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Simon Ernst hat sich in Leipziger wieder in den Blickpunkt gespielt.

© pmk/Imago

In Leipzig wurde er wieder Nationalspieler: Simon Ernst freut sich auf seine Rückkehr nach Berlin

Handball-Nationalspieler Simon Ernst gastiert mit dem SC DHfK Leipzig am Samstagabend bei den Füchsen, wo er einst spielte.

Die Vorfreude ist groß. Die Halle, die Fans, die ehemaligen Mannschaftskollegen – Simon Ernst ist gut aufgelegt, wenn er an das Wiedersehen mit Berlin denkt. „Das Spiel ist schon etwas Besonderes. Zum einen, weil es gegen die alten Jungs geht und zum anderen durch die Atmosphäre in der Halle. Ich hoffe, es kommen viele Zuschauer“, sagt der Rückraumspieler des SC DHfK Leipzig, der drei Jahre bei den Füchsen unter Vertrag stand, bevor er 2021 zum Ligakonkurrenten wechselte.

Beim Freundschaftsbesuch soll es am Samstag allerdings nicht bleiben, wenn die beiden Mannschaften am Abend aufeinandertreffen (20.30 Uhr/Sky). Nach drei Niederlagen in Folge und zuletzt einer herben 20:31-Pleite gegen den THW Kiel wollen Ernst und Co. den Negativlauf der vergangenen Wochen beenden. „Wir haben nicht nur keine Punkte geholt, sondern auch schlechte Spiele gemacht. Da wollen wir uns jetzt wieder gut präsentieren“, sagt Ernst.

In der ungewöhnlich langen, achttägigen Spielpause lag der Fokus deshalb überwiegend auf den eigenen Stärken und Schwächen, es gab auch „eine gewisse Intensität“ im Training, wie es der 28-Jährige ausdrückt. Deckung und Angriffsspiel, mentale Stärke und Belastbarkeit – an allen Stellschrauben wurde etwas gedreht, um erneut in die Erfolgsspur einzubiegen. Denn – und das weiß Ernst besser als die meisten – um in Berlin zu gewinnen, müssen die Leipziger nahezu am Optimum agieren.

Ernst selbst wird dabei hauptsächlich in seiner Rolle als Abwehrspezialist gefragt sein. Dass ihm dabei sein Insider-Wissen großartig hilft, bezweifelt er allerdings. Nur weil man weiß, dass Jacob Holm ein schnelles Eins-Eins hat und gerne eine Drehung am Mann durchführt, lässt er sich schließlich nicht zwingend besser verteidigen. „Das macht keinen Spaß“, sagt Ernst mit einem trockenen Lachen. „Das macht er überragend. Aber da ist auch sonst viel Qualität im Rückraum und wir müssen zusehen, dass wir das System schlagen und nicht nur einen Zweikampf gewinnen.“

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Einer, auf den er sich in den Reihen der Füchse bestimmt nicht mehr vorbereiten muss, ist derweil Marian Michalczik. Nach seiner Knöchelverletzung Ende letzten Jahres musste sich der Mittelmann, der als Nachfolger für Ernst geholt worden war, erneut einer Operation unterziehen und wird vor seinem Weggang im Sommer zur TSV Hannover-Burgdorf nicht mehr für die Berliner auflaufen können.

„Das ist natürlich extrem bitter“, sagt Ernst, der nach seinen drei überstandenen Kreuzbandrissen die Leidensgeschichte seines ehemaligen Teamkameraden mit Augenverletzung, Coronainfektion und mehrfachen Fußproblemen gut nachvollziehen kann. „Aber so ist unser Sport. Gesund ist das nicht“, sagt der 28-Jährige, der sich trotzdem nie von einer Rückkehr auf das Feld hat abhalten lassen. Er hat sich in unvergleichlicher Art immer wieder zurückgekämpft und ist nun nach sehr, sehr langer Leidensphase seit knapp zwei Jahren verletzungsfrei.

Leipzig könnte sich erstmals für den Europapokal qualifizieren

Gut für ihn und gut für die Leipziger, die sich in dieser Saison auf Platz sieben hochgespielt haben und auf einem guten Weg sind, erstmals in der Vereinsgeschichte den Sprung ins internationale Geschäft zu schaffen. „Wir haben gezeigt, dass wir oben in der Verfolgertruppe mitspielen können und die Europapokalplätze das Segment sind, wo wir hingehören“, sagt der gebürtige Dürener, der sich nicht nur im Klub sondern ebenso in der Stadt Leipzig bestens eingelebt hat.

Der Wohlfühlfaktor spiegelt sich nicht zuletzt auf dem Parkett wider. In Leipzig hat sich der Europameister von 2016 zurück in die Nationalmannschaft gespielt und damit eine Leistung vollbracht, die nach seiner Verletzungshistorie kaum noch vorstellbar war. „Das ist die Kirsche auf der Torte“, sagt Ernst. Für ihn war es schon ein Erfolg, überhaupt noch einmal auf das Parkett zurückzukommen.

Zwei seiner Comebacks feierte er in Berlin – auch das sind Erinnerungen, die er mit seiner ehemaligen Wirkungsstätte verbindet. Doch Simon Ernst wäre nicht er selbst, wenn er allzu negativ an diese Zeit zurückdenken würde. Er blickt auf die positiven Aspekte. Schließlich waren da immer die Mannschaftskollegen, die Fans und die Stadt.

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