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Hoch hinaus will die Handball-Bundesliga in der neuen Saison. Zu den Favoriten zählen die üblichen Verdächtigen, wie etwa die Rhein-Neckar Löwen mit Gudjon Valur Sigurdsson (l.). Für Verärgerung sorgt vor allem eine Regeländerung.

© Axel Heimken/dpa

Handball-Bundesliga: Die Show ist noch statisch

Die Handball-Bundesliga startet am Donnerstag in ihre 52. Spielzeit und findet wieder deutlich mehr Platz im Fernsehen.

Am Donnerstag startet die Handball-Bundesliga mit den Duellen zwischen Ludwigshafen und Göppingen sowie Lemgo und Melsungen in die Saison 2017/18. Wir beantworten vor dem Auftakt in die 52. Spielzeit die wichtigsten Fragen – von Neuerungen bei der TV-Vermarktung bis zum Pendant einer legendären Mannschaft.

Was ist neu?

Ab der neuen Saison bekommt die Sportart deutlich mehr Platz im deutschen Fernsehen. Die Handball-Bundesliga GmbH (HBL) hat die Übertragungsrechte nach langjähriger Zusammenarbeit mit dem Münchner Sender „Sport 1“ neu vergeben, den Zuschlag erhielten der Pay-TV-Sender Sky sowie ARD und ZDF. Der Vertrag soll für die nächsten sechs Jahre gelten und wirkt sich auch auf die Anwurfzeiten aus: Künftig finden vier Begegnungen am Donnerstag (19 Uhr) und fünf Partien am Sonntag statt (vier um 12.30 Uhr, das Topspiel um 15 Uhr). Damit sind die Zeiten endlich vorbei, in denen ein Spieltag auf bis zu fünf Wochentage verteilt wurde – ein über Jahre großes und kontroverses Thema, das bei der Vermarktung nicht eben förderlich war. Darüber hinaus laufen bis zu zwölf Ligaspiele sowie die Halbfinals und das Endspiel um den DHB-Pokal live im frei empfangbaren Fernsehen, in der ARD-Sportschau am Sonntag gibt es zudem Zusammenfassungen. Wer bereit ist, für Handball-Übertragungen Geld auszugeben, darf sich künftig sogar auf eine allwöchentliche Talkrunde bei Sky freuen – moderiert natürlich von dem Gesicht des deutschen Handballs, von Stefan Kretzschmar.

Was erregt die Gemüter?

Ach ja, das Regelwerk. Genauer gesagt: die Vorschriften zum siebten Feldspieler, der nicht mehr als solcher gekennzeichnet sein muss und jederzeit fliegend mit dem Torhüter tauschen kann. Was der Internationale Handball-Verband IHF in einem Schnellverfahren pünktlich zum Beginn der Sommerspiele von Rio de Janeiro verfügte, findet auch gut ein Jahr später kaum Zustimmung. „Das Spiel ist dadurch statisch und unattraktiv. Wenn man es gut verteidigt, fliegen die Bälle ins leere Tor“, sagt etwa Melsungens Trainer Michael Roth, „das will doch niemand sehen.“ Die Kritik ist weder neu, noch ist sie von der Hand zu weisen: Durch die Regel können Überzahlsituationen geschaffen oder Zeitstrafen ausgeglichen werden, und das widerstrebt der Grundidee des Handballs: irgendwo eine Überzahlsituation – man könnte auch sagen: eine Lücke – zu schaffen. „Die Regel bevorteilt Teams, die sehr hart Abwehr spielen, da eine Zeitstrafe für sie kein Nachteil mehr ist“, sagt Kiels Trainer Alfred Gislason. Kiels Andreas Wolff war in der vergangenen Saison bester Torjäger unter den Torleuten: Fünf der insgesamt 50 von Torhütern erzielten Treffer gingen auf sein Konto.

Wie ist die sportliche Gemengelage?

Vielleicht so spannend wie schon lange nicht mehr. Darauf deutete auch der Supercup am Mittwoch hin, den die Rhein-Neckar Löwen erst im Siebenmeterwerfen gegen THW Kiel gewannen. Das Duo und Flensburg-Handewitt wird auch in der Saison 2017/18 den Meister unter sich ausmachen. Alle anderen Teams dahinter haben den Abstand zu den Branchenführern jedoch verkürzt, in der Bundesliga gilt spätestens seit der letzten Spielzeit: Im Grunde kann jeder jeden schlagen. Gerade die Verfolger aus Berlin, Magdeburg oder Melsungen haben ihre Kader im Sinne der Konkurrenzfähigkeit über die Jahre ordentlich hochgerüstet. Dass eines dieser besagten Teams den Sprung unter die besten Drei schafft, ist dennoch eher unwahrscheinlich.

Ist die MT Melsungen der neue TBV Lemgo?

Die MT Melsungen ist vor dem Bundesliga-Start so etwas wie ein allseits bekannter Geheimtipp. Mit Julius Kühn (VfL Gummersbach), Finn Lemke (SC Magdeburg) und Tobias Reichmann (Kielce) haben sie im Sommer gleich drei deutsche Nationalspieler verpflichtet, die 2016 zum EM-Kader und später zu den Silbermedaillengewinnern von Rio zählten. Da werden fast schon Erinnerungen wach an eine legendäre Mannschaft, die den Handball zu Beginn der Jahrtausends mit der dauerhaften Umsetzung der schnellen Mitte revolutionierte und den Beinamen „TBV Deutschland“ trug – weil der in Lemgo ansässige TBV seinerzeit fast die halbe deutsche Nationalmannschaft beschäftigte. Ganz so weit sind sie in Melsungen dann doch noch nicht.

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