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Auch in der Nacht brannte es nach dem Raketen-Einschlag noch weithin sichtbar.

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Nächtliche Krisensitzung nach Raketenangriff: Formel 1 will Rennen in Saudi-Arabien austragen

Saudi-Arabiens Krieg im Nachbarland Jemen ist für die Formel 1 nach einem Raketen-Angriff auf eine Ölfabrik nahe der Strecke greifbar. Gefahren wird trotzdem.

Für die Formel 1 ist der Grand Prix in Saudi-Arabien ein Spiel mit dem Feuer. Trotz des Raketen-Angriffs von jemenitischen Huthi-Rebellen auf eine Anlage des Energieriesen Aramco nahe der Strecke in Dschidda halten die Bosse der Rennserie am zweiten Saisonlauf fest.

„Das Programm des Renn-Wochenendes wird wie geplant stattfinden“, bekräftigte die Saudi Motorsport Company kurz nach dem Schock beim Freitagstraining. Noch in der Nacht war das Feuer an der Ölfabrik des Formel-1-Hauptsponsors Aramco weithin sichtbar.

Der Krieg, den Saudi-Arabien im Nachbarland Jemen gegen die Huthi-Rebellen führt, ist der Rennserie plötzlich ganz nah gerückt. Wegen des Konflikts, der eine der größten aktuellen humanitären Katastrophen ausgelöst hat, steht Saudi-Arabien schon lange in der Kritik.

Man werde alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit des Rennens zu gewährleisten, teilten die Ausrichter mit. „Wir freuen uns, die Fans zu einem Wochenende mit hochklassigem Motorsport und Entertainment begrüßen zu können“, hieß es.

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„Wir haben die Zusicherung erhalten, dass dieser Ort sicher ist“, sagte Weltverbandschef Mohammed Ben Sulayem. Vorausgegangen waren eilige Gespräche mit Sicherheitsbehörden und der saudischen Regierung. „Uns wurde versichert, dass wir hier geschützt sind“, sagte auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Daher habe man sich einstimmig entschieden, weiterzufahren.

Doch so einfach war es offensichtlich nicht. Bis tief in die Nacht berieten die Fahrer über die Geschehnisse. Eine größere Zahl der Piloten soll ernsthafte Sorgen um die Sicherheit geäußert haben. Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali und Sportchef Ross Brawn diskutierten länger mit den Fahrern, später kamen auch Teamchefs wieder hinzu. Sogar über einen möglichen Boykott wurde geraunt, ehe sich die Piloten wohl doch vom Weiterfahren überzeugen ließen.

„Normal ist das nicht“, sagte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko. Erst vor wenigen Wochen hatte die Rennserie wegen des Kriegs in der Ukraine die Verträge mit Russland für die geplanten Grand Prix in Sotschi und St. Petersburg gekündigt. „Wer hat sich vorstellen können, dass in Europa solch ein Krieg möglich ist. Wo ist man sicher und wo ist man nicht mehr sicher?“, sagte Marko nun auch unter dem Eindruck der Geschehnisse von Dschidda.

Das Gastspiel in Saudi-Arabien stand schon vorher in der Kritik

Das Gastspiel in Saudi-Arabien stand schon vorher in der Kritik. Dem Königreich werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Gerade erst ließ das Land 81 Menschen an einem einzigen Tag hinrichten. Rekordweltmeister Lewis Hamilton bezeichnete die Berichte über saudische Verstöße gegen die Menschenrechte als „schwer zu fassen“.

Der Sport geriet angesichts der erschreckenden Bilder vom Freitag in den Hintergrund. Im Training war Ferrari-Pilot Charles Leclerc der Schnellste, dicht gefolgt von Red-Bull-Fahrer Max Verstappen. Für die Qualifikation am Samstag (18.00 Uhr/Sky) ist erneut ein enges Duell zwischen WM-Spitzenreiter Leclerc und Weltmeister Verstappen um die Pole Position zu erwarten. Doch die meisten Gespräche im Fahrerlager drehen sich vorerst um ganz andere Themen. (dpa)

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