gehabt hätte. „Ich dachte, ich hätte eine Erkältung und hab auch keine Sorge vor dem Test gehabt“, erzählte Trump und schimpfte: „Dich deswegen vom Turnier auszuschließen, ist lächerlich.“

Trump wurde vor einigen Wochen positiv auf Corona gestestet - und war anschließend sauer

Besonders ärgerte er sich darüber, dass ihm damit auch das Preisgeld vom Weltsnookerverband genommen worden wurde, was die Verantwortlichen so jedoch nicht stehen lassen wollte. „Judd ist ein großartiger Champion und für unseren Sport enorm wichtig. Aber diese Kommentare haben mich schon enttäuscht“, sagte Snookerchef Barry Hearn und forderte etwas mehr Verständnis und Verantwortungsbewusstsein seines Stars ein, denn „Covid-19 betrifft nicht nur Snooker, sondern die ganze Nation.“ Der Ärger bei Trump war dann auch schnell verraucht, seine Leistung beim German Masters war der beste Beweis dafür. Und auch wenn es in Milton Keynes stattfand, so sparte Trump nicht mit lobenden Worten für das wohl populärste Snooker-Turnier außerhalb Großbritanniens: „Alles begann in Deutschland mit kleinen Turnieren und dann wurde ein Ranking Event in Berlin daraus. Die Entwicklung ist unglaublich“, sagte Trump.

Er vergaß dabei nicht Brandon Parker zu erwähnen, nach dem die Siegertrophäe des German Masters in diesem Jahr benannt wurde. Der Engländer, der als Promoter und im Weltverband tätig war, hat Snooker in Deutschland entscheidend vorangebracht und professionelle Turniere überhaupt erst ermöglicht. „Er stand im Tempodrom immer im Hintergrund, aber ich weiß, er war sehr stolz“, sagte Trump über Parker, der im Juli im Alter von nur 55 Jahren an den Folgen von Nierenkrebs verstarb.

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Parker war es immer ein Anliegen, nicht nur neue Märkte für den britischen Sport zu erschließen, sondern auch europäische Spitzenspieler hervorzubringen. Davon aber ist Snooker immer noch weit entfernt. Ins 32er-Hauptfeld des German Masters hatten es in diesem Jahr nur zwei Festlands-Europäer geschafft. „Jeder würde es begrüßen, wenn es auch Turniersieger aus Europa geben würde. Das wäre der nächste Schritt für den Snookersport“, sagte Judd Trump.

Im Moment aber wären sie im Snooker genau wie in vielen anderen Profi-Sportarten schon froh, wenn sie bald wieder vor Zuschauern ihr Können zeigen könnten. „Es ist für uns alle nicht einfach, vor leeren Rängen zu spielen. Die Atmosphäre fehlt einfach. Gerade in Berlin, wo es eine der größten Arenen gibt“, sagte Judd Trump. Auf die Frage, ob er von Milton Keynes nicht langsam die Nase voll hätte, antwortete der 31-Jährige am Sonntag ironisch. „Natürlich nicht. Das ist mein liebster Ort auf der Welt, ich werde hier auch ganz sicher meinen nächsten Urlaub verbringen.“

Immerhin gibt es in dieser Hinsicht einen zarten Hoffnungsschimmer. Die Welsh Open sollen ab 15. Februar tatsächlich in Newport ausgetragen werden.

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