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Grischa Prömel klatscht den Fans Beifall, bekommt aber auch selbst viel Zuspruch bei der TSG Hoffenheim.

© dpa/Tom Weller

Gegner von Hertha BSC: Der ehemalige Union-Profi Grischa Prömel treibt die TSG Hoffenheim an

Fünf Spielzeiten trug Prömel das Trikot der Köpenicker. Diese Verbundenheit wirkt auch im Duell mit Hertha BSC nach.

Von Jörg Runde

Grischa Prömel ist in diesen Tagen ein gefragter Mann. Kein Wunder, surft der 27-Jährige doch auf einer Welle des Erfolges. Erstmals seit seinem Wechsel vom 1. FC Union nach Hoffenheim kehrt er zurück nach Berlin. Am Sonntag spielt die TSG bei Hertha BSC (15.30 Uhr, live bei Dazn). „Ich freue mich riesig, wieder in Berlin zu sein, das ist einfach ein schönes Gefühl“, sagte Prömel dem Tagesspiegel.

Fünf Spielzeiten trug er das Union-Trikot. „Die Spiele gegen Hertha waren natürlich immer besonders, weil es Derbys waren“, sagt Prömel. Vor allem an das 4:1 im vergangenen April im ausverkauften Olympiastadion erinnert er sich gern: „Da habe ich über ein Tor gejubelt.“

So leicht wie in der Vorsaison, als er mit Union inklusive DFB-Pokal drei Erfolge gegen den Lokalrivalen feierte, wird es diesmal wohl nicht. Hoffenheims Trainer André Breitenreiter hält Hertha sogar für „die beste Kontermannschaft der Bundesliga“.

Da dürfte viel Arbeit auf Prömel warten, der sich schon in kurzer Zeit im Kraichgau zu einem absoluten Leistungsträger und Führungsspieler entwickelt hat. Ein Beispiel aus dem letzten Spiel verdeutlicht seine Stärke: Gegen den SC Freiburg lief die elfte Minute, als Prömel auf der rechten Seite Richtung gegnerisches Tor geschickt wurde. Die Zuschauer staunten nicht schlecht, hatte der Mittelfeldspieler doch eben noch am eigenen Strafraum den Ball erobert.

Auch im Spiel gegen den SC Freiburg präsentierte sich Grischa Prömel gewohnt kämpferisch.

© Imago/foto2press/Oliver Zimmermann

Szenen wie diese charakterisieren sein Wirken auf dem Rasen gut. Der zentrale Mittelfeldspieler ist einfach immer da, wo es drauf ankommt. Mit vollem Körpereinsatz. Zwar endete die beschriebene Situation nicht mit einem Torjubel, aber einen Treffer und eine Vorlage hat er zum starken Saisonstart der TSG mit 13 Punkten aus sieben Spielen beigesteuert.

Auch bei Union genoss Prömel höchste Wertschätzung

Noch bemerkenswerter ist eine andere Statistik. Mit durchschnittlich 12,10 Kilometern pro Spiel ist Prömel aktuell der laufstärkste Profi in der Fußball-Bundesliga. „Grischa ist sehr fleißig und torgefährlich“, lobt ihn Trainer Breitenreiter und fügt an: „Er ist ein super Typ, ein Spieler, wie ihn sich jeder Trainer wünscht.“ Auch Abwehrspieler Kevin Vogt ist begeistert. „Einen Spieler wie ihn hatten wir bislang noch nicht“, sagte Vogt im Interview mit der „Fußball-Woche“.

12,10
Kilometer legt Grischa Prömel im Schnitt pro Spiel zurück

Töne, die man von den Verantwortlichen bei Union ebenfalls bestens kennt. Auch dort genoss Prömel allerhöchste Wertschätzung. Zwar verstanden viele Fans den Wechsel von einem Europa-League-Teilnehmer in Berlin zu einer grauen Maus in der Provinz nicht, von seinem ehemaligen Trainer erhielt Prömel aber immer Rückendeckung. „Er wird in seinem Alter keine zehn Verträge mehr unterschreiben. Da geht es auch um die Zukunft des Spielers“, zeigte Urs Fischer Verständnis für den Vize-Kapitän.

Dass der Wechsel zur – dank Mäzen Dietmar Hopp zahlungskräftigeren – TSG Hoffenheim nicht nur des Geldes wegen zustande gekommen sei, versichert Prömel sehr glaubhaft. Auch wenn er die Zeit in Köpenick als „unglaublich schön, erfolgreich und wertvoll“ beschreibt, zu Hause fühlt er sich eben im Südwesten. „Hier sind meine Familie und viele Freunde. Außerdem hatte ich in Hoffenheim bereits eine wunderschöne Zeit und bin Deutscher U-19-Meister geworden. Das verbindet mich mit dem Klub“, sagt Prömel.

Vor allem seinem Jugendtrainer Julian Nagelsmann hat Prömel viel zu verdanken. „Er hat mir beigebracht, was es heißt, ein Profi zu sein mit Disziplin und Zielstrebigkeit. Er war sozusagen mein Karriere-Starter.“ Eine Laufbahn mit Highlights wie den Olympischen Spielen 2016, als Deutschland Silber gewann, und der Europacup-Teilnahme mit Union im vergangenen Jahr hätte Prömel in jungen Jahren nicht für möglich gehalten.

Statt einer Fußballer-Laufbahn wollte es Prömel, der mit seinen Eltern ein Jahr im kalifornischen Santa Cruz lebte, ursprünglich deutlich ruhiger angehen lassen: als Surfer. Heute ist der Wassersport sein liebster Ausgleich zum Alltag. „In einem Surfurlaub komme ich richtig runter und kann abschalten“, sagt er.

Die freie Zeit während der WM könnte Prömel für einen Surftrip nutzen. Es sei denn, sein Ritt auf der Erfolgswelle trägt ihn noch in den Kader für Katar. Nicht erst seit dem teils chaotischen 3:3 in England dürfte klar sein, dass Bundestrainer Hansi Flick einen defensivstarken Box-to-Box-Spieler in Topform gut gebrauchen könnte. Prömel beantwortete die Frage nach seinen Nationalmannschafts-Ambitionen im Sommer gewohnt zurückhaltend. „Man schreibt das Thema nie vollkommen ab. Ich werde jetzt aber nichts ausrufen, sondern will erstmal hier meine Leistungen bringen.“ Diese sprechen längst für ihn.

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