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Uli Hoeneß ist davon überzeugt, dass er zum Wohl des FC Bayern handeln musste.

© imago/Sven Simon/IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON

„Gesamtentwicklung war zu unbefriedigend“: Der Patriarch Uli Hoeneß in Angst um seinen FC Bayern

Nach den Chaostagen beim FC Bayern München erklärt Uli Hoeneß sein Eingreifen in einem Interview. Der Eindruck, dass er nicht loslassen könne, stört den Ehrenpräsidenten.

Wenn Uli Hoeneß etwas auf der Seele brennt, weiß er meistens ganz genau, wie, wo und wann er es am besten los wird. Das ist heute nicht anders als früher, als er noch offiziell etwas zu sagen hatte beim FC Bayern. Legendär sind seine Wutausbrüche, die selten einmal spontan, sondern wohl kalkuliert in Mixed Zonen oder vor Fernsehkameras passierten. Da war es egal, ob seine Aussagen verkürzt, oder gar etwas zurechtgebogen wurden, es ging Hoeneß darum, aufzurütteln, oder auch abzulenken.

Manchmal will er aber sicher gehen, dass sein Anliegen gerade nicht in reißerischen Schlagzeilen transportiert wird. So war es nicht verwunderlich, dass er in der „Süddeutschen Zeitung“ auf eineinhalb Seiten erzählt, wie die vergangenen Wochen abliefen beim FC Bayern und wie es weitergehen soll. Am Ende überwiegt der Eindruck, und das soll sicher kein Zufall sein, dass es ohne die Altvorderen, also ohne ihn und Karl-Heinz Rummenigge, im Moment nicht geht.

Hoeneß verteidigte die Trennung von CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic noch vor dem letzten Bundesliga-Spieltag („Wir wollten, dass es Oliver und Hasan direkt von uns erfahren, wir sollten das Thema von der Mannschaft vor dem Spiel in Köln fernhalten“) und ließ wissen, dass er schon länger Bedenken hatte.

Mir ist einfach nur wichtig, dass beim FC Bayern alles in Ordnung ist.

Uli Hoeneß über sein nun wieder vordergründiges Wirken in München.

Die Lage, sagte er, habe „im Laufe der Zeit mehr und mehr für Irritationen gesorgt“, bei ihm, aber auch bei Rummenigge. Die Entscheidung sei letztlich nicht vom sportlichen Abschneiden abhängig gemacht worden. „Dafür war die Gesamtentwicklung einfach zu unbefriedigend“, erklärte der 71-Jährige.

Dazu gehörte ebenso, dass sich Kahn als Klubchef aus dem Sport weitgehend herausgehalten habe, wie der Zeitpunkt der Entlassung von Julian Nagelsmann, der „zehn Tage vor dem Dortmund-Spiel falsch“ gewesen sei, wie Hoeneß findet, oder die Entscheidung im vergangenen Sommer, ohne Weltklasse-Neuner im Kader in die neue Saison zu gehen. „Ein Neuner ist im Fußball lebensnotwendig“, sagte Hoeneß – und kündigte eine Korrektur dieses Fehlers an.

Viele Aussagen lesen sich wie die eines Patriarchen, der sein Lebenswerk in Gefahr sah – und deshalb gar nicht anders konnte, als einzugreifen. „Man kann jede Firma neu aufstellen und alles anders machen, das ist völlig legitim – aber man muss Erfolg haben“, sagte Hoeneß.

Er zog Vergleiche zu seiner Wurstfabrik, die sein Sohn mittlerweile übernommen hat. „Am Anfang hat er fünf-, sechsmal am Tag angerufen, heute arbeitet er völlig selbstständig und ruft manchmal Tage lang gar nicht, was völlig in Ordnung ist. So habe ich mir das beim FC Bayern auch vorgestellt“.

Oliver Kahn hätte ihn nur fünfmal angerufen

Einerseits habe er nach seinem Rückzug im Verein schon noch seine Meinung einbringen wollen, gibt Hoeneß zu. Andererseits wollte er „den anderen nicht das Gefühl geben, dass man sich zu sehr einmischt“. Bei Salihamidzic habe das gut geklappt, bei Kahn weniger. Der wollte sich von Anfang freischwimmen und hat weitgehend auf den Rat seiner Vorgänger verzichtet. „Oliver hat mich in der ganzen Zeit vielleicht fünfmal angerufen.“

Bereits vor einigen Wochen sei die Entscheidung gereift, „dass Karl-Heinz Rummenigge in den Aufsichtsrat gehen könnte“. Ebenso, dass es in dieser Konstellation an der Spitze nicht mehr weitergehen könnte. Die Entlassung habe Kahn „nicht aus heiterem Himmel getroffen“, versicherte Hoeneß. Offenbar aber, die Beförderung Jan-Christian Dreesens zum CEO. „Er hatte das Gefühl, Jan sei verantwortlich, dass er seinen Job verloren hat – was nicht stimmt“.

Der Eindruck, der sich in den vergangenen Wochen und auch in dem Interview verfestigte, dass er nicht loslassen könne, stört den Ehrenpräsidenten. „Mir ist einfach nur wichtig, dass beim FC Bayern alles in Ordnung ist.“

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