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Kommentar: Im Zweifel für die Bayern

Unser Autor versucht, das unerwartete Votum des Aufsichtsrats des FC Bayern im Fall Uli Hoeneß zu verstehen.

Im Grunde war das Szenario für die Aufsichtsratssitzung der FC Bayern AG deutlich vorgezeichnet: Den Herren aus der Wirtschaft würde gar nichts anderes übrig bleiben, als Uli Hoeneß, den Vorsitzenden des Gremiums, zum Rückzug aus dem Amt zu bewegen. Hoeneß wiederum würde diesen Schritt zumindest bis nach dem Finale der Champions League, dem wohl letzten Höhepunkt seines Berufslebens, hinauszögern wollen.

Es ist dann doch ein bisschen anders gekommen: Hoeneß hat von sich aus angeboten, sein Amt ruhen zu lassen. Der Aufsichtsrat hat dies abgelehnt.

In ihrer Funktion als Bayern-Aufsichtsräte haben die Herren Winterkorn, Hainer und Co. schlüssig und richtig gehandelt. Sie haben Schaden vom FC Bayern abgewendet. Denn eine Demontage des Aufsichtsratsvorsitzenden und Präsidenten Hoeneß, noch dazu aus den eigenen Reihen, hätte den Verein wenige Tage vor dem wichtigsten Spiel der Saison wohl in noch ärgere Turbulenzen gestürzt. Es ist trotzdem bemerkenswert, dass die Wirtschaftsführer das Interesse der Bayern offenbar für höher erachtet haben als das ihrer Konzerne, auf die durch die Geschäftsbeziehung zu einem geständigen Steuerbetrüger zumindest ein Schatten fällt.

Wenn Bayern und Dortmund am 25. Mai in London um den wichtigsten Titel des europäischen Fußballs spielen, wird Uli Hoeneß das Finale in Amt und auch halbwegs in Würden von der Ehrentribüne aus verfolgen können. Er ist – dank der Entscheidung des Aufsichtsrats – zumindest pro forma kein Präsident auf Abruf. Vielleicht war das der letzte Dienst, den die Aufsichtsräte Hoeneß noch erweisen wollten. Womöglich dafür, dass er nach dem Finale seinen Rücktritt nicht nur anbietet, sondern auch vollzieht.

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