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Die Abwehr der Bayern - hier Benjamin Pavard (li.) und Niklas Süle - wackelt derzeit häufig.

© dpa

So viele Gegentore wie zuletzt vor knapp 40 Jahren: Hanebüchene Fehler - Bayern bekommen ihr Defensivproblem nicht in den Griff

2:0-Vorsprung verspielt: Trainer Hansi Flick ist nach der Niederlage in Gladbach sauer. Und nun warten schwere Wochen auf den FC Bayern.

Es gibt mal wieder Gesprächsbedarf beim FC Bayern München. Und einen Haufen Arbeit für den bislang so erfolgsverwöhnten Chefcoach Hansi Flick. Einmal mehr war es der alte Rivale Borussia Mönchengladbach, der die bereits bekannten Defensivprobleme des Rekordmeisters so folgenschwer aufzeigte, wie es lange kein Team mehr getan hatte.

„Wenn man unser Spiel sieht, ist ja schon auch irgendwo auffällig, wo wir Probleme haben. Wir müssen uns einfach verbessern“, schimpfte Flick nach dem 2:3 (2:2) am Freitagabend.

Dass die Bayern in dieser Saison in der Abwehr anfällig sind, ist schon länger bekannt. Auch dass der französische Weltmeister Benjamin Pavard in einer Formkrise steckt und sich Nationalspieler Niklas Süle immer mal wieder Aussetzer leistet, die man in der Defensive eines Triple-Siegers nicht unbedingt vermutet.

Dennoch hatten die Bayern ob ihrer individuellen Stärke und Weltfußballer Robert Lewandowski im Angriff bis Freitag 20 Pflichtspiele nacheinander nicht mehr verloren. Bis wieder ein Gegner wie Gladbach auf Top-Niveau kam.

„Gladbach war sehr effizient. Sie haben drei Fehler von uns brutal ausgenutzt“, sagte Flick anerkennend. „Das haben sie 1A gemacht.“ Vier Bundesligaspiele verlor Flick als Bayern-Coach bislang. Zweimal hieß der Gegner dabei Mönchengladbach. Wie schon beim 1:2 vor 13 Monaten im Borussia-Park drehte das Team von Trainer Marco Rose einen Rückstand.

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Diesmal führte München nach einem Handelfmeter von Lewandowski (20. Minute) und einem Weitschuss-Hammer von Leon Goretzka (26.) bereits 2:0.

Jonas Hofmann trifft doppelt

Dass die Münchner wieder verloren, zeigt, dass Gladbach mit dem wieder genesenen Doppeltorschützen Jonas Hofmann (36./45.) auf dem besten Weg zurück zu alter Stärke ist. „Nach einem 2:0 kann man trotzdem auch mit drei Punkten nach München fahren“, betonte Flick aber. Zusammen mit Goretzka sprach er das andere Problem der Bayern offen an: die individuellen Patzer in der Abwehr.

„Ich glaube, es ist nicht so schwer zu erklären. Wir verlieren zweimal den Ball, wo wir ihn nicht verlieren dürfen“, sagte Goretzka über die Ballverluste im Vorwärtsgang in der ersten Halbzeit, die Gladbachs Kapitän Lars Stindl mit zwei perfekten Pässen auf Hofmann auch überragend ausnutzte.

Besonders hanebüchen war der Abspielfehler von Süle vor dem 2:3 durch Florian Neuhaus (49.). „Wir haben den Gegner ganz klar dreimal eingeladen und sie haben ihre Chance genutzt“, sagte Goretzka.

Insbesondere auch Torhüter Manuel Neuer brachten die Patzer schier zur Verzweiflung. Mit weit aufgerissenen Augen brüllte der Nationalkeeper nach den Gegentoren und drosch nach dem Abpfiff den Ball wutentbrannt auf die Tribüne.

Neuer muss sich beim Kahn-Rekord weiter gedulden

Kein Wunder: Erstmals überhaupt in seiner Karriere kassierte er auch im zehnten Spiel in Serie mindestens ein Gegentor. Seit Wochen wartet er darauf, endlich den Rekord von Oliver Kahn von 196 Zu-Null-Spielen einzustellen.

Titelreif ist die Defensive aktuell kaum. 24 Gegentore - so viele wie Arminia Bielefeld - nach 15 Spielen kassierten die Münchner zuletzt in der Saison 1981/1982. Damals wurden sie am Ende nur Dritter. Problematisch ist das Abwehrverhalten auch im Hinblick auf die Aufgaben in Europa.

Einen Vorgeschmack bekamen sie bereits beim Champions-League-Achtelfinalisten Gladbach, der das hohe Angreifen der Bayern ganz bewusst mit vertikalen Bällen auf Hofmann ausnutzen wollte und dies auch tat.

„Wir werden daran arbeiten. Das ist unsere Aufgabe als Trainer“, sagte Flick. „Dass wir gegen den Ball und bei Ballverlust auch die Tiefe absichern.“ Zum Üben bleibt aber wenig Zeit: In den kommenden 14 Tagen stehen vier Pflichtspiele an. (dpa)

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