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Joachim Löw ist auf der Suche nach Alternativen.

© AFP

Fußball-Nationalmannschaft: Joachim Löw kommt kein Stück voran

Der Bundestrainer hat zuletzt einige Fehler begangen. Vor den abschließenden Spielen in der EM-Qualifikation muss er nun auch noch viele Ausfälle verkraften.

Für Bundestrainer Joachim Löw sind seine überschaubaren Arbeitstage in den vergangenen Wochen um eine lästige Pflicht reicher geworden. Statt die Nationalspieler in wenigen Trainingseinheiten auf den jeweiligen Gegner einzustellen, muss der 59-Jährige erst einmal abwarten und nachzählen, wer von seinen Spielern überhaupt anreist und einsatzbereit ist.

Seit geraumer Zeit ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft von einer sonderbaren Ausfallsucht befallen. Zum Doppelspieltag im Oktober beispielsweise meldete sich gleich ein Dutzend Spieler krank- oder verletzungsbedingt ab. Und auch jetzt fehlt immerhin ein halbes Dutzend. Zuletzt sind dem Bundestrainer der Dortmunder Marco Reus und der Leverkusener Kai Havertz weggebrochen.

Wenn Löw im Laufe des Dienstags seine Spieler im Düsseldorfer Mannschaftshotel empfängt, wird er noch einmal genau nachprüfen, wer ihm für die beiden abschließenden Heimspiele in der EM-Qualifikation zur Verfügung steht. Am Samstag spielt die deutsche Elf in Mönchengladbach gegen Weißrussland, drei Tage später dann in Frankfurt gegen Nordirland.

Die Ausfälle von Reus und vor allem Havertz treffen Löw. Wegen oder nach Verletzungen hatte der Bundestrainer schon bei der Nominierung am vorigen Freitag auf Niklas Süle, Leroy Sané, Julian Draxler, Antonio Rüdiger, Thilo Kehrer, Marcel Halstenberg und Torhüter Kevin Trapp verzichten müssen.

Immerhin stehen im Unterschied zu den Oktoberspielen gegen Argentinien (2:2) und Estland (3:0) Spieler wie Toni Kroos und Leon Goretzka zur Verfügung. Für die zuletzt so anfällige Defensive sind Matthias Ginter, Jonathan Tah, Nico Schulz und Jonas Hector wieder zurückgekehrt.

Die Qualifikation für die EM ist eigentlich nur noch Formsache

„Wir werden beide Spiele daheim gewinnen, wir werden uns qualifizieren“, sagte Löw am Dienstag vor den beiden in diesem Jahr noch ausstehenden Länderspielen. Gewinnt Holland gegen Nordirland, reicht der DFB-Auswahl zeitgleich am Samstag gegen Weißrussland ein Remis für die EM-Teilnahme im kommenden Sommer. Sicher dabei ist die deutsche Elf unabhängig von allen anderen Ergebnissen auch bei einem Sieg gegen Weißrussland und einem Remis drei Tage später gegen Nordirland.

Im Extremfall würde das Ticket aber auch bei zwei Niederlagen gelöst werden, wenn Holland gegen Nordirland gewinnt und der direkte Vergleich mit den Nordiren nach dem 2:0 im Hinspiel gewonnen wird. Der Gruppensieg ist für das Löw-Team nicht mehr aus eigener Kraft erreichbar, da der direkte Vergleich (3:2 in Amsterdam, 2:4 in Hamburg) mit dem Nachbarn verloren ist.

Grundsätzlich ist ein Gruppensieg in der Qualifikation bei der Turnierauslosung vor Vorteil. Im konkreten Fall werden bei der Auslosung am 30. November in Bukarest die besten sechs Gruppensieger im ersten Topf sein. Die weiteren vier Ersten und die besten zwei Zweiten landen nur in Lostopf zwei.

Joachim Löw hat die Nationalmannschaft viel zu spät umgekrempelt

„Das große Ziel heißt, eine schlagkräftige Mannschaft bei der EM auf den Platz schicken zu können“, sagte Löw nun. Der Bundestrainer sucht sieben Monate vor dem Turnier mit zwei Heimspielen in München weiter nach Personal und System für die angestrebte Titeltauglichkeit. Schon nach den beiden Oktoberspielen hatte der Bundestrainer Probleme einräumen müssen: „Es war schwieriger, als wir es uns vorgestellt hatten.“

Genau genommen ist die deutsche Mannschaft auf dem Weg zur Wiedergutmachung für die für sie als Titelverteidiger schon in der Vorrunde desaströs geendete WM vor einem Jahr in Russland kein Stück vorangekommen. Die "Löw-raus"-Rufe in der Le Coq Arena der estnischen Hauptstadt Tallin von den mitgereisten deutschen Fans hatte Löw nach eigener Aussage nicht mitbekommen. „Ich habe die Rufe nicht gehört. Kann sein, das ist ihr gutes Recht.“

Grundsätzlich wäre es besser, die von Löw zu spät neuformierte und umgekrempelte Mannschaft hätte die Länderspiele gerade im Herbst zum Finden und Einspielen nutzen können. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir in der Entwicklung dieser jungen Mannschaft schon weiter wären“, räumte Löw jetzt ein. Gerade im Umbruch brauche man eine gewisse Kontinuität. „Das war durch die vielen Verletzungen aber nicht möglich, wir konnten uns kaum einspielen. Von daher liegen wir ein bisschen hinten dran in der Idee und Marschroute, die wir hatten“, sagte Löw.

Dafür bleiben dem deutschen Team nun nur noch die beiden Länderspiele im März des kommenden Jahres sowie zwei Testspiele in der direkten Turniervorbereitung, die in Seefeld in Tirol stattfinden wird. Während des Turniers, das in ganz Europa stattfinden wird, bezieht die deutsche Mannschaft in Herzogenaurach ihr Hauptquartier.

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