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Überraschend klein: Arnold Schwarzenegger führte nach dem Rennen die Siegerinterviews.

© dpa

Update

Großer Preis von Australien: Formel 1: Sebastian Vettel siegt hinter Mercedes

Sebastian Vettel fährt bei seinem Debüt im Ferrari hinter den beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg auf das Podest. Derweil untermauert Hamilton mit seinem Sieg seine Ansprüche auf die Titelverteidigung.

Die  einzige Überraschung erlebte Triumphator Lewis Hamilton beim Auftakt der Formel 1 in Australien auf dem Siegerpodest: Als dort „Terminator“ Arnold Schwarzenegger stand, um die Siegerinterviews zu führen, war der Weltmeister, der sich in Australien im einem von Mercedes eindeutig dominierten Rennen souverän vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg und Sebastian Vettel im Ferrari durchsetzte, erstaunt: „Hey Mann, ich dachte, du bist viel größer,“

Auf der Strecke erlebte der Sieger in sieben der letzten acht Rennen weder Überraschungen noch besondere Herausforderungen: Souverän fuhr Hamilton mit dem perfekt laufenden Mercedes aus der Pole Position seinen Sieg nach Hause, war zu keinem Zeitpunkt wirklich gefährdet – und unterstrich damit seine Ambitionen, seinen Titel zu verteidigen. Wobei ihm das Wort „verteidigen“ nicht gefällt – der Brite präsentierte sich nach dem Rennen in komplettem Angriffsmodus: „Ich will ihn nicht verteidigen, ich will ihn erneut gewinnen. Bei mir geht es nur ums Gewinnen!“

Nico Rosberg über Lewis Hamilton: "Er ist heute gefahren wie ein wahrer Weltmeister"

Gefährdet war Hamilton auf seiner Siegfahrt nie, auch wenn der Abstand auf Verfolger Nico Rosberg im Ziel nur eine gute Sekunde betrug. Der Deutsche musste zugeben: „Er ist heute gefahren wie ein wahrer Weltmeister, ich hatte keine echte Chance.“ Jeden Versuch von Rosberg, näher heranzukommen, konterte Hamilton sofort. Ein wichtiger Faktor dabei: Der Kurs im Albert Park ist in Sachen Benzinverbrauch sehr kritisch – und in dem Bereich da hatte Rosberg ja auch  2014 schon meistens Nachteile gegenüber seinem Teamkollegen.

Bei Mercedes konnte man angesichts der erneut demonstrierten Dominanz nur vollauf zufrieden sein: „Von der reinen Performance des Autos sind wir wahrscheinlich in einer eigenen Kategorie“, strahlte Teamchef Toto Wolff.  „Die Zuverlässigkeit war im vergangenen Jahr ein großes Problem. Jetzt ist unsere Aerodynamik viel besser geworden, wenn man sich das Tempo in den Kurven ansieht. Und unser Antrieb ist immer noch unglaublich. Wir dürfen aber nicht abheben. Ferrari hat heute gezeigt, dass sie einen großen Sprung gemacht haben. Sie haben alle Ressourcen und gute Leute. Sie werden irgendwann zurückkommen." 

Nico Rosberg bot Ferrari und Sebastian Vettel einen genauen Blick in die Mercedes-Garage an

Selbst Nico Rosberg wünschte sich ja auf der Pressekonferenz ja, „dass Ferrari bald herankommt und mit uns kämpfen kann.“ Woraufhin Sebastian Vettel ihn lachend fragte: „Denkst Du wirklich so? Ihr habt 30 Sekunden Vorsprung und wollt, dass wir näher ran kommen? Willst Du damit sagen, dass Du hoffst, dass ihr langsamer werdet?“ Rosberg versuchte zu kontern: „Ich hoffe einfach, dass Ihr uns herausfordert, weil das gut für den Sport ist. Ein Teil von mir denkt auch an die Show. Ich möchte, dass die Leute zuhause oder an der Strecke gut unterhalten werden. Wenn Ihr etwas näher kommen würdet, wäre das also nicht so schlimm.“ Damit war Vettel aber noch nicht zufrieden. Der Ferrari-Pilot legte noch einmal nach: "Ich würde vorschlagen, dass Ihr eure Garage in Malaysia für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Dann können alle einen genaueren Blick riskieren." Ohne Zögern stimmte Rosberg dem Vorschlag zu. Worauf sich Vettel direkt für die Einladung bedankte. "Wir sehen uns dann am Freitag bei Eurem Briefing im Ingenieursbüro."  Die Mercedes-Führung war da allerdings anderer Meinung: „Nein, nein, das geht gar nicht“, gab sich Niki Lauda kategorisch und auch Toto Wolff wollte nicht mitspielen:  „Da muss ich Nico überstimmen. Jeder bleibt da, wo er zuhause ist." Sebastian Vettel spielte den Enttäuschten: „Es ist wirklich sehr schade, dass man mich jetzt wieder ausgeladen hat. Ich wäre auf jeden Fall gerne vorbeigekommen.“

