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Bayern-Trainer Thomas Tuchel ist fassungslos.

© IMAGO/Heiko Becker

Update

„Ich erwarte keinen Super-Hero“: FC Bayern bei Kane-Debüt desolat – Trainer Tuchel ist ratlos

Nach dem 0:3 gegen Pokalsieger RB Leipzig findet Bayern-Trainer Tuchel keine Erklärung für die Niederlage, aber scharfe Worte für die Spieler. Bei Star-Zugang Harry Kane sieht er keine Schuld.

| Update:

Mit einem roten Bayern-Rucksack und wortlos verließ Harry Kane den Kabinentrakt der Allianz Arena. Interviews gab der neue Münchner Starstürmer nach dem heftigen 0:3 (0:2) bei seinem Bayern-Debüt im Supercup-Finale gegen DFB-Pokalsieger RB Leipzig mit dem dreifachen Torschützen Dani Olmo nicht.

Der Kapitän der englischen Fußball-Nationalmannschaft wird erst am Sonntag (13.00 Uhr) bei seiner offiziellen Präsentation erstmals ausführlich über den Wechsel von Tottenham Hotspur in die Bundesliga sprechen.

Ein Jahr nach dem Abgang von Robert Lewandowski ist Kane der neue Münchner Hoffnungsträger. Der 30 Jahre alte Rekordeinkauf soll dem deutschen Rekordmeister nach dem Einsatz von über 100 Millionen Euro Ablöse Tore am Fließband garantieren.

„Er spielt jedes Spiel, fertig, aus“, antwortete Trainer Thomas Tuchel auf die Frage, wie er mit Kane künftig plane. „Es gibt keinen Aufbau. Er trainiert mit uns und startet gegen Werder Bremen“, stellte der FCB-Coach mit Blick auf den Bundesliga-Start am Freitag klar.

Harry Kane (l) kämpft gegen Leipzigs Mohamed Simakan um den Ball.
Harry Kane (l) kämpft gegen Leipzigs Mohamed Simakan um den Ball.

© dpa/Daniel Löb

Am Tag seiner Verpflichtung war Kane gegen Leipzig in der 63. Minute unter tosendem Applaus des Publikums eingewechselt worden. Da stand es bereits 0:2. Nennenswerte Aktionen hatte er nicht. „Es tut mir leid für ihn. Wir haben nicht genug Chancen für ihn kreiert“, befand Tuchel.

Ich erwarte keinen Super-Hero. Harry ist einfach ein top Guy mit einer top Persönlichkeit. Er wird uns helfen.

Thomas Tuchel, Bayern-Trainer

Der Trainer versicherte: „Ich erwarte keinen Super-Hero. Harry ist einfach ein top Guy mit einer top Persönlichkeit. Er wird uns helfen. Wir brauchen seine Einstellung.“ Leipzigs Sport-Geschäftsführer Max Eberl bemerkte zum überbordenden Kane-Hype: „Ich finde es fast schon zu viel, was Harry Kane hier aufgeladen wird. Das ist ja wie ein Messias, der über das Wasser läuft.“

Für den Rest der Mannschaft fand Bayern-Trainer Tuchel unmittelbar nach dem Spiel deutliche Worte. „Das ist erschreckend“, sagte er am Samstagabend im Interview mit dem Sender Sky. „Ich habe jetzt keine Lösung, ich bin konsterniert und extrem enttäuscht.“ Die Diskrepanz zwischen Stimmung und Form vor dem Spiel und dem, was das Team auf dem Platz zeige, sei „eklatant, riesengroß“.

Leipzigs Dani Olmo trifft zum zwischenzeitlichen 1:0.
Leipzigs Dani Olmo trifft zum zwischenzeitlichen 1:0.

© imago/Team 2/IMAGO/Maik Hölter/TEAM2sportphoto

Tuchel bemängelte vor allem „große Defizite im Defensivverhalten“. Dayot Upamecano wirkte alles andere als souverän, Alphonso Davies leistete sich auf der linken Abwehrseite mehrere Patzer. Ein stabiles Gerüst ist nach der mehrwöchigen Vorbereitung nicht im Ansatz zu erkennen, die Bayern sind weiterhin leicht verwundbar.

„Wir haben sehr einfache Gegentore kassiert. Wir haben die erste Halbzeit verloren, wir haben die zweite Halbzeit verloren. Das ist eindeutig. Das haben wir uns komplett anders vorgestellt“, gestand Tuchel.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel.
Bayern-Trainer Thomas Tuchel.

© IMAGO/ULMER/TEAMFOTO/imago/Ulmer

Der Auftritt vor 75.000 Zuschauer erinnerte nicht nur ihn an enttäuschende Darbietungen aus der Vorsaison. Damals hatten die Münchner nur soeben den Meistertitel gewonnen. Im Pokal und in der Champions League scheiterte der deutsche Rekordmeister jeweils im Viertelfinale.

Ich kann es im Moment nicht erklären. Weil wir waren auf einem komplett anderen Weg“, stöhnte Tuchel. Aufbauarbeit leistete ausgerechnet Leipzigs Trainer Marco Rose: „Jetzt ist auch noch der Harry hier. Da wird's wahrscheinlich richtig rappeln.“ Vielleicht ja schon in Bremen. Tuchel und den FC Bayern würde es beruhigen.

Ich erkenne nichts mehr wieder, weder von dem, was wir inhaltlich gemacht haben, noch wie wir zuletzt gespielt und trainiert haben

Thomas Tuchel, Bayern-Trainer

Für ihn sei das „im Moment unerklärlich“, sagte Tuchel. „Ich erkenne nichts mehr wieder, weder von dem, was wir inhaltlich gemacht haben, noch wie wir zuletzt gespielt und trainiert haben“, sagte Tuchel. „Die Art und Weise und das Ergebnis sind erschreckend.“

In der Vorbereitung hatten die Bayern zuletzt gegen die AS Monaco (4:2) und den FC Liverpool (4:3) gewonnen. „Sobald wir etwas zu verlieren haben, ist es nicht die gleiche Gruppe, und das ist nicht gut“, sagte Tuchel.

Bei der Analyse werde er „hunderte Fehlerbilder finden“. Er wisse nicht, ob es „ein inhaltliches Problem“ sei. „Als hätten wir vier Wochen nichts gemacht“, sagte der Trainer, der die Münchner Ende März von Julian Nagelsmann übernommen hatte. (dpa, tsp)

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