zum Hauptinhalt
Fünf und zwei. Macht 52 Tore für die Équipe tricolore.

© IMAGO/Shutterstock

Historischer Franzose: Olivier Giroud steht sinnbildlich für die Rückkehr der Mittelstürmer

Frankreichs Angreifer ist oft belächelt worden. Jetzt ist er Rekordtorschütze der Nationalmannschaft und als Mittelstürmer wertvoller denn je.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Neun Jahre hat Olivier Giroud als Fußballprofi in England zugebracht, die ersten sieben beim FC Arsenal, die letzten beiden beim FC Chelsea. Sein Abschied aus England im Sommer 2021 war bittersüß, weil sein letztes Spiel nach neun Jahren zwar das größte im Vereinsfußball war, aber eben auch eins, bei dem er leider nicht mitspielen durfte.

Im Champions-League-Finale musste Giroud 90 Minuten lang von der Bank aus zusehen, wie sein Team gegen Manchester City den Titel gewann.

Fast 34 war der Franzose zum damaligen Zeitpunkt, und nicht nur seine beste, sondern auch seine gute Zeit schien endgültig hinter ihm zu liegen. Dazu passte auch sein Wechsel aus der Premier League, der besten Liga der Welt, zum AC Mailand.
So kann man sich täuschen.

Inzwischen ist Olivier Giroud 36 – und endgültig in den Rang einer Legende aufgestiegen. Am Sonntag hat er im Achtelfinale der Weltmeisterschaft in Katar gegen Polen das 1:0 für Frankreich erzielt. Es war im 117. Länderspiel das 52. Tor für die Équipe tricolore. Damit ist der Mittelstürmer jetzt alleiniger Rekordschütze der Franzosen vor Thierry Henry, zudem – hinter Roger Milla – der zweitälteste Spieler, der je in einem K.-o.-Spiel einer WM getroffen hat.

Bei der WM 2018 brachte er keinen Schuss aufs Tor

Gemessen an seinen Leistungsdaten ist Giroud in der öffentlichen Wahrnehmung immer eher schlecht weggekommen. In Arsenals Künstlerensemble war er die Kante vorne im Sturm mit den leicht ungelenken Bewegungen. 2016, bei der Europameisterschaft im eigenen Land, ist Giroud von den eigenen Fans ausgebuht worden.

Bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren wurde er dann endgültig zum Phänomen. Frankreich holte den Titel, Giroud war Stammspieler – aber als Mittelstürmer gelang ihm im gesamten Turnier kein einziger Schuss aufs gegnerische Tor.

Didier Deschamps, Frankreichs Nationaltrainer damals wie heute, hat seinen Angreifer trotzdem immer gegen jede Kritik verteidigt. Weil er seinen Wert für die Mannschaft, auch jenseits von Toren oder Torschüssen, erkannt hat. Daran hat sich in Katar nichts verändert.

Girouds Karriere ist in eine Zeit gefallen, in der klassische Mittelstürmer eher skeptisch gesehen wurden, weil ihr Beitrag zum Spiel als überschaubar galt. Derzeit aber erlebt die Position eine Renaissance. Dass Oliver Giroud im hohen Fußballeralter noch von diesem Modetrend profitiert, das hat er sich mehr als verdient.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false