 Sebastian Vettel zu seinem Ferrari-Debüt: "Hier Dritter zu werden, das fühlt sich fast an wie ein Sieg"

Vettel und Ferrari als klare Nummer 1 unter den Mercedes-Verfolgern, mit einem technisch problemlosen Wochenende, das war Überraschung Nummer 2 in Melbourne – neben der kleinen von Hamilton. Der Heppenheimer war Vettel nach seinem dritten Platz beim Renndebüt für Ferrari gut gelaunt wie zuletzt selten, bedankte sich schon gleich nach der Zieldurchfahrt auch auf Italienisch bei seinem Team, redete dann auch auf dem Siegerpodest noch einmal ein bisschen in dieser Sprache, um auch die Tifosi zu Hause in Italien zu begeistern: „Hier Dritter zu werden, das fühlt sich fast an wie ein Sieg. Es war wichtig, nach den guten Eindrücken bei den Tests die Bestätigung zu bekommen, dass das Auto wirklich gut funktioniert. Sicher, der Abstand zu Mercedes ist mit über 30 Sekunden schon ziemlich groß, aber wir haben zumindest unser erstes großes Ziel erreicht, uns dahinter zu etablieren. Wir waren im Rennen schneller als Williams – auch wenn es wahrscheinlich nicht einfach gewesen wäre, Massa auf der Strecke zu überholen. Schließlich haben die einen Mercedes-Motor.“ 

Da half die Ferrari-Box mit einer cleveren Boxenstrategie, die den viermaligen Weltmeister an dem Williams vorbei brachte, „danach konnte ich ihn immer kontrollieren. Jetzt gilt es, den Status als zweite Kraft zu sichern und und dann allmählich an  Mercedes heranzuarbeiten. Die zweite Aufgabe ist deutlich schwieriger und es braucht Zeit, die Lücke zu schließen.“

Brasilianer Felipe Nasr beim Formel-1-Debüt besser als Ayrton Senna, Nelson Piquet und Emerson Fittipaldi

Überraschung Nummer drei: Das Sauber-Team, im Vorfeld des Rennens durch den juristischen Streit mit dem Holländer Giedo van der Garde, der sich ein Cockpit erklagen wollte, eher in  negativen Schlagzeilen und in der gesamten Saison 2014 ohne Punkte geblieben, brachte auf Anhieb beide Autos unter die Top Ten. Der Brasilianer Felipe Nasr lieferte als Fünfter eine fantastische Leistung ab und schaffte etwas, was selbst den brasilianischen Weltmeistern der Vergangenheit, Ayrton Senna, Nelson Piquet und Emerson Fittipaldi, nicht gelang: in seinem ersten Formel-1-Rennen zu punkten. Auch der zweite Sauber-Pilot, der Schwede Marcus Ericcson, holte als Achter noch vier Punkte. Teamchefin Monisha Kaltenborn, in den Tagen zuvor teilweise heftiger, manchmal auch unfairer Kritik ausgesetzt, konnte endlich wieder strahlen: „Das war natürlich die perfekte Antwort auf der Strecke. Wir wussten nach den Testfahrten, dass wir deutlich besser aufgestellt sind, auch durch die Fortschritte von Ferrari. Wir haben auf den ein oder anderen Punkt gehofft, aber dass das dann so funktionieren würde, noch dazu mit beiden Autos, das konnte man wirklich nicht erwarten.“ Begünstigt wurde sie durch den Umstand, dass insgesamt nur 15 Wagen an den Start gingen - das kleinste Starterfeld zu einem Saisonauftakt seit 1958. Aber das passte ja ganz gut zum gernegroßen Arnold Schwarzenegger.

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