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Spieler des iranischen Teams vor dem WM-Spiel gegen Wales (Archivbild)

© Foto: REUTERS/Carl Recine

„Gewalt und Folter“: Iranische Sicherheitskräfte drohten offenbar den Nationalspielern und deren Familien

Vor ihrem ersten WM-Spiel haben die iranischen Fußballer ihre Hymne nicht mitgesungen – am zweiten Spieltag schon. Das iranische Regime soll interveniert haben.

Bei der Fußball-WM in Katar haben die iranischen Fußballer vor ihrem Auftaktspiel gegen England die Nationalhymne nicht mitgesungen. Beobachter deuteten dies als Protest gegen das iranische Regime und Solidaritätsbekundung mit den Demonstrierenden in der Heimat.

Gegen Wales sangen die iranischen Kicker dann überraschend mit, als ihre Hymne vor dem Match gegen Wales ertönte. Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden hätten den Spielern im Vorfeld zu verstehen gegeben, dass eine Weigerung schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen würde, berichtet der Fernsehsender CNN.

Die Sicherheitskräfte sollen den Familien der Spieler „Gewalt und Folter“ angedroht haben, sollten sich die Mitglieder des Nationalteams nicht „benehmen“, zitiert der Nachrichtensender eine anonyme Quelle, die mit der Sicherheit der Spiele befasst sei.

„Eine große Anzahl iranischer Sicherheitsbeamter“ würde die Spieler beobachten, denen es nicht erlaubt sei, sich außerhalb der Mannschaft zu bewegen oder mit Ausländern zu treffen.

Der portugiesische Trainer der iranischen Nationalmannschaft, Carlos Queiroz, habe seinen Spielern vor dem Turnier noch erlaubt, im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft zu protestieren. Allerdings in den Rahmenbedingungen, die die Fifa gestattet. Auch Queiroz habe ein privates Treffen mit Mitgliedern der Revolutionsgarden gehabt, sagt die Quelle.

Iran soll Schauspieler in WM-Stadien schicken

Zudem wirft die anonyme Quelle dem iranischen Regime vor, „hunderte Schauspieler“ im Stadion beim Spiel gegen Wales platziert zu haben. Diese hätten „bei den Fans ein falsches Gefühl der Unterstützung und Gunst erzeugen“ sollen. Bei der Begegnung zwischen Iran und den USA plane das Regime „Tausende“ Schauspieler einzusetzen.

Das Auftaktspiel am 21. November gegen England hatte der Iran mit 2:6 verloren – vier Tage später bezwang das Team Wales mit 2:0. Iran steht vor dem dritten – und letzten – Spieltag der Gruppe B auf dem zweiten Platz.

Seit mehr als zwei Monaten wird in der Islamischen Republik demonstriert. Auslöser der landesweiten Proteste war der Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini am 16. September. Sie starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war.

Bei der Niederschlagung der Proteste sollen laut Angaben der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) bisher insgesamt mindestens 416 Menschen getötet worden sein. Die Revolutionsgarden selbst sprechen von mehr als 300 Toten. Die NGO zählt zudem mehr als 1500 Verletzte. (Tsp mit Agenturen)

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