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Herthas Geschäftsführer Tom Herrich.

© IMAGO/Jan Huebner

Hertha BSC hat die Intensivstation verlassen: Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2022/23

Der harte Konsolidierungskurs von Hertha BSC macht sich bezahlt. Nach erneut desaströsen Zahlen in der abgelaufenen Saison sieht es für das aktuelle Geschäftsjahr deutlich besser aus.

Die Saison 2022/23 war für Hertha BSC ein annus horribilis, ein Jahr des Schreckens, und das in jeder Hinsicht. Sportlich endete es mit dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Und finanziell schloss der Klub das Geschäftsjahr erneut mit einem erheblichen negativen Betriebsergebnis ab. Der Jahresfehlbetrag lag bei knapp 100 Millionen Euro – und damit fast 20 Millionen Euro höher als noch im Jahr davor. Das Eigenkapital ist auf 5,4 Millionen Euro geschrumpft (von 29,5 Millionen Euro).

Er habe keine guten Nachrichten für die abgelaufene Saison dabei, sagte Herthas Geschäftsführer Tom Herrich, als er am Freitag in einer Medienrunde vorab die Bilanzzahlen präsentierte, die er am Sonntag auch bei der Mitgliederversammlung des Vereins vorstellte. „Umso erfreulicher sind die Ist-Zahlen.“

Der harte Sanierungskurs, zu dem Hertha aktuell gezwungen ist, trägt erste Früchte und wird sich vor allem in der Bilanz der laufenden Saison (2023/24) bemerkbar machen. Das, so Herrich, sei bereits jetzt absehbar.

Dank einer Kostenreduktion von fast 80 Millionen Euro und einem Transferüberschuss von rund 20 Millionen Euro in diesem Sommer würden die Ausgaben erstmals wieder durch die Einnahmen gedeckt werden. Herrich kündigte für das laufende Geschäftsjahr ein nahezu ausgeglichenes Betriebsergebnis mit einem Minus von lediglich noch zwei Millionen Euro an.

Die Maßnahmen haben gegriffen. Aber die Sanierung ist noch nicht abgeschlossen und erfordert weiterhin viel Disziplin.

Tom Herrich, Geschäftsführer von Hertha BSC

„Das ist ein sehr gutes Ergebnis in kurzer Zeit“, sagte Herthas Geschäftsführer. „Die Maßnahmen haben jetzt gegriffen. Aber die Sanierung ist noch nicht abgeschlossen und erfordert weiterhin viel Disziplin.“

Das bisherige Resultat der Bemühungen: Die rekordverdächtig hohen Personalkosten konnten für die laufende Saison um 50 Millionen Euro reduziert werden, die Sachkosten um 24 Millionen. Insgesamt 80 Stellen wurden in der Verwaltung und im sportlichen Bereich (außer dem Kader) gekürzt. Dazu musste der Klub auch 15 Kündigungen aussprechen.

Bei Hertha arbeiten jetzt 80 Menschen weniger als vorher

„Das waren schon schwierige Monate“, erklärte Herrich. „Wir haben jeden Stein zweimal umdrehen müssen.“ Als Ursache der Probleme nannte Herthas Geschäftsführer die „sehr expansive Personalpolitik“ der Vergangenheit. Aktuell sind bei Hertha noch 220 Menschen beschäftigt; es waren mal 300.

Im vergangenen Geschäftsjahr lag der Personalaufwand bei 97,6 Millionen Euro – bei Umsatzerlösen von 117,6 Millionen Euro. Schon daran lässt sich Herthas grundsätzliches Problem erkennen. Allein der Profikader hat in der Abstiegssaison 80 Millionen Euro gekostet. In dieser Spielzeit sind es nur noch etwas mehr als 30 Millionen Euro.

Nachdem Herrich noch im Frühjahr gesagt hatte, dass Hertha sich auf der Intensivstation befinde, ist der Klub jetzt nach seiner Aussage auf dem Weg auf die Normalstation. Der wichtigste Hebel für die Konsolidierung sei dabei der Kaderumbau gewesen.

Dabei musste Hertha auch teure Spieler abgeben, ohne nennenswerte Ablösen für sie zu erzielen. Selbst deren angepassten Zweitligagehälter hätten die finanziellen Möglichkeiten des Klubs überstiegen. „Wenn man wirtschaftliche Zwänge hat, muss man Entscheidungen treffen, die man sonst so nicht getroffen hätte“, sagte Herrich.

Ein wichtiger Baustein sei auch das Geld des Investors 777 Partners. Vor wenigen Tagen ist eine weitere Tranche von rund 20 Millionen Euro bei Hertha eingegangen. Von den zugesagten 100 Millionen Euro dürfte der Klub inzwischen rund die Hälfte erhalten haben. Auf die Frage, ob 777 all seine vertraglichen Pflichten erfüllt und fristgerecht gezahlt habe, antwortete Herrich: „Ein klares Ja.“

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