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Hertha

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Bundesliga: Hertha verliert Abstiegsduell - der Frust entlädt sich

Nach dem Schlusspfiff stürmen 150 Hertha-Fans den Platz und randalieren, Nürnbergs Spieler müssen im Laufschritt flüchten.

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Berlin - Raphael Schäfer hat ohne Zweifel ein großes Spiel gemacht, die letzte Aktion des Tages aber gerät dem Torhüter des 1. FC Nürnberg eindeutig daneben. Gleich nach dem Abpfiff dreht sich Schäfer zur Ostkurve um und hebt demonstrativ seine Arme zum Jubel. In der Ostkurve des Olympiastadions stehen die Fans von Hertha BSC. Es lässt sich nicht beweisen, ob Schäfers kleine und trotzdem unnötige Geste das auslöst, was sich anschließend auf dem Platz abspielt. Wahrscheinlich ist es eher so, dass die Gruppe von Hertha-Fans, die aus der Kurve aufs Feld stürmt und dort randaliert, nach der Niederlage gegen die Nürnberger gar keine Provokation für ihren Ausbruch des Hasses benötigt.

"Auf die Fresse!", hallt es aus der Kurve, als Herthas Spieler in den Kabinengang verschwinden. Die Stimmung schaukelt sich hoch, die Fans reißen den Stoff von ihren Fahnenstangen, vermummen sich mit ihren Schals. Ein Feuerwerkskörper explodiert. Hundertfünfzig Chaoten schaffen es über den Graben und die Plexiglasscheiben in den Innenraum, in dem die Nürnberger Spieler noch ihren Sieg feiern wollen. "Ich habe einfach nur die Menge gesehen und versucht, meine Haut zu retten", berichtet Club-Kapitän Andreas Wolf. Die Nürnberger retten sich im Laufschritt in den Kabinentrakt. "Türen zu!", ruft jemand. "Die Leute sahen nicht sehr freundlich aus", sagt Wolf. "Du musstest Angst haben, dass sie dir die Rübe einhauen." Draußen wütet der Mob, er schwingt Stangen und Holzlatten, zertrümmert Trainerbänke und Werbebanden. Herthas Stadionsprecher versuchen mit Worten die Randalierer zu stoppen. Vergebens. "Das möchte ich nicht noch einmal erleben", sagt Nürnbergs Trainer Dieter Hecking.

Es dauert etwa fünf Minuten, bis die Polizei die Situation wieder unter Kontrolle bringt. Die Platzstürmer flüchten auf demselben Weg, auf dem sie gekommen sind - zurück in die Anonymität der Kurve. Am Abend meldet die Polizei 30 Festnahmen, vier Polizisten seien leicht verletzt worden. Den Randalierer drohen Anklagen wegen Landfriedensbruchs, schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Der Kritik, dass die Beamten zu spät eingegriffen hätten, widerspricht die Polizei. Allerdings gibt ein Sprecher zu, dass während des Spiels - beim Stand von 1:0 für Hertha - bereits ein Teil der Kräfte zum Ostkreuz abkommandiert worden sei. Dort seien frustrierte BFC-Dynamo-Anhänger nach der Auswärtsniederlage bei Energie Cottbus II erwartet worden. Nach dem Ausgleich der Nürnberger wurden die Beamten jedoch zum Olympiastadion zurückbeordert.

"Das Image von Hertha BSC hat Schrammen bekommen", sagt Präsident Werner Gegenbauer. Herthas Manager Michael Preetz kann es zwar verstehen, "dass die Fans mit uns enttäuscht sind"; für die Form ihres Protests aber bringt er nicht das geringste Verständnis auf. Mit aller Härte werde man gegen die Randalierer vorgehen, kündigt Preetz an. "Unsere Sicherheitskräfte haben richtig reagiert", sagt er. "Sie sind zurückgewichen und haben deeskalierend gewirkt."

Nürnbergs Trainer Hecking äußert seine Sorge, "dass wir aufpassen müssen im Fußball". Zwei Wochen ist es her, dass im Nürnberger Block, beim Auswärtsspiel in Bochum, acht Menschen durch bengalische Feuer verletzt wurden. "Man muss die Leute dingfest machen", sagt Hecking. "Sonst kriegt man das nicht in den Griff."

Seit gestern Nachmittag hat Hertha BSC ein neues Problem.

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