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Freud und Leid: Die USA nach dem Sieg über England.

© REUTERS/Benoit Tessier

Fußball-WM der Frauen: Die USA stehen nach dramatischem Spiel im Finale

Nach einem spektakulären Sieg gegen England stehen die US-Amerikanerinnen im WM-Finale. Dabei trifft sie vor dem Spiel eine Hiobsbotschaft.

Von David Joram

Nach etwas über einer halben Stunde war die Zeit für ein kleines Ständchen im großen Stadion gekommen. Die zahlreich zum WM-Halbfinale der US-Fußballerinnen gegen England gekommenen USA-Fans stimmten es an. „Happy birthday to you“, sangen sie in Lyon, glücklich und vergnügt. Soeben hatte ihre Kapitänin Alex Morgan, das Geburtstagskind, vor 53 000 Zuschauern zum 2:1 eingeköpft. Später am Abend sollte die Party dann so richtig beginnen. 2:1 (2:1) gewannen die USA ein hochklassiges Duell gegen England. Am Sonntag um 17 Uhr hat der Titelverteidiger die Chance auf den vierten Triumph bei einer WM. Gegner werden die Niederlande oder Schweden sein, die am Mittwoch im zweiten Halbfinale aufeinandertreffen.

US-Trainerin Jill Ellis hatte wie ihr gesamtes Team bereits vor dem Anpfiff eine herbe Botschaft erfahren müssen: Superstar Megan Rapinoe konnte wegen einer Oberschenkel-Verletzung nicht spielen. Rapinoe, ausgerechnet. Fußball-Ikone, Anti-Trump-Führerin und Sprachrohr des Teams. Und eben eine ganz wichtige Säule dieser Mannschaft. Sowohl im Achtelfinale, beim 2:1 gegen Spanien, als auch im Viertelfinale (2:1 gegen Frankreich) hatte Rapinoe schließlich alle Tore für die USA erzielt.

Dieses Mal mussten andere die Schlagzeilen liefern. Nach einer starken Anfangsphase, in der Rose Lavelle ihrer englischen Gegenspielerin Millie Bright einen Beinschuss verpasste, führten die USA früh. Eine Flanke Kelley O'Haras verwertete Christen Press – die anstelle Rapinoes beginnen durfte – sehenswert per Kopf zum 1:0. Zehn Minuten waren gespielt. England tat sich gegen das temporeiche US-Spiel zunächst schwer, umso überraschender kam der Ausgleich. Beth Mead gab den Ball scharf in die Mitte, wo Ellen White den Fuß so hinhielt, dass daraus ihr sechstes Turniertor resultierte. Englands Coach Phil Neville, der in seinem feinen Zwirn wie eine bessere Gareth-Southgate-Kopie aussah, jubelte erstmals.

Das 2:1 zur Pause entspricht den Kräfteverhältnissen

Das Spiel gewann nun an Klasse und Intensität, weil Nevilles Team zunehmend energischer dagegenhielt. Den nächsten Stich setzten aber die USA: Lindsey Horan flankte aus dem Halbfeld, Morgan bewies Timing und Köpfchen. Es war die erneute Führung – die Keira Walsh im Gegenzug fast egalisiert hätte. US-Torhüterin Alyssa Naeher parierte den Schlenzer aus 25 Metern gerade so. Das 2:1 zur Pause entsprach den Kräfteverhältnissen. Etwas druckvoller gestalteten die USA die Partie, Morgan, Press oder Horan trieben immer wieder an – während England vor allem auf White hoffte.

Die Stürmerin stand auch in der zweiten Halbzeit im Mittelpunkt. Nach knapp 70 Minuten traf sie ins Tor, nachdem Walsh und Jill Scott wunderbar vorbereitet hatten. Doch das Tor zählte nicht. Abseits, lautete die Entscheidung nach Ansicht der Videobilder.

Wenig später lief Schiedsrichterin Edina Alves Batista erneut an die Seitenlinie. Sauerbrunn hatte White leicht touchiert, Elfmeter, die richtige Entscheidung. Allein es half nichts, Kapitänin Steph Houghton schoss in Naehers Arme. Kurz darauf sah Millie Bright Gelb-Rot, was Englands Chancen weiter minimierte, während US-Coach Ellis mit Ali Krieger eine weitere Defensivkraft zur Absicherung brachte. Nach siebenminütiger Nachspielzeit war dann Schluss - und Morgan lud zur schönsten Geburtstagsparty ihres Lebens.

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