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Feuer frei: Niels Giffey lässt den Ball fliegen.

© BBL-Foto/Imago

88:65-Sieg im Finalhinspiel gegen Ludwigsburg: Frisch, flink, furios – Alba Berlin steht kurz vor der Meisterschaft

Im ersten von zwei Finalspielen lässt Alba Berlin dem Team aus Ludwigsburg keine Chance. Am Sonntag ist beim BBL-Finalturnier der große Triumph möglich.

Ludwigsburgs Trainer John Patrick fasste es eigentlich bereits vor dem Beginn der Partie gut zusammen: Da lassen sich zehn Basketball-Teams freiwillig in einem Hotel einkasernieren. Da pendeln sie drei Wochen lang nur noch zwischen Hotel und Spielfeld. Da spielen sie vor ein paar Dutzend Menschen in einer ansonsten klaffend leeren Arena. Und dann geht es dabei auch noch um die deutsche Meisterschaft.

„Komische Dinge passieren“, sagte Patrick am Freitagabend also am Mikrofon von Magentasport – und meinte dabei vor dem ersten der beiden Finalspiele beim Finalturnier der Basketball-Bundesliga (BBL) in München doch etwas ganz anderes: Den Hoffnungsschimmer seiner Ludwigsburger nämlich, sich als Außenseiter im Hinspiel gegen den großen Favoriten Alba Berlin zu behaupten.

Alba Berlins K.o.-Spiele beim BBL-Finalturnier

  • Viertelfinale, Hinspiel: Göttingen – Alba Berlin 68:93
  • Viertelfinale, Rückspiel: Alba Berlin – Göttingen 88:85
  • Halbfinale, Hinspiel: Oldenburg – Alba Berlin 63:92
  • Halbfinale, Rückspiel: Alba Berlin – Oldenburg 81:59
  • Finale, Hinspiel: Alba Berlin – Ludwigsburg 88:65
  • Finale, Rückspiel: Ludwigsburg – Alba Berlin (Sonntag, 28. Juni, 15 Uhr)

Der war zuvor mit acht Siegen in acht Spielen souverän durch das Turnier gerollt, hatte die Ludwigsburger bereits in der Gruppenphase geschlagen – und ist dem ersten Meistertitel seit 2008 durch einen souveränen 88:65 (19:13, 27:16, 23:13, 19:23)-Erfolg nun ganz nah. Im Rückspiel am Sonntag könnten sich die Berliner jetzt sogar eine recht hohe Niederlage leisten und dürften sich dann nach dem Pokalsieg im Februar trotzdem Doublesieger nennen.

Es war nach drei langen Wochen in München bereits die neunte Partie in 19 Tagen für beide Teams. Die enorme Belastung haben die Berliner bislang äußerst gut weggesteckt und wirken immer noch frisch, nicht einmal ein paar größere Wehwehchen gab es in den letzten Tagen zu beklagen – ein Thema, das den Berlinern vor allem in der abgebrochenen Hauptrunde immer wieder zu schaffen gemacht hatte.

Diesmal traf es jedoch die Ludwigsburger – und zwar schwerwiegend: Topscorer Marcos Knight, in der K.o.-Runde bislang der überragende Mann des Teams von Coach Patrick, musste vor dem Spiel mit einer Fußverletzung passen. Und so sprach schon vor Spielbeginn viel für Alba.

Patsch: Zwischen Alba und Oldenburg ging es zur Sache.
Patsch: Zwischen Alba und Oldenburg ging es zur Sache.

© BBL-Fotos/Imago

Schnell wurde deutlich, dass die Berliner der gefürchteten giftigen Defensivplackerei der Ludwigsburger selbst etwas entgegensetzen wollten. Und so kehrten sie den Spieß um: Auf dem Parkett gingen die Alba-Profis energisch und aggressiv zu Werke, Coach Aito Garcia Reneses garnierte das Ganze mit wechselnden Verteidigungsvarianten von der Trainerbank.

Die furiose Berliner Leistung in der eigenen Hälfte setzte besonders Rokas Giedraitis auf der anderen Seite fort und attackierte ohne Unterlass. Da war es ihm auch egal, dass seine Würfe von außen zuletzt kaum gefallen waren oder sein Gegenspieler über Ringniveau noch die Hände im Spiel hatte: Giedraitis fegte übers Feld und wurde am Ende mit 14 Punkten zum Berliner Topscorer.

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Beine, Köpfe, Hände – einfach alles an den Berlinern war für die geschlauchten Ludwigsburger in diesem ersten Finalspiel zu flink. Nachdem Albas Spielmacher Peyton Siva mit der Sirene einen Dreier zur 46:29-Halbzeitführung durch das Netz rauschen ließ, trommelte er ekstatisch mit den Ellenbogen auf die Plexiglaswand, hinter dem das Kampfgericht in der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle sitzt, weil eben nicht nur Freude, sondern auch das Coronavirus ansteckend ist.

Dennoch waren die Berliner trotz des Vorsprungs gewarnt: In allen K.o.-Runden-Spielen hatten die Ludwigsburger hohe Rückstände wettgemacht und sich mit ihren Nehmerqualitäten bis ins Finale gespielt. Diesmal wurde daraus nichts. Giedraitis traf zum Einstieg in die zweite Hälfte direkt den nächsten Dreier, und danach rauschte Alba ungebremst durch die zweiten 20 Minuten dieses Finalduells, in dem nun jedoch noch einmal weitere 40 Minuten anstehen.

23 Punkte Vorsprung nehmen die Berliner mit in das entscheidende Rückspiel. Zweifel daran, dass Alba am Sonntag die insgesamt neunte Meisterschaft feiern wird, dürfte es nach dieser Show wohl keine mehr geben. Eine seriöse Leistung braucht es jedoch trotzdem noch, denn: Komische Dinge passieren. (Tsp)

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