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Die deutschen Spielerinnen freuen sich über den Weltmeistertitel.

© dpa

Hockey-WM: Trauer und Triumph in der Max-Schmeling-Halle

Während die deutschen Hockeymänner ihr WM-Finale verlieren, gewinnen die Frauen den Titel.

Zum Schluss noch mal „Hulapalu“, die Schunkelweise von Andreas Gabalier, aber diesmal blieb es ruhig in der mit 8000 Zuschauern ausverkauften Schmeling-Halle. Der WM-Titel für die deutschen Männer war so fest eingeplant wie die 20-Uhr-Nachrichten der Tagesschau, doch zum Lied des Kärntners Gabalier feierten die Österreicher ihren doch ein wenig überraschenden Sieg im Finale der Hallenhockey-Weltmeisterschaft.

Deutschland hatte 3:1 geführt, kurz vor Schluss den Ausgleich kassiert und dann im finalen Shootout verloren. Es war der Österreicher Michael Körper, der den entscheidenden Treffer zum 3:2 im Entscheidungsschießen setzte und seine Mannschaft erstmals zum Weltmeister machte. „Glückwunsch an den Michi, ich freue mich für ihn als Freund“, sagte der deutsche Routinier Tobias Hauke, er spielt mit Körper in der Bundesliga gemeinsam für den Harvestehuder THC. „Wir waren heute gewiss nicht die schlechtere Mannschaft, aber in einem WM-Finale entscheiden Kleinigkeiten, und die sprachen für Österreich.“ Als Intro zur Siegerehrung tönte dann der Radetzkymarsch, und es spricht für die Fairness des Berliner Publikums, dass es annähernd vollzählig in der Halle verblieb.

Es wurde zwar nicht der erhoffte ganz große Tag für das deutsche Hockey, aber doch allemal ein sehr guter. Dafür sorgten die Frauen, die zuvor ihr Finale gegen den alten Lieblingsfeind aus den Niederlanden 2:1 gewonnen hatten. Steigt später noch eine Party? „Da können Sie sich drauf verlassen“, sprach Lisa Altenburg vom Club an der Alster, sie wurde zur besten Spielerin des Turniers gewählt. „Kompliment an meine Mannschaft“, sagte Bundestrainer Akim Bouchouchi. „Vorne hätten wird das eine oder andere Tor mehr machen müssen, dann wäre es nicht so spannend geworden“, aber mit dieser Kritik konnten er und seine Mannschaft sehr gut leben.

Es kam den Deutschen zupass, dass auch die Holländerinnen offensiv Hockey spielen wollten und sich nicht vor dem eigenen Schusskreis verbarrikadierten. Dazu funktionierte nach einer gemeinsamen Woche auch das Zusammenspiel, von dem die Deutschen bisher selbst nicht so sehr angetan waren. „Es ist eben ein Unterschied, ob du wie wir für ein paar Tage bei der WM zusammenkommst, oder wie die Holländerinnen drei Monate Zeit hast, dich vorzubereiten“, sagte Lisa Altenburg. „Aber wir haben den Vorteil, dass wir schon als kleine Mädchen jeden Winter in der Halle gespielt haben.“

Sehr viel enger ging es bei den Männern zu

Das bekamen auch die technisch guten Holländerinnen zu spüren. Schon die torlose erste Halbzeit schmeichelte ihrem Auftritt. Seltsamerweise gingen sie dann auch noch in Führung, durch eine mehr als umstrittene Strafecke, verwandelt von Lieke van Wijk. Diese Führung hatte sich nicht unbedingt angekündigt, und sie hatte auch nicht lange Bestand. Es war Lisa Altenburg, die drei Minuten später das Signal zur Wende gab. Ihr Versuch, den Ball ins leere Tor zu schlenzen, wurde mit einem derben Hieb verhindert. Den fälligen Siebenmeter hätte sie vielleicht selbst ausgeführt, „aber da war ich noch ein bisschen benommen von dem Foul“. Also schritt Nike Lorenz zur Exekution, die Mannheimerin aus Berlin mit der zahlreichen Verwandtschaft auf der Tribüne. Mit der ihr eigenen Nervenstärke und Präzision setzte sie den Ball links unten zum 1:1 ins Eck.

Drei Minuten später konterte Anne Schröder über rechts und widerstand der Versuchung, nach innen auf die mitgelaufene Altenburg zu spielen. Stattdessen schlenzte sie den Ball durch die Beine der holländischen Torhüterin Alexandra Heerbaart zum 2:1. Echte Gegenwehr gab es nicht mehr. Zwar nahmen die Holländerinnen 200 Sekunden vor Schluss ihre Torhüterin zugunsten einer sechsten Feldspielerin vom Platz, aber Torchancen hatten nur noch die Deutschen.

Sehr viel enger ging es bei den Männern zu. Zwei Berliner knackten die starke österreichische Defensive. Erst verwandelte Martin Häner die erste Strafecke, aber spektakulärer war das zweite deutsche Tor anzuschauen. Martin Zwicker, Häners Klubkollege vom Berliner HC, spielte sich auf der linken Seite durch, hob den Kopf und schaffte es kurz vor der Grundlinie irgendwie, den Ball flach in die rechte Ecke zu schlenzen. Ein großartiges Tor. Die Österreicher kamen schnell zurück, mit einer Strafecke, die diesmal nicht ihr Spezialist Michael Körper verwandelte, sondern sein Kollege Dominic Uher.

Die deutsche Mannschaft blieb optisch überlegen, aber sie erspielte sich längst nicht so viele Torchancen wie in den vorangegangenen Turniertagen. Es bedurfte zu Beginn der zweiten Halbzeit einer weiteren Strafecke, um das dritte Tor nachzulegen. Diesmal verzichtete Häner zugunsten von Christopher Rühr, dem besten Spieler und erfolgreichsten Torschützen dieser WM. Es war sein 19. Turniertor und hätte sein wichtigstes sein können. Zweimal hatten die Deutschen die Chance zum 4:1. „Da müssen wir das Spiel entscheiden“, befand Häner. So aber kamen die Österreicher noch einmal zurück, durch zwei Ecken, diesmal beide von Körper verwandelt, die zweite in der Schlussminute. Und dann hatte er auch noch die Nerven für den entscheidenden Treffer im Shootout.

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