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Ibisevic trifft per Kopf zum 1:0 und bringt Hertha auf Kurs.

© AFP

4:0 im Derby gegen den 1. FC Union: Hertha BSC ist Berliner Stadtmeister

Hertha BSC dreht im zweiten Durchgang groß auf und siegt gegen den überforderten 1. FC Union im ersten Berliner Derby ohne Fans 4:0.

Vedad Ibisevic hatte seine Emotionen diesmal im Griff. Anstatt sich ins Getümmel zu schmeißen, ging der Mittelstürmer von Hertha BSC auf Abstand zu seinen Kollegen. Er hatte die Arme von sich gestreckt, auf dass seine Mitspieler ihm bloß nicht zu nahe kämen. Es geht also: Auch Hertha BSC ist in der Lage, weitgehend körperkontaktlos jubeln – und das selbst in einem Moment, in dem die Emotionen normalerweise Polka tanzen.

Zu beobachten war das am Freitag kurz nach der Pause im Berliner Derby gegen den 1. FC Union – und das gleich zweimal binnen weniger Sekunden. Erst nach dem 1:0 durch einen Kopfballtreffer von Kapitän Ibisevic und dann, gerade mal eine Minute später, nach dem 2:0 durch Dodi Lukebakio. Am Ende feierte Hertha einen verdienten 4:0 (0:0)-Erfolg und sicherte sich nach dem 0:1 aus dem Hinspiel fast schon souverän den inoffiziellen Titel des Berliner Stadtmeisters. „Die Tore waren klasse herausgespielt. Das war eine Top-Leistung der Mannschaft“, sagte Bruno Labbadia nach dem Spiel.

Labbadias Bilanz nach seinen ersten beiden Spielen kann sich sehen lassen

Für den neuen Trainer von Hertha BSC hätte der Einstand kaum besser laufen können: zwei Spiele, zwei Siege, sieben Tore und noch kein einziger Gegentreffer. Gegen Union vertraute er weitgehend derselben Elf wie bei seinem Debüt vor einer Woche. Nur Vladimir Darida kehrte nach seiner Gelbsperre in die Mannschaft zurück und ersetzte Maximilian Mittelstädt. Urs Fischer nahm im Vergleich zur Niederlage gegen die Bayern vier Änderungen vor: Marvin Friedrich, Sebastian Andersson, Ken Reichel und Michael Parensen spielten diesmal von Anfang an.

Hertha bemühte sich von Beginn an um die Gestaltung des Spiels: Darida besetzte die Zehnerposition, Matheus Cunha rückte dafür auf die linke Seite. Union machte lange das, was Union am besten kann: dem Gegner das Leben schwer. Hertha fand selten so viel Raum wie nach etwas mehr als einer Viertelstunde. Nach einem Abschlag von Torwart Rune Jarstein und einer Kopfballverlängerung an der Mittellinie hatte Lukebakio freie Bahn; doch der Belgier scheiterte mit seinem Versuch Unions Torhüter Rafal Gikiewicz zu überwinden.

Der Pole, einer der Helden des Hinspiels, war auch bei den anderen Gelegenheiten Herthas vor der Pause zur Stelle, beide Male gegen Cunha. Einmal probierte es der Brasilianer mit einem Abschluss per Hacke. Angesichts der bis dahin eher biederen Darbietung wirkte sein Versuch schon fast extravagant.

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Für die gepflegte Ballbehandlung waren vor der Pause in erster Linie die Balljungenzuständig, die mit Desinfektionsmitteln und Reinigungslappen ausgestattet waren. Robert Andrich, Unions Mittelfeldspieler, gelang vor der Pause immerhin ein gepflegter Freistoß, der knapp das Tor verfehlte. Es war die gefährlichste Aktion der Gäste in der ersten Halbzeit.

Dass die ganzen Umstände der Geisterspiele ungewöhnlich sind, weiß man seit spätestens dem vergangenen Wochenende. Bei einem Derby sind sie noch ein bisschen ungewöhnlicher – weil das Knistern fehlt, das solche Begegnungen eigentlich auszeichnet und einen auch über die eine oder andere spielerische Schwäche hinwegsehen lässt.

Die zweite Hälfte entschädigte zumindest die Anhänger der Hertha - und das mehr, als man nach der ersten Halbzeit hätte vermuten können. Innerhalb von zehn Minuten machten die Gastgeber aus dem 0:0 ein 3:0. Nach einer feinen Flanke von Linksverteidiger Marvin Plattenhardt war Ibisevic in der Mitte vor seinem Gegenspieler am Ball. Und noch ehe Union sich nach dem Rückstand richtig sammeln konnte, legte Herthanach. Lukebakio umspielte nach Ibisevics Pass in die Tiefe Torhüter Gikiewciz und erhöhte auf 2:0. Der Pole war machtlos, ebenso bei Cunhas Schlenzer von der Strafraumgrenze, mit dem er zum 3:0 ins lange Eck traf.

Für Union könnte es im Abstiegskampf noch einmal eng werden

Das, was Herthas Mannschaft im Hinspiel in der Alten Försterei noch gefehlt hatte, hatte sie ihrem Gegner diesmal voraus: die Gier und den Eifer, dieses Duell unbedingt für sich zu entscheiden. Die Gastgeber gaben sich selbst mit dem deutlichen Vorsprung noch nichtzufrieden und erhöhten durch Innenverteidiger Dedryck Boyata nach einer Ecke sogar noch auf 4:0.

Und während Hertha den Abstiegskampf durch den Sieg weit hinter sich lässt, könnte es für Union nach der vierten Niederlage hintereinander tatsächlich noch mal eng werden. Entsprechend angefressen war Urs Fischer nach dem Spiel. „Ein Tor hat gereicht, um uns das Genick zu brechen“, sagte er nach dem Spiel.

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