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Deckel drauf. Augsburgs Andre Hahn erzielte das 3:0.

© Stefan Puchner/dpa

0:4 bei Ante Covics Schicksalsspiel: Hertha BSC geht beim FC Augsburg unter

Der Druck auf Trainer Ante Covic steigt. Hertha BSC bringt insgesamt wenig zustande, die Rote Karte für Rune Jarstein entscheidet das Spiel.

Für einen Moment huschte ein Lächeln über das Gesicht von Dennis Smarsch. Wie man eben reagiert, wenn man als junger Torhüter nur noch Sekunden von seinem Debüt in der Fußball- Bundesliga entfernt ist. Vielleicht war es auch ein sarkastisches Lächeln, denn zu guter Laune bestand definitiv kein Anlass. Nicht bei Smarsch und auch nicht bei seinem Verein Hertha BSC. Als der 20-Jährige am Sonntag in Augsburg auf den Platz kam, lagen die Berliner bereits 0:2 zurück, zudem mussten sie die verbleibenden 60 Minuten zu zehnt bestreiten, weil Torhüter Rune Jarstein Rot gesehen hatte.

Dass Dennis Smarsch, der Torhüter aus Herthas eigener Jugend, diesen 24. November nicht vergessen wird, liegt auf der Hand. Aber auch für den gesamten Verein war es ein denkwürdiger Tag. Ein denkwürdig schlechter. Eigentlich sollte das Spiel in Augsburg für Hertha so etwas wie ein Neuanfang werden. Stattdessen aber setzten die Berliner ihren Abwärtstrend der vergangenen Wochen in geradezu beeindruckender Weise fort: Das 0:4 (0:2) in Augsburg war ihre vierte Niederlage hintereinander. Hertha fiel auf Tabellenplatz 15 zurück, weil Mainz 05 am Abend in Hoffenheim überraschend klar 5:1 gewann und an den Berlinern vorbeizog. Für Trainer Ante Covic, erst seit dem Sommer im Amt, dürfte es trotz der Unterstützung durch Michael Preetz jetzt noch ein bisschen ungemütlicher werden. Herthas Manager hat sich am Sonntag nicht zu Covic geäußert. Er müsse das Erlebte „erstmal sacken lassen“, sagte Preetz.

Spielentscheidend? Sascha Stegemann zeigt Rune Jarstein die Rote Karte.

© Imago/ActionPictures

„Man kann trainieren wie ein Weltmeister. Wenn man dann so spielt, kann man sich nichts dafür kaufen“, sagte Herthas Innenverteidiger Niklas Stark. „Hier 0:4 zu verlieren ist schon ein Schlag ins Gesicht. So kann man auswärts in der Bundesliga nicht spielen.“ Hertha wirkte von Beginn an nervös, dem Team unterliefen viele Ungenauigkeiten und kleine Fehler, die einiges über den Gemütszustand der Mannschaft erzählten. „Das hat was mit den Köpfen zu tun“, sagte Covic. „Es ist für uns alle keine einfache Situation.“

Am Sonntag ist sie definitiv nicht einfacher geworden. „Natürlich befinden wir uns nun im Abstiegskampf“, sagte Mittelfeldspieler Per Skjelbred, „leider ist das für uns im Moment die Realität.“ Dass die Augsburger das Duell derart klar für sich entscheiden konnten, lag ganz sicher nicht an ihrer spielerischen Klasse. Nach vorne lief zu Beginn auf beiden Seiten wenig. Aber die Berliner halfen fleißig mit, damit die Gastgeber nach einer knappen halben Stunde 2:0 vorne lagen.

Die Führung für den FCA resultierte aus einem Freistoß. Philipp Max trat den Ball mit seinem starken linken Fuß und viel Schnitt von rechts vor das Berliner Tor. Zwei Augsburger lauerten im Fünfmeterraum, vollkommen unbehelligt, doch sie mussten gar nicht mehr eingreifen. Der Ball flog auf direktem Weg ins Tor. Noch täppischer stellte sich Hertha vor dem 0:2 an. Nach einem Rückpass sprang Jarstein der Ball zu weit vom Fuß. Florian Niederlechner setzte nach, aber schließlich war es Sergio Cordova, der den Ball über die Linie schoss. Als Niederlechner, der von Jarstein getroffen worden war, noch behandelt wurde, zeigte Schiedsrichter Sascha Stegemann Herthas Torhüter etwas überraschend die Rote Karte.

Dass sie gerechtfertigt war, erschloss sich erst nach Ansicht der Fernsehbilder. Nicht Jarsteins Rettungsversuch gegen Niederlechner war rotwürdig gewesen, sondern sein Einsatz gegen den Torschützen. Mit gestrecktem Fuß und den Stollen voraus war Herthas Torhüter Cordova auf die Wade getreten. Der Videoassistent hatte Stegemann auf das Vergehen aufmerksam gemacht. Weil Herthas Ersatztorhüter Thomas Kraft wegen einer Halswirbelblockade fehlte, saß Smarsch auf der Bank. Bei Hertha kommt in diesen Wochen einiges zusammen.

Zweite Hälfte wird nicht besser für Hertha BSC

Und die Mannschaft ist aktuell nicht in der Verfassung, all die Schläge stoisch einzustecken. Spätestens fünf Minuten nach Wiederanpfiff war auch die Resthoffnung auf ein noch halbwegs erträgliches Ende verflogen. Niklas Stark griff André Hahn nur halbherzig an, dessen Schuss von der Strafraumgrenze flog Dedryck Boyata durch die Beine und landete – weil Smarsch eher schwerfällig zu Boden ging – zum 3:0 für die Augsburger im Tor.

Engagiert, aber wirkungslos. Berlins Trainer Ante Covic steht immer mehr infrage.

© Stefan Puchner/dpa

Erstaunlicherweise ließ sich Hertha in der Folge auf ein offenes Spiel ein, wodurch sich dem FCA immer wieder die Chance zu guten Kontern bot. Allein die mangelhafte Chancenverwertung bewahrte Hertha vor einem noch größeren Debakel. Ein echter Trost ist das nicht. Von den vergangenen neun Spielen gegen Augsburg hatte Hertha kein einziges verloren, aber nicht mal der bisherige Lieblingsgegner war den Berlinern eine Hilfe.

Es war eher umgekehrt. Hertha ließ den FCA noch ein ums andere Mal gewähren, stellte sich amateurhaft an. So auch vor dem 0:4. Anstatt den Ball vors Tor zu schlagen, spielte Max einen Freistoß in den Lauf von Florian Niederlechner, der Smarsch aus spitzem Winkel mit einem Schuss ins kurze Eck überwand. Natürlich sah der Torhüter dabei nicht gut aus. Allerdings wäre es zu billig, Herthas missliche Lage an einem 20 Jahre alten Bundesligadebütanten festzumachen. (Tsp)

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