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Gut gemacht! Christopher Lenz (links) gratuliert Marvin Friedrich.

© dpa

Innenverteidiger Marvin Friedrich: Mit ihm steht Union Berlin hinten sicher

Marvin Friedrich stand für die Berliner bisher in jeder Minute auf dem Platz. Wunschlos glücklich ist er aber nicht.

Für Marvin Friedrich läuft es momentan ausgezeichnet. Mit dem 1. FC Union ist er in dieser Saison noch ungeschlagen und als Innenverteidiger hat er großen Anteil daran, dass die Berliner die wenigsten Gegentore der Zweiten Liga kassieren. Doch wunschlos glücklich ist der 22-Jährige deshalb nicht. Als Profifußballer weiß er, dass Perfektion nur eine Illusion ist und es stets Raum für Verbesserungen gibt. „Als Abwehrspieler versuchen wir immer, zu null zu spielen“, sagt Friedrich. Viel mehr als das ebenso späte wie unnötige Gegentor gegen Ingolstadt ärgert ihn aber eine Unzulänglichkeit abseits seiner Kernkompetenz. „Wenn man so frei zum Kopfball kommt, muss der Ball zumindest aufs Tor kommen“, sagt Friedrich zu einer von ihm vergebenen Großchance und schlägt sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. Schon gegen Bielefeld hatte er mit einem Kopfball auf die Latte sein erstes Saisontor knapp verpasst.

Die fehlende Präzision im Abschluss ist aktuell aber auch der einzige Kritikpunkt, denn zum ersten Mal in seiner Profikarriere spielt Friedrich über längere Zeit regelmäßig – und das in dieser Saison sehr zuverlässig. Nach seinem Wechsel vom FC Augsburg zu Union im Januar kam er schon in der Rückrunde zwölf Mal zum Einsatz und zeigte meist ordentliche Leistungen. Nun hat er dieses Niveau noch mal deutlich gesteigert. Friedrich ist bei Union in knapp zehn Monaten zum unumstrittenen Stammspieler und Leistungsträger geworden. Wie Torwart Rafal Gikiewicz, Kapitän Christopher Trimmel und Mittelfeldspieler Grischa Prömel stand er in den bisherigen neun Pflichtspielen die gesamten 810 Minuten auf dem Platz. „Ich spiele viel, kann der Mannschaft helfen und fühle mich sehr wohl“, sagt Friedrich.

In Berlin ist seine Karriere wieder in Schwung gekommen

Gerade die Spielzeit ist für ihn enorm wichtig. Friedrich ist abseits des Rasens eher zurückhaltend und trägt seine Emotionen nicht nach außen. Dass er das Gefühl, endlich wieder gebraucht zu werden, genießt, ist aber offensichtlich. Denn das war vor seinem Wechsel nach Berlin lange nicht so. Als er mit gerade mal 18 Jahren für Schalke in der Bundesliga und der Champions League debütierte, prophezeiten ihm viele eine große Karriere. Den Schritt vom hoffnungsvollen Talent zum vollwertigen Bundesligaspieler schaffte er in Gelsenkirchen aber nicht und so geriet seine Laufbahn ins Stocken. Daran änderte auch sein Wechsel nach Augsburg nichts. Schlimmer noch, Friedrich schien Rückschritte zu machen. Für den FCA absolvierte er kein einziges Pflichtspiel in der ersten Mannschaft und kam auch aufgrund von hartnäckigen Verletzungen nur in der Regionalliga zum Einsatz.

Alles weit weg. Über seine Vergangenheit will Friedrich nicht mehr nachdenken. Er ist glücklich in Berlin und glücklich mit seiner jüngsten Entwicklung. Mit Union hat er saisonübergreifend zehn Ligaspiele in Folge nicht verloren und hält diese Serie auch am Sonntag im Heimspiel im Stadion An der Alten Försterei gegen den 1. FC Heidenheim (13.30 Uhr, Sky), stellen Friedrich und seine Mitspieler einen 16 Jahre alten Vereinsrekord ein. Die Basis für den aktuellen Erfolg ist die defensive Stabilität. „Wir stehen ein bisschen kompakter“, sagt Friedrich zu den Unterschieden zur durchwachsenen Vorsaison. „Die ganze Mannschaft verteidigt mit, schon vorne laufen wir gut an.“

Ab ans Kopfballpendel

Diese Stabilität und die positiven Ergebnisse haben dem Team viel Selbstbewusstsein gegeben. Auch Friedrich ist die breite Brust anzumerken. Im Spielaufbau agiert er sicher, er gewinnt viele Zweikämpfe, ist nach eigener Aussage für die gegnerischen Stürmer dabei auch mal „eklig“ und wird verbal immer präsenter. „Ein zentraler Verteidiger muss die Spieler vor ihm steuern, muss auch Verantwortung übernehmen“, sagt Trainer Urs Fischer. „Das gehört dazu.“ Friedrich sieht er dabei auf einem guten Weg.

Auf dem befindet sich auch Union, da widerspricht Friedrich nicht. Den Blick auf die Tabelle verbietet er sich aber. „Es bringt nichts, den Punkteschnitt bis zum Ende der Saison auszurechnen, davon ist noch keine Mannschaft aufgestiegen.“ Die Zurückhaltung liegt dabei vor allem in den Erfahrungen aus der vergangenen Saison begründet. Da kam er in eine Mannschaft, die aufsteigen wollte und sich plötzlich im Abstiegskampf wiederfand. „Jetzt ist mehr Ruhe eingekehrt und die Stimmung hat sich auch geändert“, sagt Friedrich. Fehlt nur noch das erste Saisontor. Marvin Friedrich arbeitet bereits daran: „Ich muss noch ein bisschen ans Kopfballpendel.“

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