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Mit Auge: Giovanni Trapattoni hat den FC Bayern und den VfB Stuttgart trainiert.

© Jan Nienheysen/dpa

Die Trainerlegende wird 80: Giovanni Trapattoni hat noch nicht fertig

Als Trainer von Bayern und Stuttgart machte sich Giovanni Trapattoni auch in Deutschland unsterblich. Nun wird er 80 Jahre alt.

Es gibt nicht viele Menschen, denen nach einer dreiminütigen Schimpftirade die Herzen in ganz Deutschland zufliegen. Giovanni Trapattoni ist es gelungen. Seine Pressekonferenz beim FC Bayern München, bei der er in wildestem Deutsch begleitet von italienischen Gesten über Spieler wie Thomas Strunz oder Mehmet Scholl schimpfte, ist Kult.

Der frühere Bayern-Trainer, der heute 80 wird, wundert sich immer noch über den Erfolg seiner Wutrede. „Ehrlich gesagt hätte ich mir nie vorstellen können, dass so eine Pressekonferenz auch noch nach 20 Jahren so populär ist“, erklärt er. „Tragikomisch“ sei die Rede gewesen, findet er, vielleicht habe man ihn deshalb in die Herzen geschlossen. Mit seinem Ruhm brüstet er sich jedenfalls nicht. „Wie kann ich stolz auf einen Wutausbruch sein, in dem ich einen Haufen grammatikalischer Fehler gemacht habe!“

Und wenn man ehrlich ist, hat der internationale Fußball Trapattoni weit mehr zu verdanken als seine geradebrechte Tirade aus dem Frühjahr 1998. In Deutschland hat er neben dem FC Bayern auch den VfB Stuttgart trainiert. Und er fühlte sich trotz des „knallharten Gegners“ – der deutschen Sprache – wohl in Deutschland. „In Italien wurde ich schon als einer angesehen, der den Job als Trainer sein lassen sollte. In Deutschland habe ich mich dagegen vom ersten Moment an wertgeschätzt gefühlt.“

Doch Trapattoni ist auch in Italien eine Legende. Mit mehr als 20 Titeln gilt er als einer der erfolgreichsten Trainer der Welt. Geboren in Cusano Milanino bei Mailand versuchte er sein Glück zuerst in einer Buchdruckerei. Doch der Traum vom Profifußball ließ ihn nicht los. Als Spieler wurde er mit dem AC Mailand zweimal Meister und Pokalsieger. Dort begann er auch seine Karriere als Trainer, in der er fast alles gewann, was es zu gewinnen gab. Mit Milan und Juventus Turin wurde er allein siebenmal Meister.

Als Nationaltrainer der „Azzurri“ blieb ihm allerdings der Traum vom Titel verwehrt. Bei der WM 2002 scheiterte das Team im Achtelfinale, zwei Jahre später schied Italien gar in der EM-Vorrunde aus. Mit Irland schaffte er immerhin die Qualifikation für die EM 2012, flog aber in der Vorrunde raus.

Geduld ist das Zauberwort

Der heutige Fußball ist Trapattoni zu schnelllebig. „Heutzutage tun alle so, als würden sich Erfolge in null Komma nichts einstellen. Aber man braucht Geduld“, sagt er. Geduld ist ein Fremdwort in der Erfolgswelt des geldgetriebenen Fußballs. „Der Fußball ist immer mehr zu einem Markt geworden, der riesige Investitionen anzieht“, sagt Trapattoni über die Rekordtransfers, die für Spieler wie Cristiano Ronaldo gezahlt werden. „Ich fürchte aber, dass dadurch die erzieherischen Werte des Sports für die jungen Generationen verloren gehen.“

Für Trapattoni war der Fußball quasi eine Droge, bis er auch auf Druck seiner Frau den Job aufgab. Heute genieße er mit seiner Familie in seinem Geburtsort den Ruhestand. „Ich muss zugeben, dass ich als Trainer kein vorbildlicher Großvater war. Ich war immer unterwegs, und auch wenn ich zu Hause war, habe ich immer an Fußball gedacht. Jetzt versuche ich dagegen, diese Zeit zurückzugewinnen“, erzählt er.

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Heute wird Trapattoni von seinem Enkel Riccardo Felici gemanagt. Der hat ihm auf Instagram Followerzahlen beschert, die sonst nur erfolgreiche Influencer haben. In kurzen Videos schmunzelt Trapattoni einen an; verschmitzt erzählt er in knappen Sätzen seine Lebensweisheiten. „Es überrascht mich immer mehr, wie diese Technologie dich sofort mit so vielen anderen Menschen in Kontakt bringt.“ Weil er und seine Frau mittlerweile nicht mehr viel reisen könnten, folge er Fußballkollegen eben in den sozialen Netzwerken: Lothar Matthäus oder Oliver Kahn zum Beispiel. Die vielen Fanbotschaften wolle er am liebsten alle beantworten, „aber es sind wirklich so viele“.

Kurz vor seinem Geburtstag holt er die Fans in einer Instagram-Story nach Hause und hält ein Geschenk in der Hand. Heute schon aufmachen oder eher Sonntag? Lautet die Frage der Abstimmung. Eine italienische Tageszeitung hat ihm die Titelseite vom 17. März 1939 geschickt – gute Nachrichten gab es da allerdings keine. Vermeldet wurde an Trapattonis Geburtstag, dass Hitler das restliche Staatsgebiet der Tschechoslowakei besetzen ließ.

Für die Zukunft wünscht sich Trapattoni eines: „Sagen wir es so, ich fühle mich, als hätte ich die 90 Minuten meines Spiels beendet. Von jetzt an beginnt das Golden Goal!“ (dpa)

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