zum Hauptinhalt
Zum Verzweifeln. Real Madrids Krise spitzt sich zu - Karim Benzema kann es nicht fassen.

© imago/ZUMA Press

Sechste Pleite in La Liga: Fünf Gründe, warum Real Madrid in einer tiefen Krise steckt

Zehn Punkte Rückstand hat Real Madrid auf den Erzrivalen FC Barcelona. Für den tiefen Fall gibt es Gründe - einer davon trägt den Namen Ronaldo.

Wenn Real Madrid am kommenden Sonntag bei Real Betis in Sevilla antritt, bringen die Königlichen eine Hinrunde zum Vergessen hinter sich. Maximal Platz vier wird letztlich vor dem Namen des Champions-League-Seriensiegers stehen. Denn nach dem bitteren 0:2 gegen Real Sociedad am Sonntag, der bereits sechsten Saisonpleite in der Primera Division im 18. Spiel, rangiert Real einen Punkt hinter Deportivo Alaves nur auf Rang fünf. Und das hat fünf gute Gründe:

1.    Cristiano Ronaldo

Mit dem dreimaligen portugiesischen Weltfußballer, viermaligen Champions-League-Sieger, Europameister und Nur-nicht-Weltmeister gewann Real alles, das es zu gewinnen gibt. Neun Jahre schnürte „CR7“ die Fußballschuhe im Santiago Bernabeu und erzielte in 292 Pflichtspielen unglaubliche 311 Tore. Im Sommer wechselte er zu Juventus Turin. Und mit ihm ging auch die Torgefahr Real Madrids. Stellte Madrid in den vergangenen Jahren stets die beste oder hinter Erzrivale FC Barcelona zweitbeste Offensive der spanischen Eliteliga, ist die Torausbeute in diesem Jahr nur mittelmäßig. Real hat weniger Tore geschossen als der Tabellenzehnte UD Levante und häufiger verloren als der Drittletzte aus Bilbao. Es hat sicher auch mit der Ausstrahlung Ronaldos zu tun, die den Gegnern beim Anlaufen bereits die Beine verknotete. Mit Ronaldo ging Real die stärkste oder vielleicht einzige Waffe verloren. Denn Isco, Gareth Bale und Co. sind dem Erbe nicht gewachsen.

2.    Chancenwucher

Nur 26 Tore – das hat bei der Offensivqualität Real Madrids nicht nur mit Ronaldo zu tun. Karim Benzema, Isco, Bale oder auch die Jungspunde Lucas Vazquez und Vinicius Junior lassen zu viele Chancen aus. Der Franzose Benzema ist mit sieben Toren bester Torschütze. Zum Vergleich: Lionel Messi und Luis Suarez haben 16 und 12 Tore geschossen – macht addiert 28 und damit mehr als alle Madrider Spieler zusammen. Der zweitbeste Torschütze Reals ist übrigens Sergio Ramos. Und der ist bekanntlich Innenverteidiger.

3.    Königlicher Kader ist satt

14 Titel in fünf Jahren – von der spanischen Meisterschaft über den Pokalsieg, den europäischen und spanischen Supercup sowie den Weltpokal bis hin zur Champions League. Das Team hat alle bedeutenden Titel mindestens einmal gewonnen. Das Gerüst aus Sergio Ramos, Raphael Varane, Marcelo, Daniel Carvajal, Toni Kroos, Luka Modric, Gareth Bale und Karim Benzema hat seinen Erfolgshunger gestillt. Hinzu kommt, dass in dieser Zeit zwei Weltmeister-Titel den Weg nach Madrid fanden – mit dem Deutschen Kroos 2014 und dem Franzosen Varane 2018. Real braucht neue Impulse – oder einfach eine Einstellung, die über den fehlenden Hunger hinwegsehen lässt.

4.    Überheblichkeit

FC Barcelona und FC Sevilla – na klar, gegen die Top-Teams der Liga kann Real Madrid mal verlieren. Wobei das 1:5 in Barcelona, das letzte Spiel von Trainer Julen Lopetegui, in der Deutlichkeit bedenklich war. Real Sociedad, UD Levante, Deportivo Alaves, SD Eibar und zweimal ZSKA Moskau in der Champions League – das sind dann schon Gegner, denen der spanische Rekordmeister und Rekord-Champions-League-Sieger gewachsen sein müsste. Vor allem die 0:3-Pleiten in Eibar und gegen Moskau im Santiago Bernabeu schockten die Fans. Denn es waren Niederlagen, die sie so nicht kannten. Real wehrte sich nicht, spielte seinen Stiefel wie immer herunter – und bekam doch keinen Fuß auf den Boden. Die spanischen Zeitungen nannten es überheblich, gelernt hat die Ansammlung an Weltklasse-Fußballern aus keiner der Pleiten. Ob es nach dem erneuten Rückschlag gegen Real Sociedad anders wird?

5.    Zidanes Erbe

Julen Lopetegui konnte einem nur leidtun. Die neue Ära, die er bei Real Madrid einläuten sollte, begann so unfassbar tragisch. Ohne Absprache mit dem spanischen Verband stellte Real den neuen Trainer noch vor Beginn der Weltmeisterschaft in Russland im Juni 2018 vor – und der Verband entließ den Nationalcoach prompt. Wenige Monate später war Lopeteguis Zeit in Madrid auch schon wieder abgelaufen, nach sechs Niederlagen aus 14 Spielen. Nachfolger Santiago Solari sammelte in seinen ersten elf Spielen bereits drei Pleiten. Neun Niederlagen macht das zusammen – so viele sammelte Zinedine Zidane in der gesamten Spielzeit 2017/18 in 62 Spielen. Es ist aber auch ein verdammt schweres Erbe, das egal welcher Trainer im Sommer des vergangenen Jahres inmitten Spaniens antreten musste. Der erfolgreichste Vereinstrainer seit 2014 verließ den Klub mit dem Titel der besten Mannschaft Europas. Daran müssen sich die Nachfolger messen lassen. Geschafft hat das bisher weder Lopetegui noch Solari. So ist es keinesfalls sicher, dass Madrid in diesem Jahr den letzten Trainerwechsel gesehen hat. Sicher ist allerdings auch nicht, dass das allein helfen würde.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false