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Keller war wegen seiner Nazi-Äußerung gegen Koch während einer Präsidiumssitzung Ende April massiv in die Kritik geraten.

© Arne Detert/dpa

DFB-Präsident Keller zurückgetreten: Fritz Keller übt massive Kritik am DFB

Fritz Keller vollzieht den angekündigten Rücktritt. Schon wieder braucht der Deutsche Fußball-Bund einen neuen Präsidenten.

Fritz Keller nutzte den Augenblick der größten persönlichen Niederlage für einen letzten Rundumschlag. In seiner Rücktrittserklärung prangerte der nun ehemalige DFB-Präsident am Montag die „Befindlichkeiten“ und „internen Machtkämpfe“ im Deutschen Fußball-Bund an. „Mit ordnungsgemäßer Verbandsführung hatte und hat das alles nichts zu tun“, schrieb der 64-Jährige, dem seine Nazi-Äußerung zum Verhängnis geworden war. Ohne deren Namen zu nennen kritisierte Keller seine Widersacher, Generalsekretär Friedrich Curtius und Vizepräsident Rainer Koch.

Keller forderte „eine personelle Erneuerung der Spitze des DFB, ohne die ein glaubwürdiger Neuanfang nicht möglich ist“. Dabei müsse der Verband seine Unabhängigkeit gegenüber Personen, „die als Beschuldigte in unterschiedlichen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen geführt werden“, bewahren. „Der DFB muss sich verändern“, schrieb er.

Im Gegensatz zu Keller und Curtius hatte Koch in der vergangenen Woche nicht seinen unmittelbaren Rücktritt angekündigt - im Gegenteil. Wie der DFB mitgeteilt hatte, wird der 62-Jährige den Verband gemeinsam mit dem gleichberechtigten Vizepräsidenten Peter Peters (58) bis zum nächsten Bundestag, der Anfang 2022 durchgeführt werden soll, interimsmäßig führen. Erst dann will Koch nicht zur Wiederwahl in sein aktuelles Amt antreten. Mit Curtius verhandelt der DFB über eine Vertragsauflösung.

Der Generalsekretär war öffentlich in die Kritik geraten, weil über den Verband ein Dienstleister mit dem Ausbau des Wikipedia-Eintrags über ihn beauftragt worden war. Die vermeintlich hohen Kosten dafür hatte der DFB nicht bestätigt. Keller kritisierte am Montag, im Verband sei es „viel zu häufig“ unter anderem „um das „Arbeiten“ am eigenen Bild in der Öffentlichkeit“ gegangen.

Keller war wegen seiner Nazi-Äußerung gegen Koch während einer Präsidiumssitzung Ende April massiv in die Kritik geraten. Der frühere Präsident des SC Freiburg hatte Koch als „Freisler“ bezeichnet. Roland Freisler war Vorsitzender des Volksgerichtshofes im Nationalsozialismus. Am vergangenen Freitag verhandelte die Ethikkammer des Sportgerichts in der Sache, ein Urteil wird für diese Woche erwartet. Einfluss auf die Rücktrittsentscheidung hat es nicht mehr. Er übernehme nun die persönliche Verantwortung für seine „Entgleisung (...), die trauriger Tiefpunkt der desolaten Führungssituation des DFB bleiben soll“, schrieb Keller am Montag.

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Keller ist nach Wolfgang Niersbach (70) im November 2015 und Reinhard Grindel (59) im April 2019 der dritte DFB-Präsident, der sein Amt innerhalb kurzer Zeit wegen eigener Verfehlungen räumen muss. Koch steigt deshalb zum dritten Mal zu einem von zwei Interimschefs auf. Der Präsident des Bayerischen und Süddeutschen Fußball-Verbands gilt mit als Schlüsselfigur in dem Machtkampf, der seit Monaten innerhalb der DFB-Führung tobt. Koch hat angekündigt, beim nächsten Bundestag, voraussichtlich Anfang 2022 stattfinden soll, nicht zur Wiederwahl antreten zu wollen. Ob er ein anderes Amt anstrebt, ist offen.

Kellers weitere Widersacher, Generalsekretär Friedrich Curtius (44) und Schatzmeister Stephan Osnabrügge (50), haben ebenfalls Rückzüge angekündigt. Mit Curtius verhandelt der DFB über einen Auflösungsvertrag, Osnabrügge will wie Koch nicht zur Wiederwahl antreten.

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Wer auf Keller folgt, ist völlig offen. Genannt wurden bereits unter anderem die Namen von Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge (65) und Rio-Weltmeister Philipp Lahm (37), zuletzt wurde auch die frühere Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (42) ins Spiel gebracht. Keller war 2019 von einer Findungskommission des DFB und der Deutschen Fußball Liga vorgeschlagen worden. Der 64-Jährige war bei seiner Wahl im September vor zwei Jahren als großer Erneuerer gefeiert worden: "Als Präsident bin ich angetreten, weil der DFB bereits im Herbst 2019 ein Sanierungsfall war mit unzähligen ungelösten Themen und 'Baustellen'“, schrieb Keller. Er sei immer wieder auf „Widerstände und Mauern“ gestoßen. (dpa)

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