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© AFP

Hockey-Halbfinale: Und am Ende gewinnen die Deutschen

Die deutschen Hockey-Männer haben sich in einem dramatischen Spiel 5:4 nach Siebenmeterschießen gegen Holland durchgesetzt. Bundestrainer Markus Weise kann nach der Goldmedaille 2004 mit den Frauen nun erneut siegen.

Auch in den Niederlanden ist deutsches Liedgut bekannt. Das haben gestern Abend im olympischen Hockeystadion rund einhundert in orange gekleidete Fans des niederländischen Hockeyteams bewiesen. Drei Minuten vor dem Ende sangen sie in der Sprache des Nachbarlandes: „Schade Deutschland, alle ist vorbei." Es war voreilig.

Als das olympische Halbfinale tatsächlich beendet war, lag der deutsche Torhüter Max Weinhold unter einer deutschen Spielertraube und ließ sich feiern. „Ich hatte einfach Glück", sagte der Münchner. Im Siebenmeterschießen hatte er von sechs Schüssen der Niederländer drei pariert. „Das sollte eigentlich gar nicht möglich sein", wunderte sich Bundestrainer Markus Weise. 1:1 hatte es nach Verlängerung gestanden, ehe seine Mannschaft das Siebenmeterschießen mit 4:3 für sich entscheiden konnte. Nun trifft sie am Samstag (14.30 Uhr MESZ) im Finale auf Spanien, das Australien nach 0:2 Rückstand 3:2 bezwang. „Das ist einfach Wahnsinn, wir wollten einfach in dieses Finale kommen", sagte Mittelfeldspieler Tibor Weißenborn (ein aInterview finden Sie hier).

Der Sportstudent hatte im Siebenmeterschießen unter großem Druck gestanden. Als fünfter und letzter Spieler hätte ein Fehlschuss von ihm die Niederlage bedeutet. Doch er verwandelte zum 3:3. Florian Keller und Philipp Zeller waren zuvor gescheitert, doch auch die Niederländer Rob Reckers und Roderick Weusthof trafen aus sieben Metern nicht ins Tor. Bundestrainer Markus Weise ärgerte sich vor allem über Philipp Zellers Fehlschuss. „Einer war zu cool, wollte nur eine Schritt machen, ich weiß nicht, warum niemand flach in die Ecke schießt, das ist der leichteste Schuss", sagte er. Und auch über seinen Torwart hatte er sich geärgert.

Die drei Spieler im deutschen Hockeyteam, die in den Niederlanden gespielt haben, hatten Max Weinhold über die Vorlieben der niederländischen Spieler beim Siebenmeterschießen aufgeklärt. „Sie haben zum Beispiel gesagt, dass Teun de Nooijer hoch schießen wird, trotzdem ist unser Torwart auf flach gegangen", sagte Weise. Er habe dann versucht einzugreifen.

Nach fünf Siebenmetern lief der Bundestrainer noch einmal aufs Spielfeld. Sie sollten nicht so cool sein, habe er ihnen gesagt, berichtete Markus Weise. Und Max Weinhold hielt sich schließlich an die am Vortag mit dem Torwarttrainer besprochene Taktik. „Man muss immer etwas anderes machen und dem Schützen nicht das Gefühl geben, das sie wissen, was ich mache", erklärte der deutsche Torwart. Nachdem Christopher Zeller zum zweiten Mal getroffen hatte, blieb er beim Schuss von Taeke Taekema einfach stehen. Und konnte den Ball mit der Hand über das Tor lenken. Eine Aktion, die mindestens die olympische Silbermedaille bedeutet.

In den vorangegangenen 84 Spielminuten war das Duell von Taktik geprägt, der 0:1-Rückstand durch Timme Hoyng nach einer eindrucksvoll ausgeführten Strafecke in der 66. Minute kam etwas überraschend. „Wir hatten die klareren Chancen", sagte Markus Weise, „einmal hätten wir dem Guus Vogels fast den Kopf abgeschossen." Florian Keller hatte mit einem mächtigen Schuss die Gesichtsmaske des niederländischen Torwarts getroffen. „Den kann er normalerweise auch reinmachen", sagte der Trainer. Während die niederländischen Fans schon feierten, blieb er gelassen. „Das 0:1 war gemein, aber ich wusste, dass wir noch eine Chance bekommen." Philipp Zeller nutzte sie zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit.

Bundestrainer Markus Weise hat nun vier Jahre nach dem Olympiasieg mit den Frauen die Chance, erneut eine Goldmedaille zu gewinnen. „Mir geht’s weniger um die Medaille, als um die Leistung der Spieler", sagte er, „da bin ich jetzt schon stolz, das ist mir wichtiger als die zweite Goldmedaille." Den Finalgegner Spanien hat die deutsche Mannschaft in der Vorrunde in einem defensiv geprägten Spiel 1:0 bezwungen.

Doch unterschiedliche Situationen lassen sich nur schwer vergleichen. Gott sei Dank, dürfte die deutsche Mannschaft sagen. Im Training hatte sie Siebenmeterschießen geübt, Tibor Weißenborn erinnert sich gut an die Duelle mit dem neuen Siebenmeterhelden im deutschen Tor. Er sagt: „Max Weinhold hat keinen einzigen gehalten."

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