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Daniel Keita-Ruel (vorne) hat in zwölf Spielen schon sieben Tore erzielt

© Uwe Anspach/dpa

Fürths Stürmer Daniel Keita-Ruel: Vom Knast zum Knipser

Greuther Fürth setzt gegen den 1. FC Union auf Daniel Keita-Ruel. Der Topstürmer lässt damit auch seine Vergangenheit in einer Straßenbande hinter sich.

„Mach aus einer negativen Situation immer eine positive“, postete Daniel Keita-Ruel vor wenigen Tagen auf seinem Instagram-Account. Dem Fußballspieler von Greuther Fürth geht es nicht nur darum, auf dem Platz einen Rückstand zu drehen. Er versucht auch persönlich, von ganz unten nach oben zu kommen, und er ist dabei auf einem guten Weg.

Fast vier Jahre lang saß er wegen schweren Raubes im Gefängnis, in dieser Saison ist er einer der besten Torjäger der Zweiten Liga. Gegen den 1. FC Union Berlin am Sonntag (13.30/live auf Sky) will Keita-Ruel mit seinen Fürthern am Tabellennachbarn Union vorbeiziehen. Noch vor einigen Jahren war daran nicht zu denken.

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Zwar beginnt Keita-Ruels Karriere vielversprechend: Vom Wuppertaler SV wechselt er mit 16 Jahren zu Borussia Mönchengladbach, spielt unter anderem mit Tony Jantschke und Marko Marin zusammen. Den Sprung in die erste Mannschaft schafft er jedoch nicht. „Von Hals bis Fuß ist er Bundesliga, aber der Kopf ist Kreisliga“, soll Max Eberl, damals Nachwuchskoordinator und heute Sportdirektor der Gladbacher, über ihn gesagt haben. Keita-Ruel wechselt zum Oberligisten Bonner SC, später wieder zum Wuppertaler SV. Dort sitzt er vor allem auf der Ersatzbank. Eberl behält zunächst Recht mit seiner Aussage.

"Daniel war immer ein feiner Kerl"

Keita-Ruel konzentriert sich nicht mehr auf den Fußball. Stattdessen wird er Teil einer Straßenbande, sein Spitzname ist „Big Boy“. Im Herbst 2011 überfällt er mit sechs Komplizen zwei Postfilialen und einen Baumarkt. Sie erbeuten 100 000 Euro. Die Polizei verhaftet Keita-Ruel. Er wird zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach knapp vier Jahren im geschlossenen darf er in den offenen Vollzug. Der Oberligist Ratingen 04/19 gibt dem Stürmer eine zweite Chance – es ist der Beginn eines besonderen Comebacks.

Ratingens Trainer Peter Radojewski kennt Keita-Ruel noch aus Wuppertal. „Daniel war immer ein feiner Kerl und ein fußballerischer Topspieler. Er war aber leicht beeinflussbar und ist mit den falschen Leuten zusammengekommen“, erinnert sich Radojewski. Nach dem Training fährt Keita-Ruel aus der Umkleidekabine des Oberligisten direkt zurück in seine kleine Zelle in der JVA Wuppertal.

Keita-Ruel will die neue Chance nutzen. „Sie können mich so lange einsperren, wie sie wollen. Aber mein Talent können sie mir nicht nehmen“, sagt er sich. Im Gefängnis arbeitet er an seiner Fitness und bleibt „fußballverrückt“, sagt sein Ex-Trainer Radojewski dem Tagesspiegel. Der Berliner Fußballer Süleyman Koç wird zu Keita-Ruels Vorbild. Koç saß selbst wegen schweren Raubes und Körperverletzung im Gefängnis. Im offenen Vollzug spielte er für den SV Babelsberg und schoss für den SC Paderborn sogar ein Bundesliga-Tor.

Auch für Keita-Ruel geht es aus der Oberliga Jahr für Jahr weiter nach oben: Er wechselt zum Regionalligisten SG Wattenscheid, und im Sommer 2017 verpflichtet ihn Fortuna Köln für die Dritte Liga. Dort trifft er in 37 Spielen 15 Mal. Zu Beginn der aktuellen Saison holt Trainer Damir Buric den Angreifer für 250 000 Euro zu den Fürthern.

Direkt im ersten Saisonspiel schießt der Stürmer Greuther Fürth mit zwei Toren zum 3:1-Sieg gegen Sandhausen. Buric lobt ihn danach: „Keita ist eine coole Sau. Solche Typen brauchen wir.“ Bislang stand Keita-Ruel bei jedem der zwölf Spiele auf dem Platz und erzielte sieben Tore. Auch seinetwegen steht Fürth auf Platz fünf der Tabelle. Jede Saison eine Liga höher, vielleicht wird es für ihn so weitergehen. „Ich weiß, dass Daniel unbedingt in die Erste Liga will“, sagt sein Ex-Coach Radojewski, „die Qualität im Fuß dafür hatte er immer. Jetzt hat er sie auch im Kopf.“

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