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Schön geschlenzt. Emanuele Giaccherini trifft zum 1:0.

© dpa

Belgien - Italien 0:2: Italiens Cleverness gewinnt

Mit Routine holt der gefühlte Außenseiter Italien ein 2:0 gegen EM-Geheimfavorit Belgien. Sind beide Teams etwa falsch eingeschätzt worden?

Es war nicht alles perfekt einstudiert bei den Italienern. Antonio Conte wollte euphorisch das Führungstor feiern, aber stieß dabei unglücklich mit seinem Bankspieler Simone Zaza zusammen. Mit Nasenbluten, ein Taschentuch dagegen drückend, dirigierte Conte mit der anderen Hand seine Mannschaft gleich wieder. Mit dieser Mischung aus Härte und taktischer Cleverness brachten auch seine Spieler einen 2:0 (1:0)- Sieg gegen Belgien sicher ins Ziel. Und ein wenig Kunst war auch dabei. Der sonst eher hölzerne Verteidiger Leonardo Bonucci löffelte einen Traumpass von der Mittellinie in den Strafraum, wo Emanuele Giaccherini den Ball souverän stoppte und ins Tor schob. Der 31-Jährige vom FC Bologna klopfte sich schreiend auf die Brust und lief zur Bank, wo eine Traube Ersatzspieler feierte – und Conte seine Kopfnuss abbekam. Italien ist gefährlicher als man so dachte bei dieser Europameisterschaft.

Belgien rannte ideenlos an

Die Belgier hingegen konnten ihren Ruf als Geheimfavorit auf dem EM-Titel nicht bestätigen, zu ideenlos rannten sie gegen das italienische Bollwerk an. Aber weder mit Steilpässen noch mit Weitschüssen kamen sie an ihr Ziel. Immer wieder wurden Kevin de Bruyne und sein Team abgeblockt.
Doch obwohl selbst Trainer Conte die Italiener als Außenseiter bezeichnet hatte, über eine gewisse Routine verfügen sie eben doch. Mit 31,5 Jahren im Schnitt bot Conte sogar die älteste Startelf der EM-Geschichte auf, die, mal mit Dreier-, mal mit Fünferkette in der Abwehr, geschickt die Räume verengte. Und nach vorne ab und zu für Entlastung sorgte und die nicht immer sichere Abwehr der Belgier zu fordern versuchte.

Immer war in italienisches Bein dazwischen

Es war bezeichnend, dass mit Radja Nainggolan ein eher rustikaler Abräumer nach zehn Minuten mit einem Weitschuss die erste Torchance entfachte, doch Gianluigi Buffon lenkte den Ball geschickt ab. Der indonesischstämmige Tattoo-Irokese vom AS Rom versuchte es zehn Minuten später wieder aus der Distanz, jedoch noch ungenauer. Von den Italiener kam, nach einer kurzen Anfangsoffensive, wenig. Sie verstanden es nicht nur in der Defensive, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, bevor es gefährlich werden konnte, sondern auch in der Offensive. Ein Weitschuss von Graziano Pellè nach einer halben Stunde war fast wie ein Hilferuf der in der Luft hängenden Angreifer der Italiener. Doch wie aus dem Nichts fiel das Führungstor, das die Weiß-Blauen kurz beflügelte. Antonio Candreva und Pellè verpassten nur knapp das 2:0. Belgiens hochgelobter Offensive um de Bryune, Eden Hazard und Romelu Lukaku fiel dagegen wenig ein. Und wenn, dann war ein italienisches Bein im letzten Moment dazwischen.

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Nach der Pause nahm das Spiel erfreulicherweise an Tempo auf. Lukaku lupfte den Ball über den herausgeeilten Buffon hinweg, aber auch über das Toreck. Fast im Gegenzug fischte Thibaut Courtois einen Kopfball von Pellè aus der Ecke. In der Folge verflachte die Partie aber wieder. Beide Mannschaften schalteten nach Ballgewinnen zu langsam um, die Abwehrreihen hatten alle Zeit, sich zu sortieren. Torszenen gab es wenige, die Uhr lief herunter – für die Italiener, die in der Nachspielzeit bei einem Konter die Übersicht behielten. Candreva bediente quer Pellè, der den Ball volley zum 2:0 verwandelte. Das Spiel Italiens mag nicht immer schön gewesen sein, die Tore waren es.
Es wird spannend sein zu sehen, wie weit beide Mannschaften, die – womöglich – überschätzten Belgier und die – womöglich – unterschätzten Italiener, kommen können bei dieser EM. Doch auch die Azzurri können noch dazulernen. Contes deutscher Kollege hat zur Verletzungsprophylaxe, wie TV-Bilder belegen, öfter einen Sicherheitsfinger in der Nase. (Tsp)

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