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Derry Scherhant (links) zeigte im Testspiel gegen die Glasgow Rangers im Trainingslager in Spanien gute Ansätze.

© IMAGO/Shutterstock/IMAGO/Kirk O'Rourke/Rangers FC/Shutterstock

Hertha BSC und der Rückrundenauftakt: Derry Scherhant ersetzt Fabian Reese

Trainer Pal Dardai war nicht immer zufrieden mit Derry Scherhant und dessen Einstellung. Gegen Fortuna Düsseldorf aber wird er von Anfang an anstelle von Fabian Reese spielen.

Vor einer Woche wäre Derry Scherhant beinahe etwas gelungen, was ihm in den vergangenen Wochen und Monaten eher selten gelungen ist: seinen Trainer Pal Dardai in echte Verzückung zu versetzen.

Im Testspiel von Hertha BSC gegen die Glasgow Rangers war etwas mehr als eine Stunde vorüber, als sich Scherhant die Chance zum vorentscheidenden 2:0 eröffnete. Und nicht nur das: Er hatte sie selbst erzwungen – indem er den ballführenden schottischen Innenverteidiger durch einen beherzten Sprint so sehr unter Druck setzte, dass der einen Pass genau in den Fuß von Herthas Mittelstürmer Haris Tabakovic spielte.

Die Berliner schalteten nach dem Ballgewinn entschlossen um, Scherhant durchmaß mit großen Schritten die gegnerische Hälfte und hatte schließlich nur noch Torhüter Jack Butland vor sich. Im entscheidenden Moment aber missriet ihm die Ballmitnahme, Herthas Offensivspieler wurde ein wenig nach außen abgedrängt und scheiterte mit seinem Linksschuss an Glasgows Torhüter.

„Bei der letzten Konsequenz müssen wir besser sein“, sagte Trainer Dardai nach dem finalen Test vor dem Rückrundenstart in der Zweiten Liga, das seine Mannschaft 1:0 gewonnen hatte. Derry Scherhant, der die große Chance zum 2:0 ausgelassen hatte, durfte sich durchaus angesprochen fühlen.

„Obendrauf noch ein Tor oder eine Vorlage, dann sind wir richtig zufrieden mit ihm“, erklärte Dardai. Richtig zufrieden mit Derry Scherhant? Das ist in der Vergangenheit eher selten vorgekommen.

Herthas Trainer hat sich in der Hinrunde das eine oder andere Mal recht kritisch über den 21-Jährigen geäußert, der einen ungewöhnlichen Weg in den Profifußball genommen hat. Scherhant ist ein Spätberufener. In der Jugend hat er vornehmlich für kleinere Berliner Vereine gespielt – und manchmal auch nicht gespielt. Nach Stationen bei Viktoria 89, Tennis Borussia und dem Berliner SC landete er erst mit 18 in Herthas Nachwuchsleistungszentrum.

Scherhant ist nicht mein Lieblingsspieler. Stehen bleiben, nicht arbeiten, spät zur Besprechung und zum Training kommen: Das kann nicht sein. 

Herthas Trainer Pal Dardai über Derry Scherhant

Es waren vor allem starke Leistungen in der U 23, mit denen sich Scherhant für die Profis empfohlen hat. Trotzdem hat Pal Dardai immer wieder mit seiner Einstellung gehadert, mal ein wenig kryptisch („Es gibt Dinge, die ihr nicht wisst“), am Ende der Hinrunde aber auch in ungewohnter Deutlichkeit.

„Scherhant muss noch ein bisschen an seiner Mentalität arbeiten“, hat Herthas Trainer im Dezember gesagt. Sein Lieblingsspieler sei er definitiv nicht – weil er stehen bleibe, zu wenig für die Defensive arbeite, auch zu spät zu Besprechungen und zum Training komme. Scherhant benötige regelmäßig einen Tritt in den Hintern, sagte Dardai, „das kann nicht sein“.

Dardai sieht ihn perspektivisch als Mittelstürmer

Im Training habe er zuletzt immerhin deutliche Fortschritte gemacht. Er spiele inzwischen einfacher und versuche nicht mehr, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. „Wir sehen, welches Potenzial er hat“, sagt Dardai.

Perspektivisch sieht Herthas Trainer Scherhant am ehesten als Mittelstürmer. Weil er einen guten Körper hat, sich behaupten und die Bälle gut halten kann. An diesem Sonntag aber, wenn der Berliner Fußball-Zweitligist mit einem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (13.30 Uhr, live bei Sky) in die Rückrunde startet, wird Scherhant wohl auf einem der beiden Außenposten benötigt.

Fabian Reese, Herthas Linksaußen, steht wegen der Folgen einer Corona-Infektion weiterhin nicht zur Verfügung. Wann er wieder fit ist, dazu kann und will Hertha immer noch keine Prognose abgeben. Und weil auch Gustav Christensen zuletzt gefehlt hat, ist Derry Scherhant im Moment der erste Anwärter für den vakanten Platz in der offensiven Dreierreihe. „Er wird am Sonntag in der Startelf stehen“, sagt Dardai. „Er muss jetzt zeigen, dass er eine Konkurrenz sein kann.“

Theoretisch käme mit seinen spielerischen Qualitäten auch Aymen Barkok infrage, den Hertha am Donnerstag bis zum Ende der Saison vom Erstligisten Mainz 05 ausgeliehen hat. Aber ein Kandidat für die Startelf ist der 25-Jährige noch nicht. Am Freitag hat Barkok erstmals mit seinen neuen Kollegen trainiert. „Er ist sicherlich eine Option für den Kader“, sagte Dardai, „aber er soll erst mal ankommen und ein paar Trainingseinheiten absolvieren.“

Anders als Barkok ist Derry Scherhant mit dem Team, mit den Abläufen und mit der Rolle als Reese-Double vertraut. Schon im Test gegen die Glasgow Rangers hat er sich auf dieser Position versuchen dürfen. „Er hat richtig gut gearbeitet“, sagte Dardai. „Das gefällt mir.“ Scherhant habe Mentalität gezeigt und den Gegner immer wieder gestresst. „Das ist unserer Derry – wenn er die Sache ernst nimmt.“

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