zum Hauptinhalt

Schafft Sabine Lisicki den Neustart?: Harte Schläge gegen den Schmerz

Aus bei den French Open, Beziehungsende: Sabine Lisicki war ganz unten. Nun will sie sich nur noch auf Tennis konzentrieren. In der ersten Runde von Wimbledon sah das schon gut aus.

Ein spitzer Jubelschrei hallte über den Court No. 18 und Sabine Lisicki strahlte, wie man es sehr lange nicht mehr von ihr gesehen hatte. Noch vor vier Wochen saß die 26 Jahre alte Berlinerin nach ihrem Erstrundenaus bei den French Open aufgelöst und verzweifelt vor den Scherben ihres beruflichen und privaten Lebens. Sie schien am Tiefpunkt angelangt zu sein. In der Rangliste auf Platz 81 abgerutscht, vom untreuen Partner Oliver Pocher hatte sie sich getrennt, wie auch kurz danach von ihrem Trainer Christopher Kas. In Paris war noch nicht abzusehen, ob Lisicki die Kraft finden würde, sich aus dieser Krise herauszukämpfen.

Doch Lisicki nimmt die Herausforderung an, mit neuem Trainer und neuer Einstellung zu ihrer Arbeit. In Wimbledon, jenem für sie immer noch magischen Ort, an dem sie 2013 bis ins Finale vordrang, gelang Lisicki am Montag der erste Schritt. Der 6:1, 6:3-Sieg über die Amerikanerin Shelby Rogers wirkte wie ein Befreiungsschlag, Lisicki schien wie ausgewechselt.

„Es ist erstaunlich, was dieser Belag für Sabine ausmacht“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner, die Lisicki während der Partie immer wieder angefeuert hatte. „Es geht deutlich wieder in die richtige Richtung. Es war ein sehr gutes Match von Sabine und mir hat besonders die Art gefallen, wie sie mit den kritischen Situationen umgegangen ist.“ Viele gab es davon indes nicht, denn obwohl Rogers überraschend in Paris ins Viertelfinale gekommen war, hat die 23-Jährige bisher nie ein Match auf Rasen gewonnen. So ging der erste Satz glatt mit zwei Breaks an Lisicki.

„Im zweiten Satz wurde meine Konzentration dann etwas schwächer“, sagte Lisicki, doch ihr starker Aufschlag rettete sie aus den brenzligen Momenten. Zwar schaffte Rogers das Rebreak zum 3:3, Lisicki holte sich jedoch sofort das Service zurück. Die Amerikanerin machte nun weiter Druck, erspielte sich vier Breakbälle im achten Spiel, doch Lisicki hielt tapfer dagegen. Sie wehrte zwei der Chancen gar per Ass ab und holte sich das 5:3. Rogers’ Gegenwehr war gebrochen, Lisicki nutzte gleich den ersten ihrer drei Matchbälle.

Lisicki hatte sich nach Paris zwei Wochen lang ganz zurückgezogen

„Eigentlich dachte ich, Wimbledon würde noch zu früh für mich kommen“, betonte Lisicki. Sie hatte sich nach Paris zwei Wochen lang ganz zurückgezogen, war mit ihrem spanischen Trainer Salvador Navarro nach Mallorca ins Trainingslager gegangen. Lisicki hatte komplett den Stecker gezogen. „Kein Telefon, kein Internet, nichts. Ich wollte einfach nur hart trainieren, essen, schlafen. Mehr habe ich nicht gemacht“, erzählte sie. Lisicki wollte von der Außenwelt nichts sehen oder hören, besonders nicht dauernd an ihre seelischen Wunden erinnert werden, die längst nicht völlig verheilt sind.

Noch beim Masters-Turnier in Rom hatte bei den Mitarbeitern am Empfangsschalter extra ein Post-it mit dem Hinweis geklebt: „Keine Akkreditierung für Oliver Pocher.“ Der Comedian hat sich inzwischen an Alexander Zverev gehängt und sei auch mit Philipp Kohlschreiber befreundet, so taucht er weiter bei Tennisturnieren auf, was es Lisicki nicht leichter macht. „Mir war wichtig, dass ich mich komplett rausziehe“, fügte sie hinzu, „ich habe einfach Zeit für mich gebraucht und ich wollte meine Ruhe haben.“

Zurück zum Wesentlichen, das sei jetzt ihr neues Motto. Nur hart arbeiten, trainieren, sonst nichts. Und das falle ihr momentan gar nicht schwer, sagt sie. Bisher war Lisicki nie durch übergroßen Trainingseifer aufgefallen, vielleicht hält sie dieses Mal die Ankündigungen durch. Navarro habe einen neuen Ton reingebracht, „mit Spaniern ist alles so schön locker. Wir haben Spaß und arbeiten gut zusammen.“

Die Italienerin Flavia Pennetta hatte Navarro bis zum US-Open-Titel geführt. Auch Lisicki möchte wieder erfolgreicher sein. Wie 2013 eben. Damals war der Sieg über Samantha Stosur ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg ins Wimbledonfinale. Nun trifft sie erneut auf die aufschlagstarke Australierin. Es könnte der nächste Schritt nach vorne werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false