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Leute, kann so lustig werden. Fifa-Präsident Gianni Infantino findet auf jeden Fall Spaß beim Gedanken an eine 48er-WM.

© dpa/Leanza

Fußball-WM mit 48 Teams: Der Kampf um die Startplätze beginnt

Nach der WM-Aufstockung auf 48 Mannschaften schachern die Verbände und Konföderationen bereits um die Teilnehmerplätze.

Von Johannes Nedo

Zum Abschluss seiner Pressekonferenz menschelte es noch einmal sehr bei Gianni Infantino. Der Fifa-Präsident ging vom Podium des Auditoriums in der Zürcher Zentrale des Fußball-Weltverbands und rief den Journalisten zu: „Happy new year! Bonne année! Ein frohes neues Jahr!“ Und dazu grinste er.

Infantino konnte ja auch überaus glücklich sein. Für ihn begann das neue Jahr wunderbar. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Treffen“, sagte der Schweizer am Dienstagnachmittag. Das Fifa-Council, das höchste Gremium des Fußball-Weltverbands, folgte einstimmig seinem Vorschlag zur Aufstockung der Weltmeisterschaft auf 48 Teams von 2026 an.

Viele andere Punkte sind allerdings noch nicht entschieden. Besonders die Verteilung der Startplätze pro Konföderation wurde noch nicht beschlossen. Diese brisante Frage soll bis zum Fifa-Kongress im Mai in Bahrain geklärt werden. Europa besitzt derzeit mit 13 Startern das größte Kontingent. Aber Infantino hatte besonders Afrika und Asien mehr WM-Teilnehmer versprochen. Nun sagte der Schweizer: „Es gibt keine Garantien. Sicher ist nur, dass alle mehr bekommen, manche viel mehr, manche ein bisschen mehr.“

So existieren bereits Szenarien, welcher Kontinentalverband wie viele zusätzliche Plätze bekommt. Europa könnte von bisher 13 nun auf 16 kommen, Afrika von fünf auf neun und Asien von 4,5 auf 8,5. Nord- und Mittelamerika dürfen statt bisher 3,5 Plätzen auf 6,5 hoffen, Südamerika statt 4,5 auf sechs sowie Ozeanien statt 0,5 auf einen – und hinzu kommt ein Platz für den Gastgeber. „Bei der Verteilung werden sportliche und entwicklungspolitische Kriterien eine Rolle spielen“, sagte Infantino nebulös. „Natürlich haben alle Konföderationen ihre Wunschlisten.“

Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), forderte die Europäer nun auf, sich gemeinsam für möglichst viele WM-Starter einzusetzen. „Bei den offenen Fragen, beispielsweise der Zahl der Startplätze für die einzelnen Kontinentalverbände, müssen wir nun in der Uefa zusammenfinden und eine gute, gemeinsame Lösung entwickeln“, sagte er. Überhaupt hadert Grindel mit der Aufstockung: „Ich bin nicht glücklich mit dieser Entscheidung und hätte mir vor allem gewünscht, dass alle wichtigen Fragen zu Organisation und Modus komplett geklärt sind. Da der Beschluss aber im Fifa-Council einstimmig getroffen wurde, gilt es nun, ihn zu respektieren.“ In dem Rat hat der DFB derzeit keine Stimme.

Infantino erwägt, dass Unentschieden bei der WM abzuschaffen

Doch die Uefa muss nun erstmal selbst einig werden. Nach der Entscheidung für eine größere WM sagte der Kontinentalverband zunächst einmal den europäischen Spitzenklubs seine Unterstützung zu. Die Vereine stehen der Ausweitung auf 48 Mannschaften kritisch gegenüber. „Wir versichern auch, dass die Interessen der Klubs weiterhin geschützt werden“, hieß es in einer Mitteilung der Uefa.

Der Kontinentalverband offenbarte dabei jedoch eine ungewöhnliche Strategie. „Während der Sitzung des Fifa-Councils in Zürich wurde klar, dass alle anderen Konföderationen in überwältigendem Ausmaß für eine Ausweitung der WM auf 48 Mannschaften im Jahr 2026 sind. Daher hat die Uefa entschieden, sich der Unterstützung des neuen Formats anzuschließen“, hieß es in der Erklärung.

Im Dezember hatte der Uefa-Präsident Aleksander Ceferin noch mangelnden Informationsfluss der Fifa beklagt. Nun wurde bei der Uefa als Erfolg verbucht, dass noch keine Entscheidung über die Quotenplätze pro Konföderation gefällt wurde.

Infantino lässt all die Kritik von sich abperlen. „Natürlich sind nach solchen Entscheidungen nicht alle glücklich“, sagte der 46-Jährige. „Ich schaue lieber auf die positiven Reaktionen.“ Und an die Gegner der WM-Aufstockung richtete er die unmissverständliche Botschaft: „Fußball ist mehr als Europa und Südamerika.

Dabei birgt das neue Format mit 16 Dreiergruppen einige Schwierigkeiten. So sollen in den Dreiergruppen die ersten beiden Mannschaften weiterkommen. Infantino überlegt deshalb, das Unentschieden abzuschaffen und bei einem Remis nach 90 Minuten ein Elfmeterschießen einzuführen. „Das Gute daran ist, dass auf dem Platz entschieden wird“, betonte Infantino. „Es könnte allerdings ebenso die Weltrangliste dafür den Ausschlag geben, wer dann weiterkommt.“

Auch droht die Gefahr, dass nach nur drei Spielen alle Mannschaften punkt- und torgleich sind. Drei Teams pro Gruppe hatte es bei einer WM letztmals 1982 in Spanien in einer Zwischenrunde gegeben. Deutschland kam damals auch in das Halbfinale, weil die schon ausgeschiedenen Gastgeber sich im letzten Spiel gegen England nicht hängen ließen.

Es dürfte also noch viele weitere Diskussionen über die 48er-WM geben, die große Aufregung darüber kann Infantino jedoch gar nicht verstehen. „Wir im Fußball nehmen uns manchmal zu wichtig“, sagte er und grinste. „Wir sollten bodenständiger werden. Es ist nur Fußball.“

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