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Turbines Shootingstar. Selina Cerci hat sich für die Rückrunde viel vorgenommen.

© Jan Huebner/Imago

Turbine-Torjägerin Selina Cerci: Getrieben von der Sehnsucht nach Siegen

Von Bayern München kam Selina Cerci über Werder Bremen nach Potsdam. Bei Turbine trifft die Stürmerin am laufenden Band.

Sie trifft und trifft und trifft. Selina Cerci spielt die beste Hinrunde ihrer bisherigen Karriere. Seit ihrem Profidebüt in München zeigt sie sich treffsicher, bei Turbine Potsdam ist die Torjägerin nun aber endgültig in der Bundesliga angekommen.

Im letzten Spiel vor der Winterpause ging es Mitte Dezember gegen den FC Bayern München, Cercis Ex-Verein. Dort sammelte sie von 2017 bis 2018 ihre ersten Erfahrungen im Profibereich – im Alter von 17 Jahren. Sie lief 22 Mal im Trikot der Bayern-Reserve auf und traf dabei 14 Mal. Für Cerci war es ein „unbeschreibliches Gefühl“, gegen ihren Ex-Klub zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung für Potsdam zu treffen. Es war bereits ihr achtes Saisontor, so viele Treffer erzielte sie in der gesamten vergangenen Spielzeit. Nach Ladehemmung zum Saisonbeginn platzte bei der Torjägerin gegen Essen am 4. Spieltag der Knoten. Nun ist sie mit acht Treffern die zweitbeste Schützin der Liga.

Cerci hat einen echten Lauf, traf in den letzten vier Partien jeweils mindestens einmal. Außerdem ist sie Turbines Dauerbrennerin und war in der laufenden Spielzeit bis auf sechs Minuten immer für ihr Team im Einsatz.

Vom Start in der zweiten Bundesliga in München ging es 2018 dann für die gebürtige Kielerin zurück Richtung Norden und zu Werder Bremen. Dort gab sie ihr Bundesligadebüt und auch dort war Cerci direkt erfolgreich vor dem Tor und konnte in ihrer ersten Saison fünf Mal in 13 Spielen einnetzen. Auch wenn die Stürmerin in Bremen zufrieden war wollte sie irgendwann den nächsten Schritt machen, den sie letztendlich bei Turbine suchte und auch fand.

„Ich bin dankbar, dass ich hier momentan so viel Spielpraxis bekomme und mich hier auch weiterentwickeln kann“, zeigt sich die 21–Jährige zufrieden. Das war nicht immer der Fall, kam Cerci in ihrer Premierensaison in Potsdam oftmals noch von der Bank. „Diese Saison spiele ich immer von Anfang an und generell bin ich einfach besser reingekommen.“

Nach einer noch nicht ganz ausgeheilten Verletzung zu Beginn der Spielzeit 2020/21 habe Cerci „ein bisschen gebraucht, um reinzukommen und ins Team zu finden“, was nun der Fall sei, wodurch sie „frei aufspielen“ könne. Ihr Doppelpack gegen Essen habe ihr Selbstvertrauen gegeben. Ein Indikator für ihren derzeitigen Erfolg sieht Cerci vor allem auch in ihrem Team, das ihr immer den Rücken stärke.

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Das Spiel gegen Bayern ging letztendlich 1:1 aus aufgrund eines strittigen Elfmeters für die Münchenerinnen. „Es ist natürlich ein wenig ärgerlich, dass so ein Elfmeter dann das Spiel entscheidet und wir die drei Punkte liegen lassen“, ordnet Cerci das Ergebnis ein. Drei Punkte liegen gelassen gegen den FC Bayern München, aktueller Tabellenführer der Bundesliga.

Das zeigt das Selbstvertrauen Cercis und auch von Turbine, das sie sich im Laufe der Saison erarbeitet haben. Nun stehen unterm Strich 21 Punkte aus 11 Spielen und Platz Fünf in der Tabelle. Eine sehr erfolgreiche Hinrunde, woran die Potsdamer Stürmerin natürlich auch entscheidenden Anteil hatte. Acht Tore und drei Vorlagen – eine beeindruckende Bilanz. Da bleibt das Thema Nationalmannschaft natürlich nicht aus.

In der Pressekonferenz nach dem Bayern-Spiel sagte sogar Gästetrainer Jens Scheuer, dass Cerci mit diesen Leistungen in die DFB-Elf gehöre. Das Thema möchte die Stürmerin allerdings nicht zu sehr an sich heranlassen: „Ich versuche einfach, dem Team mit meiner Leistung weiterzuhelfen und mein Ding durchzuziehen. Letztendlich kann ich sowieso nicht entscheiden, dass ich in die Nationalmannschaft eingeladen werde. Ich sage immer, wenn’s kommt, dann kommt’s und wenn nicht dann nicht. Ich mache mir da gar keinen Stress und bin einfach super happy, dass es bei mir und der Mannschaft gerade so gut läuft.“

In der Tabelle stehen vor Turbine nur Bayern, Hoffenheim, Wolfsburg und Frankfurt, alles Teams mit einem großen Verein und einem finanzstarken Partner im Rücken. Das erklärt wahrscheinlich auch die bescheidene Antwort Cercis und auch des Turbine-Chefcoach Sofian Chahed auf die Frage, ob der dritte Tabellenplatz, der gleichzeitig die Teilnahme an der Qualifikation für die Champions League bedeuten würde, das neue ausgeschriebene Ziel sei: „Nein, wir haben kein festes Ziel. Wir haben vor der Saison gesagt, dass wir einfach auf unsere Leistung achten und zusammenwachsen wollen als Team. Was dann am Ende der Saison dabei herausspringt, ob es nun Platz drei ist oder whatever, wird sich zeigen. Gerade auch, weil es in der Tabelle so knapp ist, kann man eh nicht sagen, wie es letztendlich aussehen wird, da diese Saison einfach top Teams mit dabei sind.“

Cerci hofft noch, für die EM in England nominiert zu werden

Sportliche Ziele für das neue Jahr oder die Rückrunde hat Cerci indes keine spezifischen und wünscht sich lediglich, verletzungsfrei zu bleiben und sich persönlich weiterzuentwickeln. „Ich bin niemand, der sich da feste Ziele setzt und sagt, ich schieße so und so viele Tore. Da bin ich ganz entspannt. Für mich ist es egal, wer die Tore im Team schießt, Hauptsache wir schießen überhaupt welche“, fügt sie hinzu.

Die Winterpause ist für Cerci und ihre Mitspielerinnen seit dem 3. Januar, an dem die erste Trainingseinheit anstand, offiziell beendet. Seit Montag sind die Potsdamerinnen im Trainingslager in Lindow und bereiten sich dort intensiv auf die Rückrunde vor. Und dann steht am 29. Januar das Nachholspiel gegen den Rekordmeister und aktuellen Tabellendritten aus Wolfsburg an, das kurz vor Weihnachten aufgrund mehrere Coronafälle bei Turbine verlegt werden musste. Cerci gibt sich kampfbereit: „Wir müssen uns auf gar keinen Fall verstecken. Wenn wir da mit viel Selbstvertrauen reingehen und jeder an sich und das Team glaubt, können wir die drei Punkte zuhause behalten.“

Spätestens mit dieser Aussage wird klar, dass mit Turbine in der Rückrunde zu rechnen ist und möglicherweise auch mit Selina Cerci in der Nationalmannschaft. Macht sie weiterhin mit solch starken Leistungen auf sich aufmerksam, ist das sicherlich nur noch eine Frage der Zeit. Und vielleicht klappt es ja zur EM, die im Juli beginnt.

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