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Durchgesetzt. Jacob Holm (rechts) sollte eigentlich erst im Sommer 2019 zu den Füchsen Berlin wechseln – mittlerweile ist der 23-Jährige kaum mehr wegzudenken beim Handball-Bundesligisten.

© dpa

Füchse Berlin: Jacob Holm hat keine Angst vor schweren Würfen

Der dänische Rückraumspieler ist bei den Füchsen die Entdeckung der Saison. Gegen Melsungen kann er Torjäger Nummer eins werden.

Neulich hat es Jacob Holm – ganz typisch für die Jahreszeit – ein paar Tage aus der Bahn geworfen. Der 23 Jahre alte Däne in Diensten der Füchse Berlin musste mit einer fiebrigen Erkältung im Bett bleiben, an sportliche Aktivitäten war nicht zu denken. „Eigentlich nichts Schlimmes“, sagt Holm. „Ich habe drei, vier Kilogramm verloren und war dann eine Woche später wieder fit.“ Zurück auf dem Handball-Feld fielen besagte drei, vier Kilogramm aber tatsächlich ins Gewicht, zumal für einen wie Holm, der im Gegensatz zu vielen modernen Handballern relativ normal gewachsen ist und nicht als Basketballspieler durchgeht. „Ich habe richtig gemerkt, dass etwas fehlt“, sagt er. „Das physische Spiel in der Bundesliga ist die größte Umstellung für mich.“

Grundsätzlich hatte Holm nach seinem Wechsel im Sommer 2018 kaum Schwierigkeiten, sich an die neue Spielklasse, seine neue Wahlheimat und die gestiegenen Anforderungen in Deutschland zu gewöhnen. In einer für die Füchse Berlin durchwachsenen Saison, in der Trainer Velimir Petkovic und Manager Bob Hanning schon mehrfach öffentlichkeitswirksam die mangelnde Einstellung in der Mannschaft kritisierten, ist Holm eine der positiven Erscheinungen.

Vor dem Auswärtsspiel der Berliner bei der MT Melsungen an diesem Donnerstag (19 Uhr, live bei Sky) hat der Rückraumspieler in seinen ersten 23 Bundesliga-Begegnungen 91 Tore erzielt; im vereinsinternen Ranking liegt er damit auf Platz zwei hinter seinem Landsmann Hans Lindberg (93). Allerdings genießt der Berliner Kapitän auch das Privileg, die Siebenmeter werfen zu dürfen. Aus dem Spiel heraus hat Holm mehr als doppelt so viele Tore erzielt wie Lindberg. „Das war eine tolle Verpflichtung, Jacob verdient jedes Lob der Welt“, sagt Manager Hanning. „Er tut uns gut, weil er ein Mensch ist, der sich über jeden Fehler ärgert und daraus lernen will.“

Die Füchse kauften Holm frühzeitig aus seinem Arbeitsverhältnis heraus

Unter normalen Umständen wäre Holm erst im Sommer 2019 aus der ersten dänischen Liga nach Berlin gewechselt, ein entsprechendes Vertragswerk war längst ausgearbeitet. Weil die Füchse aber vor der Saison mit einem halben Dutzend verletzter Spieler klarkommen mussten, kauften sie den Nationalspieler frühzeitig für 150 000 Euro aus seinem bestehenden Arbeitsverhältnis mit seinem vorigen Klub aus Esbjerg heraus.

„Ein Wechsel nach Deutschland, zu einem großen Bundesliga-Klub in einer großen Stadt, war immer ein Wunsch von mir“, sagt Holm. „Deshalb musste ich nicht lange überlegen, als das Angebot auf dem Tisch lag.“ Die Zufriedenheit beruht auf Gegenseitigkeit: Bei den Füchsen haben sie das Geld schon mal schlechter investiert als in der Causa Holm.

„Weil wir so wenige Leute hatten, war ich von Anfang an Stammspieler. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen“, erzählt Holm, „aber das hat mir extrem geholfen.“ Ebenso wie seine furchtlose und unbekümmerte Art. Wer Holm auf dem Handball-Feld beobachtet, sieht im Regelfall einen mutigen jungen Mann, der sich nicht allzu viele Gedanken macht – und das ist ausdrücklich positiv gemeint. Spieler seines Semesters nehmen sich selten derart viele, wichtige und mitunter komplizierte Würfe wie er.

„Das Schönste ist, dass er noch so viel Potenzial hat“, sagt Hanning. An seinem Abwehrspiel etwa muss Holm noch arbeiten, um perspektivisch den Anspruch eines kompletten Spielers zu erfüllen. „In einem Punkt sind wir uns aber alle einig“, sagt Hanning. „Jacob kann über die nächsten Jahre zu einem Gesicht unseres Vereins werden.“

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