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Paul Drux, Mannschaftskapitän der Füchse, ist vielen Spielern ein Vorbild.

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Update

In der Hall of Fame der Handballer: Die Füchse legen großen Wert auf Nachwuchsförderung

Immer wieder gelingt es den Berlinern, junge Spieler in der Bundesliga zu etablieren. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Er ist Teil der Vereinsphilosophie.

Ein Bild reiht sich ans andere. Bilder von jenen Handballern, die es aus der Füchse-Talentschmiede in die Bundesliga geschafft haben. Darunter sind selbstredend die Konterfeis der Berliner Vorzeigeathleten Paul Drux und Fabian Wiede oder jenes von Frederik Simak, der jüngst mit dem TBV Lemgo den deutschen Pokal gewonnen hat.

„Made in Füchse Town” prangert es in roten Lettern groß über den 17 Spielern – und im Sportzentrum wird daran gearbeitet, die Reihe weiter zu verlängern.

Zum Beispiel darf sich der 19-jährige Matthes Langhoff in der kommenden Saison in der Hall of Fame eintragen. Er gehört mit Nils Lichtlein und Marc Walter zu den drei Spielern, die den Sprung aus der A-Jugend geschafft und einen Drei-Jahres-Vertrag bei den Profis unterschrieben haben.

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„Das ist nur bei uns so möglich”, sagt Geschäftsführer Bob Hanning stolz. Es ist kein Geheimnis, dass der Manager der Füchse ein besonderes Augenmerk auf die Jugendarbeit legt und die Vereinsphilosophie darauf aufbaut. Und das nicht nur nominell.

Circa zehn Prozent des Etats fließen in den Nachwuchs, Hanning selbst ist als Trainer der A-Jugend aktiv. Mit Erfolg. Seit 2011 waren seine Jungs kaum zu schlagen, mussten nur im Jahr 2019 Melsungen als Meister den Vortritt lassen. Doch dafür hat man sich spätestens in diesem Jahr revanchiert, die Nordhessen im Halbfinale zweimal deutlich mit zehn Toren geschlagen und ist souverän in das Finale eingezogen. Nach dem überzeugendem Auftritt gegen die TSV Bayer Dormagen im Hinspiel (38:25) sind die Berliner nun kurz davor, ihren nächsten Titel mitzunehmen.

„Das ist der beste Jahrgang, den wir je hatten"

Im Titelkampf gegen TSV Bayer Dormagen, die sich überraschend gegen die Rhein-Neckar-Löwen durchgesetzt hatten, sind die Berliner nun klarer Favorit.

„Wir sind der THW Kiel der Jugend”, sagt Hanning mit Verweis auf den Rekordmeister der Bundesliga. „Uns reichen manchmal fünf Minuten, um in die Schwächephase des Gegners hereinzustechen.” Bei seinem 2002er-Jahrgang gerät Hanning ins Schwärmen: „Das ist der beste Jahrgang, den wir je hatten. Man hat selten eine Truppe, die in der Breite so gut aufgestellt ist. Da ist natürlich zum einen das Talent und dann kommt eine extrem hohe intrinsische Motivation dazu. Das ist schon besonders.”

Matthes Langhoff ist einer von ihnen. Seit 2017 ist der gebürtige Neubrandenburger bei den Füchsen und hat sich zu einem der Leistungsträger der A-Jugend entwickelt, der über die Saison ebenso bei der zweiten Mannschaft ausgeholfen hat und dort gleichermaßen weitere Spielerfahrung sammeln konnte.

Momentan unterstützt der 19-Jährige zudem den Kooperationspartner VfL Potsdam bei deren Aufstiegsambitionen – ein Belangen, bei dem die Füchse genauso die eigene Kaderschmiede im Hinterkopf haben. Wenn nämlich Potsdam zweitklassig spielen darf, haben die Berliner die Möglichkeit, ihre Talente entsprechend ihrer Fähigkeiten in der ersten, zweiten oder dritten Liga auflaufen zu lassen.

Der Sprung, so wie ihn Langhoff direkt in das Oberhaus geschafft hat, ist schließlich keine Selbstverständlichkeit.

Nachwuchs und Profis auf Augenhöhe

Umso erstaunlicher ist es, dass es die Berliner immer wieder schaffen, junge Spieler in der Bundesliga zu etablieren, immer wieder neue Bilder in ihrer Hall of Fame aufhängen können. Und der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Bei den Füchsen legt man Wert darauf, dass Nachwuchs und Profis sich auf Augenhöhe begegnen. Beide Seiten benutzen denselben Kraftraum, arbeiten mit den gleichen Athletiktrainern und Physiotherapeuten.

Hinzu kommt ein spezielles Videosystem, das genutzt wird, um die Einheiten in Trainingszentrum aufzuzeichnen und direkt im Anschluss analysieren zu können. Eine Methode auf die Hanning seit vier Jahren zurückgreift, um seinen Spielern gewissermaßen den Spiegel vorzuhalten und ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst zu erkennen, wo Verbesserungsbedarf besteht.

„Er gibt uns nicht speziell etwas vor, sondern lässt uns Vorschläge machen. Entweder wir versuchen es dann erst mit unserer Idee oder wir finden gemeinsam einen Mittelweg”, sagt Langhoff, der indes genauso weiß, dass sein Trainer nicht leicht zufrieden zu stellen ist. Dass es auch einmal lauter werden kann, wenn besprochene Dinge nicht umgesetzt werden. Denn so viel Zeit und Herzblut wie Hanning in die Jugendarbeit einbringt, so hoch sind seine Ansprüche.

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„Was wir unseren Jugendspielern bieten, haben die meisten Zweitligisten nicht. Dafür verlangen wir aber absolute Leistungsbereitschaft”, sagt der 53-Jährige. Und die zeigt Langhoff – sein Ziel stets vor Augen und vom Drang beflügelt, es bis nach oben zu schaffen.

So wie vor ihm auf der halblinken Position Paul Drux, der zu einer wichtigen Stütze im Berliner Spiel geworden ist, Verantwortung als Kapitän übernimmt und mittlerweile bereits fast einhundert Länderspieleinsätze zu verbuchen hat. „Er ist sicherlich ein Vorbild. Zu ihm habe ich schon als kleiner Junge aufgesehen und jetzt habe ich die Möglichkeit ihm auf seinem Weg zu folgen”, sagt Langhoff, wohlwissend, dass er dafür stetig weiter an sich arbeiten muss.

„Matthes ist ein sehr, sehr guter Abwehrspieler. Er versteht, was er tut und hat die Geschwindigkeit, das umsetzen zu können. An seinem Angriffsverhalten müssen wir allerdings noch etwas arbeiten”, sagt sein Trainer Hanning derweil. Trotzdem ist Matthes Langhoff schon jetzt eine weitere Erfolgsgeschichte der Füchse, ein weiteres Bild in einer langen Reihe – und es wird interessant zu sehen sein, wie er seinen Weg weiter geht.

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