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Schalke-Präsident Clemens Tönnies bei der Mitgliederversammlung FC Schalke 04

© Guido Kirchner/dpa

„Ich wäre zurückgetreten“: Liga-Funktionär kritisiert Tönnies wegen Rassismus – es wurde Zeit!

Düsseldorfs Klubchef Röttgermann bezieht eindeutig Haltung zur Causa Tönnies und steht damit bisher alleine da. Das ist schade. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Es hat lange gedauert, bis sich ein Entscheidungsträger aus der Fußball-Bundesliga derart klar positioniert hat im Fall Clemens Tönnies. Thomas Röttgermann, Klubchef von Fortuna Düsseldorf, versteht das Verhalten des Schalker Aufsichtsratsvorsitzenden nicht. Er sei nicht Clemens Tönnies, so Röttgermann.

Für sich könne er aber sagen: "Ich wäre zurückgetreten." Beim Thema Rassismus und Diskriminierung gebe es keine Puffer. Wenn man sich den strittigen Satz von Tönnies anschaue, dann stecke Substanz dahinter. "Dann ist diese Aussage definitiv rassistisch."

Röttgermanns Worte sind prägnant und richtig und sie sind leider auch - mutig. Denn bis jetzt wurde in der höchsten deutschen Profiklasse im Fall der rassistischen Aussage des Schalker Aufsichtsratsvorsitzenden nur laviert. Gegen die Worte von Tönnies und seine damit verbundene Haltung wurde nicht klar Stellung bezogen.

Im Gegenteil, Trainer und Funktionäre aus der Liga haben ihn verteidigt. Tenor: Tönnies habe sich ja entschuldigt und gut sei es damit. Tönnies hatte in einer Rede Steuererhöhungen im Kampf gegen Klimawandel moniert und den Bau von Kraftwerken in Afrika vorgeschlagen. Denn, so Tönnies wörtlich, "dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren."

Laviert nicht herum: Thomas Röttgermann.
Laviert nicht herum: Thomas Röttgermann.

© Foto: Federico Gambarini/dpa

Geld schlägt Moral

Trotz vieler Proteste - auch in seinem Klub - hatte der Ehrenrat des FC Schalke 04 im Fall Tönnies geurteilt, dass es sich nicht um eine rassistische Aussage handele und dass der starke Mann sein Amt nur drei Monate lang ruhen lassen müsse. Röttgermann glaubt, dass Tönnies nach eigener Wahrnehmung eine Rolle einnehme, die es ihm nicht erlaube, zurückzutreten.

Und das sehen sicher auch andere so. Denn, wenn sich so ein starker Mäzen zurückzieht, dann nimmt ein Unternehmen wie Schalke 04 klar in Kauf, dass es finanziell und sportlich bergab gehen kann. So ist das Geschäft. Da tut sich schnell ein Zwiespalt auf. Geld schlägt die Moral, deshalb hat keiner im Klub gegen Tönnies klar Stellung bezogen.

Der Vorstoß von Düsseldorfs Vorstandvorsitzenden sollte wegweisend sein. Wenn nun mehr Menschen in der Liga künftig den Mut haben und sagen, was sie von einem Fall wie dem von Tönnies halten, dann ist zumindest die Chance groß, dass es keinen zweiten Fall Tönnies gibt. Oder wenn doch, dass künftig die Liga entschlossener reagiert.

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