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An Bundestrainer Markus Gaugisch (M) und seinem Team geht das weltpolitische Geschehen nicht vorbei.

© dpa / Kolektiff Images

Handballspiel in Israel der deutschen Frauen abgesagt: Tel Aviv ist im Moment kein Ort für Sport

Deutschlands Handballnationalmannschaft sollte in Tel Aviv spielen. Die Begegnung wurde abgesagt. Nun trifft das Team auf die Ukraine.

Fokus, Ambition, Einsatz – die Maßgabe an die deutschen Handball-Frauen war an sich eindeutig. Seit Sonntag befindet sich die Auswahl zum Lehrgang in Großwallstadt, um sich auf die Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 und gleichermaßen die bevorstehende Weltmeisterschaft im November vorzubereiten. Die Ziele sind dabei groß, nicht zuletzt, weil mit den kommenden Turnieren der Traum von Olympia verbunden ist. Und dennoch rückte der Sport in den vergangenen Tagen in den Hintergrund.

Die jüngsten Vorkommnisse in Israel hatten auch Auswirkungen auf das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch, das am Samstag eigentlich in Tel Aviv spielen sollte. Bereits zuvor hatten einige Spielerinnen bekundet, ein mulmiges Gefühl bezüglich der Reise zu haben. Als dann die Nachricht des Großangriffs der Hamas publik wurde, verstärkten sich die Sorgen. „Wir sind dann sehr schnell in die Kommunikation gegangen und glücklicherweise wurde rasch für Klarheit gesorgt“, berichtete Gaugisch und begrüßte die dann folgende Absage.

Während in Israel nun der Sport stillsteht, zahlreiche internationale Ansetzungen ausgesetzt wurden und das dortige Ministerium ohnehin alle Aktivitäten in Sporteinrichtungen untersagt hat, versuchten die deutschen Handballerinnen, sich auf das nicht weniger emotionsgeladene Spiel am Donnerstag in Wetzlar gegen die Ukraine (20.15 Uhr/ Sport1) einzustellen. Schon im Vorfeld der neuerlichen Entwicklungen war hier ein Zeichen der Solidarität geplant, wurden 500 Freikarten an ukrainische Geflüchtete verteilt.

„Wir sind Sportler und haben eine gewisse Strahlkraft. Deshalb ist es gut, dass der DHB dafür den entsprechenden Rahmen geschaffen hat“, sagte Gaugisch. „Die schrecklichen Bilder, die uns erreichen, zeigen, dass viele Dinge nicht in die richtige Richtung laufen und dass unsere Probleme verschwindend klein sind im Gegensatz zu dem, was dort gerade den Alltag darstellt.“ Deshalb gehe das Ziel am Donnerstagabend über das Sportliche hinaus, versuche das Team genauso, den Menschen abseits des Krieges einen kleinen Funken Ablenkung, wenn nicht sogar Hoffnung zu geben.

Die Auswahl des Spielortes erfolgte unterdessen nicht willkürlich. Denn Wetzlar hat nicht nur einen für Deutschland überdurchschnittlich hohen Anteil einer ukrainisch-stämmiger Bevölkerung, sondern ebenso viele Geflüchtete aufgenommen und zudem im September eine Städtepartnerschaft mit Schepetiwka ins Leben gerufen. Am Spieltag sollen hier auch mehrere Aktionen zur Unterstützung der Menschen im Krisengebiet stattfinden.

„Ein großes Danke an Deutschland, an die kleinen und großen Vereine, die uns unterstützt haben. Ohne diese Hilfe, wäre das Durchhalten nicht möglich gewesen“, hatte Sascha Gladun, Generalsekretär des ukrainischen Handballverbandes, jüngst erneut erklärt. Die Herausforderungen seien noch immer groß, auch weil die Frauen gerade anders als die Männer ihre „Heimspiele“ nicht auf deutschem Boden austragen können, da sie sich in der gleichen Gruppe befinden. Sie müssen für das Spiel am Sonntag gegen die Slowakei ins polnische Mielec ausweichen. Dass die Partie in Deutschland vor vielen heimischen Fans stattfinden kann, ist deshalb umso bedeutender. Denn manchmal geht es eben um mehr als Sport.

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